Aber er rechnet schon mit Zuzug, sollte der Elektroauto-Hersteller Tesla seine Ankündigung wahrmachen, am Güterverkehrszentrum Freienbrink Milliarden zu investieren. Dazu brauche die Gemeinde Hilfe aus Potsdam. Es geht um die gemeinsame Landesplanung von Berlin und Brandenburg, die Grünheide derzeit kaum Spielraum für neue Wohnbebauung lasse.
Christiani setzt auf die Zusage aus der Landeshauptstadt, die Großinvestition werde an Brandenburgs Bürokratie nicht scheitern. Ein erster Spatenstich 2020 stehe im Raum, vorausgesetzt, Tesla reiche prüf- und genehmigungsfähige Unterlagen ein. Mit ebenso viel Entgegenkommen rechnet der Bürgermeister beim Landesentwicklungsplan.
Rückendeckung erhält er vom Spreenhagener Amtsdirektor Hans-Joachim Schröder. Wenn Tesla komme, müsse dieser Plan geändert werden. "Wenn sich nur 500 von den 3000, die dort arbeiten sollen, hier niederlassen wollen, muss etwas passieren, und zwar schnell." Aber Schröder äußert sich noch zurückhaltend: "Ich habe noch nicht die Botschaft gehört: Jetzt geht es wirklich los." Es gebe im Amt durchaus Flächen für neue Wohngebiete, sowohl in Spreenhagen als auch in Gosen-Neu Zittau und Rauen, "wenn die Gemeindevertretungen zustimmen und Baurecht geschaffen wird."
Der große Ansturm habe jedenfalls noch nicht eingesetzt. Für Andreas König, Projektentwickler beim B.R.B. Projektmanagement und Immobilienservice mit Sitz in Grünheide, ist das nicht weiter erstaunlich. "Die Information ist gerade eine Woche alt. Noch hat niemand aus Amerika angerufen und gesagt: ,Ich miete hier alles an.’" Aber es sei natürlich klar, dass in der Region die Infrastruktur für Tesla wachsen müsse. Dabei sei das Interesse an Wohnraum in Grünheide auch ohne die Gigafabrik groß. Das Unternehmen baut gerade 20 Wohnungen an der Grünheider Friedrich-Engels-Straße – und die Nachfrage ist gut, wie der Projektentwickler berichtet.
Über mangelnde Nachfrage in dieser Hinsicht können auch Woltersdorf und Schöneiche nicht klagen. Woltersdorfs Bauamtsleiterin Kerstin Marsand spricht von einem ohnehin angespannten Immobilienmarkt. Themen der Gemeindevertretung sind gerade Pläne für Wohngebiete in der Rüdersdorfer und der Moskauer Straße. Langfristig müsse weiterer Wohnraum geschaffen werden, auch ohne Tesla. "Wir betreiben weiter geordnete stätebauliche Politik und lassen uns jetzt nicht aufscheuchen."
Nebenan in Schöneiche sagt Bürgermeister Ralf Steinbrück über die Folgen der Tesla-Ansiedlung: "Die Gemeinde wird sich damit beschäftigen." Bebauungspläne stünden ohnehin regelmäßig auf der Tagesordnung der Gemeindevertreter, wie derzeit für die Berliner Straße Nord. "Wir sind von Teslas Zeitplan einigermaßen überrollt", fügt der Bürgermeister hinzu. Für vordringlich halte er die Schaffung von Infrastruktur. Zumindest anfangs würden sicher viele Tesla-Beschäftigte pendeln.
Auch in Erkner wird gebaut, wenn auch nur in vergleichsweise geringem Umfang. "Wir verdichten, wo es nur geht", sagt Vize-Bürgermeister Clemens Wolter. Auch im Zusammenhang mit Tesla prüfe die Stadt, wo sich Wohngebiete ausweisen lassen.
Neues Bauland in Briesen
Das passiert in Briesen gerade mit den Bebauungsplänen Briesen-Mitte für gut 20 Parzellen und Spitzer Berg für fünf bis sechs Grundstücke, wie Ron Gollin, Bauamtsleiter im Amt Odervorland, berichtet. Eigens für Tesla sei vorerst nichts geplant.
Abwarten heißt die Devise offenbar für viele Grundstücksentwickler oder Bauherren. Bei der Sparkasse Oder-Spree ist Sprecher Holger Swazinna zufolge jedenfalls keine verstärkte Nachfrage nach Immobilien oder Bauland zu spüren. Auch über höhere Baupreise, wie sie gemeinhin erwartet werden, kann er nichts berichten.
In Fürstenwalde rechnet man indes mit steigendem Interesse. Laut Stadtverordneten-Beschluss sollen Grundstücke in der Ketschendorfer Feldmark II für mindestens 100 (Einfamilienhäuser) beziehungsweise 110 Euro (Mehrfamilienhäuser) verkauft werden. "Wir sind gespannt, wohin sich die Preise entwickeln", sagt Stadtsprecherin Nadine Gebauer.
Landesentwicklungsplan
Im Landesentwicklungsplan ist die grundlegende Strategie für die Hauptstadtregion bis 2030 formuliert. Er bildet die Grundlage für Bebauungspläne und Flächennutzungspläne, für Wohn- und Gewerbegebiete sowie für Windparks in Brandenburg und Berlin. Das von Anfang an umstrittene Papier legt unter anderem fest, dass neue Wohngebiete vorrangig entlang der Bahntrassen entstehen, die von Berlin aus sternförmig nach Brandenburg führen sollen . red