„Erinnern – Fühlen – Verstehen – Handeln“, so lautet das Motto der Demokratie-Kampagne von Schauspieler Thomas Darchinger. Zusammen mit dem Vibraphonisten Wolfgang Lackerschmid hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte seines langjährigen Freundes Solly Ganor weiterzutragen, eines vor Kurzem verstorbenen ehemaligen KZ-Häftlings.
Im Rahmen einer musikalisch untermalten Lesung aus dessen Autobiographie „Das andere Leben: Kindheit im Holocaust“ sollen Jugendliche für die Verbrechen des Nationalsozialismus sensibilisiert und an die Errungenschaften der Demokratie erinnert werden. Unterstützt wird das Projekt von verschiedenen Politikern, in Brandenburg steht es unter der Schirmherrschaft Dietmar Woidkes. Mehr als 8000 Zuhörer haben die Künstler damit bisher erreicht.

Mahnung die Geschichte nicht zu wiederholen

Freitagmorgen saßen die Neuntklässler der Woltersdorfer FAWZ-Gesamtschule im Publikum. Um kurz nach 8 Uhr begann die Veranstaltung mit einer eindringlichen Vorrede Darchingers. „Wir alle machen Fehler, aber bestimmte Fehler dürfen sich auf keinen Fall wiederholen“, eröffnete der Schauspieler mit ernster Stimme die Lesung. Damit schlug er einen Bogen zu den Verbrechen der Nationalsozialisten sowie zu den unmenschlichen Bedingungen in den Vernichtungslagern und kam auf den Zeitzeugen Solly Ganor zu sprechen. 
„Er war so alt wie ihr jetzt“, betonte Darchinger bevor er eine Videobotschaft des stark gealterten Mannes abspielte. Darin berichtete dieser von der in der NS-Zeit praktizierten „Vernichtung durch Arbeit“, die er am eigenen Leib in verschiedenen Konzentrationslagern erfahren musste.

Eindrücke der grausamen Lebenswirklichkeit

Die Schüler hörten gebannt zu und nach einem kurzen Vorspiel am Vibraphon begann die Lesung. Eine Stunde lang katapultierte das harmonische Duo auf der Bühne die Schüler zurück in die Zeit des Nationalsozialismus und vermittelte ihnen einen Eindruck der damaligen, grausamen Lebenswirklichkeit  Solly Ganors und Millionen anderer.
Von der brüchigen Stimme Sollys, der gerade seinen Vater verloren hat, hin zum aggressiven Schreien eines SS-Offiziers erweckte Darchinger die beteiligten Charaktere zum Leben und fesselte das Publikum. Die musikalische Begleitung Lackerschmids verlieh den packenden Szenen zusätzliche Intensität.

Die Freiheit miteinander zu reden und zu streiten

„Die Musik hat die Konzentration noch gesteigert“, fand die 14-jährige Gina. Auch Amelie und Lena konnten viel mitnehmen und waren von der Kombination aus Stimme und Musik beeindruckt, wie sie erzählten. Edwin dagegen war der Meinung, dass die Musik an manchen Stellen nicht so ganz passte.
Mit der Befreiung Sollys durch eine Einheit der amerikanischen Armee endete das Hörspiel und Darchinger appellierte ein letztes Mal an die Schüler: „In einer Demokratie haben wir die Freiheit, trotz gegensätzlicher Meinungen miteinander zu reden und zu streiten. Nutzt das! Verlasst eure Meinungsblase und bleibt neugierig, denn nur so lassen sich die Probleme auf der Welt nachhaltig lösen.“