Die Kreisverwaltung Oder-Spree favorisiert ein Schulzentrum in Erkner am Hohenbinder Weg gegenüber einem Gymnasium in Schöneiche. Aus der Morus-Oberschule, so die Idee, wird eine Gesamtschule, die Stadt Erkner baut parallel eine Grundschule.
Schulverwaltungsamtschef Roland Pilz erklärte am Dienstagabend im Kreisbildungsausschuss die Möglichkeiten der Schulentwicklung für den Planungsbereich 3 des Kreises. 17 Varianten seien denkbar, einige davon betrachtete Pilz ausführlicher. Sein Fazit: Für das Gebiet, zu dem die Schüler aus Erkner, Woltersdorf, Schöneiche, Grünheide und dem Amt Spreenhagen gezählt werden, sei aus Sicht der Kreisverwaltung ein neues Schulzentrum von der 1. bis zur 13. Klasse am sinnvollsten.
Das Gebäude der existierenden Morus-Oberschule müsse ohnehin mindestens aufwändig saniert werden. Besser sei jedoch ein Neubau. Die Erweiterung der Schule zu einer Gesamtschule würde zudem eine weitere Möglichkeit zum Abiturerwerb bieten. Der Gesamtschulweg sei vor allem für die männlichen Schüler wichtig, die einfach länger Zeit zum Lernen bräuchten. Das belegte Pilz mit Zahlen. Am Bechstein-Gymnasium betrage der Anteil der Schülerinnen 66 Prozent, an der Morus-Oberschule machen die Jungs 65 Prozent aus. Für den Leiter der Morus-Oberschule, Frithjof Cornelisen, wäre das auch der Weg, vom Image der Restschule wegzukommen, wie er am Montagabend im Erkneraner Bildungsausschuss sagte.
Mit der Einrichtung einer Gesamtschule mit Sekundarstufe II im Mittelzentrum Erkner könne man zudem das Oberstufenzentrum in Fürstenwalde entlasten, so Pilz. Jährlich würden rund 30 Schüler das berufliche Gymnasium am OSZ Palmnicken wählen. Die könnten künftig im Raum Erkner bleiben. Ein weiterer Vorteil sei schließlich das lange gemeinsame Lernen an einem Standort. Pilz verwies zudem auf mögliche Synergieeffekte mit dem Bechstein-Gymnasium. In Spartenfächern seien vielleicht gemeinsame Kurse möglich, in Notzeiten könne man sich mit Lehrern aushelfen. Auch genehmigungsrechtlich ist es in Erkner einfacher – weil es den Standort schon gibt.
Rechtlich möglich sei aber auch ein neues Gymnasium in Schöneiche. Die Zweizügigkeit, die notwendig ist, würde man mit den prognostizierten Schülerzahlen erreichen.
Eine Entscheidung wird erst der Kreistag, der im Mai gewählt wird, treffen. Wie diese ausfällt ist offen. Vertreter aus Erkner und Schöneiche warben vor dem Ausschuss für ihren jeweiligen Ort. Vor allem Anke Winkmann, sachkundige Bürgerin im Ausschuss und CDU-Gemeindevertreterin in Schöneiche, verwies darauf, dass derzeit alle Kinder des knapp 13 000 Einwohner zählenden Ortes Schöneiche verlassen müssen, um eine weiterführende Schule zu besuchen. Das sei für Vereine und Freizeiteinrichtungen sehr schwierig. In der Schulentwicklungsplanung steht auf Schöneicher Druck, dass bei entsprechend positiver Bevölkerungsentwicklung in Schöneiche eine weiterführende Schule zu errichten sei. Die Gemeinde selbst sieht einen hohen Siedlungsdruck, der Kreis geht von gleichbleibenden Einwohnerzahlen aus. Im Schulentwicklungsplan steht auch, dass ein Schulzentrum bis Klasse 10 in Erkner zu errichten ist. Die Einführung einer Abiturausbildung dort soll ebenfalls geprüft werden. Allerdings steht ein Grundsatzbeschluss des Kreistags zugunsten eines Schulzentrums in Erkner weiter aus.
"Wenn jetzt ein Schulzentrum kommt, sieht es für Schöneiche schlecht aus", machte Rolf Hilke, Chef der CDU-Fraktion im Kreistag, bei einer zeitgleich mit dem Bildungsausschuss stattfindenden Wahlkampfveranstaltung seiner Partei in Schöneiche deutlich. Es gebe genügend Schüler für ein Gymnasium. "Das gilt es jetzt politisch umzusetzen." Konkrete Planungen seien vor den Kommunalwahlen nicht mehr möglich, wohl aber eine Weichenstellung mittels Grundsatzbeschluss des jetzigen Kreistages. "Die Chancen stehen sehr gut, aber wir müssen jetzt auch zugreifen", sagte Hilke.
Eine Entscheidung soll im Kreistag Ende des Jahres fallen. Dann folgen Planungs- und Genehmigungsphase. Wenn alles glatt läuft, so schätzt es Roland Pilz ein, werde von Frühjahr 2023 bis 2025 gebaut.
Das wäre für Erkner zu spät, um im gleichen Zug das Grundschulproblem zu lösen. Eine zweite Grundschule soll bis 2022/23 stehen, bekräftigte Vize-Bürgermeister Clemens Wolter am selben Abend im Erkneraner Stadtentwicklungsausschuss. Dort wurde ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, mit dem Baurecht am Hohenbinder Weg für eine Schulerweiterung entstehen soll.

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