Während derzeit vor dem Hintergrund der geplanten Tesla-Ansiedlung Ideen für potentielle Wohnbauflächen und neue Verkehrsadern gesammelt werden, erinnert Erkners Ortshistoriker Frank Retzlaff an alte Überlegungen von vor mehr als hundert Jahren. Zwei Vorhaben, Erkner betreffend, waren relativ weit gediehen, wurden aber nie umgesetzt. Das sind Pläne zur Entwicklung von Karutzhöhe und einer Bahnstrecke von Erkner über Freienbrink und Spreenhagen bis nach Storkow – samt Abzweig nach Markgrafpieske.

Geld stand schon bereit

Letztere war Anfang des 20. Jahrhunderts ein ernsthaft verfolgtes Projekt. Das geht aus einem Artikel hervor, den Otto Uhlitz (1923 bis 1987) als Mitglied der Landesgeschichtlichen Vereinigung Mark Brandenburg 1987 veröffentlicht hat. Wie er darin schrieb, hatte er die Dokumente zufällig entdeckt. "Die neue Bahn sollte am Staatsbahnhof Erkner abzweigen, eine Strecke mit der Schlesischen Bahn parallel gehen, dann nach Süden abbiegen und am Rande der Forst Erkner in südlicher Richtung bis zu einer bei Hohenbinde vorgesehene, eventuell mit einer Holzverladestelle verbundenen Haltestelle weitergehen", heißt es in dem Text. Der nächste Halt wäre Freienbrink gewesen. Von dort aus sollte es über Sieverslake, Alt-Hartmannsdorf (Haltepunkt), Spreenhagen bis hin zu einer Anbindung an die Staatsbahn Storkow bei Rieplos gehen.
Bereits 1908/09 hatte es auf preußischer Regierungsebene Anträge für die Umsetzung des Projektes gegeben. Die Kosten wurden mit rund 1,8 Millionen Mark beziffert. Im November 1915 sei die Finanzierung gesichert gewesen, weiß Frank Retzlaff aus einer damaligen Veröffentlichung. Mit im Boot war auch die Stadt Berlin, die das Vorhaben mit Nachdruck unterstützte, weil ihr Grundbesitz entlang der Strecke so erschlossen werden würde und für den Mülltransport dann auch der Gleisweg hätte genutzt werden können. Realisiert wurde das Vorhaben jedoch nie.

Wohnblöcke für Fabrikarbeiter

Zumindest Teile davon sind aber noch einmal aufgegriffen worden – im Zuge der Entwicklung von Karutzhöhe in den 1930er-Jahren. Die damals errichtete Erwerbslosensiedlung sollte Ende dieses Jahrzehnts um mehr als 800 Wohnungen für die Mitarbeiter der Kugellagerfabrik erweitert werden. Die nebenstehende Skizze weist die dafür vorgesehenen Flächen nördlich und südlich der Einfamilienhäuschen für teils mehrgeschossige Wohnblöcke aus.
Zudem sollte das Gelände in der Nachbarschaft zum Karutzsee einen Sportplatz bekommen. Am rechten oberen Rand des Planpapiers ist die bestehende Bahnstrecke zu sehen, von der nach Süden ein Abzweig abgeht. Für den Ortsteil war auch ein Bahnhof vorgesehen. Zu erkennen ist auch die Alte Poststraße, die mit unter der neuen Bahntrassen hindurch geführt werden sollte. Der Zweite Weltkrieg hat letztlich verhindert, dass an dieser Entwicklung festgehalten wurde.

Neue Bahnpläne

Im Zuge der Tesla-Ansiedlung hat sich die Steuerungsgruppe des Landkreises mit der Entwicklung der Infrastruktur befasst. So weit wie die Ideen vor mehr als 100 Jahren reichen die aktuellen Vorstellungen zum Bahnausbau allerdings nicht. Immerhin wird die Verlängerung der Bahnsteige entlang der RE1-Linie als wichtig erachtet sowie eine dichtere Taktung im Fahrplan. Neue Trassen, etwa für die S-Bahn, sind durch das Nadelöhr Erkner eine Herausforderung. Bedacht wird zudem eine Verlängerung der RB35 über Fürstenwalde hinaus bis nach Fangschleuse und Erkner. bei