Der zweite deutsch-polnische Fährbetrieb auf dem Grenzfluss Oder nimmt nach jahrzehntelanger Vorbereitung und mehreren vergeblichen Anläufen doch noch Gestalt an. Bislang gibt es nur eine Fähre zwischen Güstebieser Loose in Märkisch-Oderland und Gozdowic in Polen. Am 15. Juli soll etwas weiter südlich im Landkreis Oder-Spree eine zweite Fährverbindung hinzukommen.
So jedenfalls sehen es die Pläne des Amtes Brieskow-Finkenheerd vor. Der Kauf der Fähre geht noch in diesem Monat über die Bühne. Nur noch im Juni können dafür die Fördermittel abgerufen werden.
Ausgeschrieben ist ein saisonaler Betrieb einer Kleinstfähre für bis zu zwölf Personen zuzüglich Fahrräder zwischen Aurith und Urad vom 15. Juli bis 31. September 2023.
Fähre soll von Mai bis September übersetzen
Dabei ist eine Verlängerung der Laufzeit bis zum 30. September 2028 möglich. In den Folgejahren soll ein Fährbetrieb von Mai bis September jeweils an den Wochenenden gewährleistet sein, die Mindestbetriebszeit sind sechs Stunden von 10 bis 16 Uhr. Dabei ist das Boot jeweils 15 Kilometer stromabwärts ab der Oderwerft in Eisenhüttenstadt in Betrieb zu nehmen. Bis 22. Juni um 10 Uhr können sich Bewerber noch melden.
Laut Amtsdirektor Dirk Wesuls wäre der 15. Juli der Idealfall. Auf alle Fälle würde laut Dirk Wesuls auch eine Fähre zeitnah verkehren, wenn sich niemand auf diese Ausschreibung melden sollte. Dann gebe es einen Plan B. Wenn die Fähre da ist, wird sie aus Sicherheitsgründen in der Neuen Oderwerft in Eisenhüttenstadt verwahrt.
Mögliche Einnahmen behält der Betreiber. Überdies würde er für dieses Jahr einen Zuschuss von 5.000 Euro und ab 2024 von 10.000 Euro erhalten.
Doch das ist Zukunftsmusik. Immerhin einen Monat vorher könnten die Touristen einen Eindruck davon gewinnen, wie der Fährbetrieb bald abläuft.
Am 17. Juni steht nach fast vierjähriger Pause ein deutsch-polnisches Sommerfest in beiden Ortsteilen des einstigen Aurith an. Im ehemaligen Dorfkern rechts der Oder in Urad leben etwa 300 Personen, links der Oder im ehemaligen Vorwerk im Ziltendorfer Ortsteil Aurith sind es etwa 60. In beiden Gemeinden gibt es an diesem Tag Kulturprogramme.
Flussgott ist Namensgeber
Auf alle Fälle wird ein deutsches Fährboot, benannt nach dem Oder-Flussgott Viadrus, mindestens aller halben Stunde zwischen Aurith und Urad pendeln. Maximal zwölf Personen wären dann wie regulär ab Juli pro Tour möglich.
Da aber hunderte Gäste erwartet werden, streben der organisierende Förderverein RGV Schlaube Oderland, das Amt Brieskow-Finkenheerd und die polnische Partnergemeinde Cybinka eine weitere Fähre an.
Verändert hat sich im Umfeld beider Anlegestellen einiges. So gibt es auf deutscher Seite ebenso eine Begegnungsstätte mit Spielplatz wie in Urad. Gastronomen beziehungsweise Imbiss-Betreiber stehen auf polnischer Seite bereits in den Startlöchern, auf deutscher Seite sind es bereits das Bauernstübchen und der Radlerhof.
Seit September 10.000 Besucher auf dem Aussichtsturm
Natürlich ist der vor zwei Jahren errichtete 30 Meter hohe Aussichtsturm mit seinen 154 Stufen am augenfälligsten. Laut Marta Sztelmach-Wiecek, als Geschäftsführerin des Tourismus-Fördervereins eine der Hauptorganisatoren dieses Sommerfestes, haben seit September 10.000 Interessenten den Turm besucht.
Auch im Rahmen des seit 2008 veranstalteten Sommerfestes können die Besucher von der Aussichtsplattform aus von oben einen ungefähren Eindruck von der nahezu unberührten Landschaft gewinnen, die sie sowohl zu Fuß, per Rad als auch im Kanu erschließen können. Entlang der Fernverkehrsstraße ins neun Kilometer entfernte Verwaltungszentrum nach Cybinka gibt es seit einem Jahr einen Radweg.
Über das und vieles mehr können sich die Besucher im Rahmen des Deutsch-Polnischen Sommerfestes am Stand des RGV Schlaube Oderland informieren.
Fest beginnt um 12 Uhr
Das Fest wird um 12 Uhr mit der Begrüßung der polnischen Delegation in Aurith eröffnet. Bis gegen 18 Uhr werden unter anderem der Trachtenverein Ziltendorf (12 Uhr), Preisträger von „Jugend musiziert“ der Städtischen Musikschule Frankfurt (12.40 Uhr), der Musikverein Cybinka (13 Uhr), der Finkenheerder Fastnachtsclub (13.30 Uhr), der Neuzeller Spielmannszug (14.30 Uhr) und die Jazzer der Rattle Storks Oldtime (15 Uhr) auftreten.
Darüber hinaus ist ein buntes Markttreiben geplant und gibt es von 13 bis 16 Uhr ein spezielles Programm für Kinder. In Urad werden von 15.30 bis 20 Uhr diverse Musikgruppen und Akteure auftreten. Nachdem es bereits bei den Cybinka-Tagen am 3. Juni zu den Konzerten tausende Besucher gegeben hatte, rechnen die Organisatoren am 17. Juni mit einem ähnlichen Andrang. Vor vier Jahren waren 3000 Gäste geschätzt worden.