Seit Oktober spielt das Theater aus Schöneiche (TaSch) in der Kulturgießerei „Eine Familie“ nach Tracy Letts – erneut ein großer Erfolg. Bis Juni steht es noch auf dem Programm. Am Wochenende feierte die Truppe „Bergfest“, wobei sie einen Blick hinter die Kulissen erlaubte.
Da sitzen sie alle wieder beisammen: Diplomingenieur und Umweltreferent, Amtsleiterin und Sozialpädagogin, Alt und Jung, Informatiker, Krankenschwester, Tischler, Jurist. „Endlich geht‘s wieder los“, freut sich Maika Eberlein, und Henry Drozdzynski fügt hinzu: „Ich bin schon ganz aufgeregt.“ Damit meint er nicht nur das „völlig normale“ Lampenfieber vorm Auftritt, sondern auch, ob das Drumherum klappt. „Wir haben neue Lichttechnik. Die muss erst ausprobiert werden.“
Ein Wochenende pro Monat füllt das TaSch die Kulturgießerei mit ganz besonderem Flair. Bereits am Mittwoch zuvor herrscht emsiges Treiben. Das alte Gemäuer wird zum Theater herausgeputzt. Wände und Decken bekommen mit Fotos und Stoffbahnen ein neues Outfit. Die Bar wird mit zauberhafter Dekoration und liebevollen Details in eine gemütliche Wohnstube verwandelt. Im Saal bauen die Männer an der Bühne, installieren Mobiliar und Vorhänge. Regisseur Jens Finke schiebt die großen Sitz-Treppen umher: „Heute werden wir wohl ein bisschen länger für den Aufbau benötigen“, sagt er und weist auf die neuen Scheinwerfer-Gestänge, die den Anbau der Vorhänge behindern. So müsse die Probe noch warten, was jedoch kein Problem sei, wie er augenzwinkernd hinzufügt, weil die Schauspieler eh noch mit Werkzeug auf der Leiter stünden. Jeder packt mit an.
Im Januar 2003 gründete sich diese Theatertruppe um den heutigen Vereinsvorsitzenden Mathias Buchallik. Mit „Fisch zu viert“ trat sie einige Monate später erstmals auf die Bühne – und erhielt unglaublichen Zuspruch, was viel Mut für weitere Inszenierungen gab. Immer mehr Freunde und Bekannte wurden einbezogen. So entwickelte sich Stück um Stück eine feste Gemeinschaft. „Die Leidenschaft fürs Theater hält uns zusammen“, sagt Ulla Hofmann, eine der drei Souffleusen, mit leuchtenden Augen. „Für mich ist es stets spannend zu beobachten, wie alles wächst, immer besser, lebendiger wird.“ „Wir sind wie unser Stück“, ergänzt Dagmar Rahne, die für Tickets und Einlass zuständig ist: „Eine Familie.“ „Aber bitte nicht so wie auf der Bühne“, kontert Katrin Buchallik, eine der Bardamen, und lacht. „Wir halten zusammen, wir sind ein gutes Team.“
31 Leute gehören aktuell dazu, wovon nur zwölf auf der Bühne stehen. Doch eine Aufführung braucht mehr als Schauspieler und Regisseur, ohne Ton- und Licht-Techniker, Souffleusen, Verantwortliche für Werbematerial und Öffentlichkeitsarbeit, für Raumgestaltung, Bar und Einlass ginge es nicht.
Acht Stücke hat das TaSch bisher auf die Bühne gebracht – jeweils mit rund 30 Vorstellungen und weit über 3000 Zuschauern. Seit 2012 agiert es als eingetragener Verein, um sich auch rechtlich auf sicherer Ebene zu wissen. Alle arbeiten ehrenamtlich ohne Honorar und sind – bis auf den Regisseur – Theater-Laien, jedoch ausnahmslos ihrem zeitfressenden Hobby mit Leib und Seele verfallen. Nur eine gemeinsame Wochenendfahrt gönnen sie sich nach jeder Spielzeit auf Vereinskosten, sie dient zugleich als Ideenschmiede fürs nächste Projekt. Danach steht ein Jahr harte Arbeit auf dem Plan: Jede Woche Probe, Kostüme und Kulissen, Flyer und Plakate werden gefertigt sowie Barangebot und Raumgestaltung dem Thema entsprechend vorbereitet. „Das ist schon eine große Herausforderung für alle“, meint Katrin Roß. „Die meisten von uns stehen noch mitten im Berufsleben. Da braucht es gute, langfristige Planung, Disziplin sowie viel Verständnis in der Familie. Es ist eine große Freude, hier dabei zu sein. Es macht einfach Spaß.“
Und schließlich nicht zu vergessen: Die gute Zusammenarbeit mit der Kulturgießerei. „Es ist eine wunderbare Symbiose, gegenseitiges Geben und Nehmen“, sagt Vereinsvorsitzender Mathias Buchallik. „Wir bereichern das Programm des Hauses sowie dessen positive Ausstrahlung weit über Schöneiches Grenzen hinaus, unterstützen auch materiell, und haben dafür eine wunderbare Spielstätte, profitieren von deren Image.“