Dieser Fang ist auf alle Fälle rekordverdächtig: Da wollte am Tag der Arbeit Stefanie Redlich, Inhaberin einer podologischen Praxis im Eisenhüttenstädter Ortsteil Fürstenberg, mal etwas ausschlafen. Doch ausgerechnet dann rief ihr Mann Danny Redlich an. Sie möge doch schnell zu seinem Angelplatz an die Oder eilen und helfen. Er habe einen ganz großen Fisch an der Angel.
„Mein Mann ist ein begeisterter Angler und spezialisiert auf Wels. Manchmal ruft er mich an und bittet, ihm etwas zu Essen zu bringen. Oft meldet er sich auch bei einem großen Fang. Seit zehn Jahren angle ich auch, allerdings nur Friedfische.“
Gattin eilt am frühen Morgen mit ihrem Sohn durch die nassen Wiesen
So eilte Stefanie Redlich mit ihrem Sohn Eric am frühen Morgen durch die klitschnassen Wiesen in die Nähe vom Innensee. Die genaue Stelle an der Oder wollte sie nicht nennen, ein Angler verrät nicht unbedingt seinen Platz. Der 35-Jährige ist beim AV Barsch organisiert.
Als Stefanie Redlich ankam, befand sich Danny Redlich bereits mit seinem Angler-Kumpel Sebastian Kranz in einem Boot auf der Oder, um den Fisch irgendwie an Land zu ziehen.
„Vom Ufer aus war kein Herankommen. Ich habe 400 Meter Sehne auf der Rolle, davon waren bereits 250 Meter abgerollt. Wenn der sich in der Strömung auf den Boden legt, dann bewegt sich nichts.“ Schließlich bekam Danny Redlich den Wels hoch, griff in sein Maul und zog ihn zusammen mit seinem Kumpel an Land. 35 Minuten dauerte der Drill.
Der Fisch ist größer und schwerer als der Fänger
An Land sah Danny Redlich dann so richtig, was für ein großer Fang ihm da geglückt war. Schließlich ist der Wels weitaus größer und schwerer als er mit seinen 1,78 Metern und 83 Kilo.
Für solche Fälle hat er Bandmaß und Waage mit. 2,36 Meter und knapp 90 Kilogramm ermittelten die beiden Petrijünger. Nach Recherchen im Internet hatte Danny Redlich sogar auf einen Rekordfang gehofft. Doch das bestätigte sich leider nicht.
Wie der stellvertretende Präsident des Landesanglerverbandes Brandenburg, Stefan Höferer, mitteilt, habe es im Land schon etwas größere Exemplare gegeben. „Vor fünf bis sieben Jahren hat mal jemand einen 2,42 Meter großen Wels gefangen. Ich hatte vor drei Jahren ein 2,39 Meter langes Exemplar aus der Oder bei Frankfurt gefischt“, erklärt er.
1970 habe Stefan Höferer angefangen, gezielt auf Wels zu angeln. „Vor Jahren hat man hier noch gestaunt, wenn ein zwei Meter großer Wels an die Angel ging. Inzwischen gibt es solch großen Welse im Land Brandenburg fast überall. Ich bin davon überzeugt, dass hier bald 2,50 Meter große Exemplare gefangen werden.“
Welse werden immer größer
Die immer größeren Welse begründet der Landesvizepräsident mit dem Klimawandel. Da die Gewässer in Brandenburg gut mit diesem Süßwasserfisch bestückt sind, gibt es beim Fang keine Einschränkungen. Wenn schon mal ein Wels an die Angel geht, dann ist er laut Stefan Höferer auch aus dem Gewässer zu entnehmen.
Rekordlisten werden vom Landesverband nicht geführt. Ihm sei zwar dieser Fang bereits gemeldet worden und er kenne auch die beiden Eisenhüttenstädter Angler recht gut, doch nicht alle Petrijünger melden ihre Fische. Viele würden ihren Fang fotografieren und dann die Sache auf sich beruhen lassen.
Immerhin bestätigt dieser Fang, dass nicht alle Welse vom großen Fischsterben in der Oder vor einem Jahr betroffen waren.
Verband führt keine Rekordlisten
Viele Jahre habe Stefan Höferer solche Listen geführt, doch irgendwann darauf verzichtet. Auf alle Fälle habe es vor einigen Jahren in den hiesigen Gewässern nicht solche großen Exemplare gegeben.
Rekordverdächtig könnten jedoch die 90 Kilogramm sein, die dieser Wels auf die Waage bringt. Doch auch in dieser Hinsicht seien die Angaben der Angler lückenhaft.
Auf alle Fälle ist Stefanie Redlich auf solch große Welse nicht besonders scharf. „Ich esse gern Wels. Wir räuchern auch die Filets. Einmal hatte mein Mann einen 2,17 Meter großen Wels gefangen, doch der war ungenießbar. Das Fleisch schmeckte tranig und modrig.“ In der Regel werden bei Redlich die Fische geräuchert.
Viel lieber sind ihr dabei etwa 1,00 bis 1,20 Meter große Welse, mit denen ihr Mann regelmäßig nach Hause kommt. Am häufigsten bringe er Barsche mit, aber auch Aale seien regelmäßig dabei. Ebenso angelt jedoch Danny Redlich nach Köderfischen, um diese dann an seine Raubfischangel zu setzen.