Wer in der Region Tierhalter ist, dem reicht die Bezeichnung, um zu wissen, wer hier eingezogen ist. Denn seit zweieinhalb Jahren sind die beiden Tierärztinnen Susanne Benter aus Hartmannsdorf und Kerstin Hansing aus Wernsdorf für ihre in der Regel vierbeinigen Patienten da. "Manchmal sogar für Vögel", schmunzelt Kerstin Hansing. Beide bilden ein Team, kümmern sich mit ihrer bis dato mobilen Praxis um Kleintiere und Pferde.
Die zwei Frauen haben noch einiges zu tun, bis am Freitag der erste Patient behandelt werden kann. Im vergangenen Herbst bekamen sie von Amtsdirektor Joachim Schröder die Räume angeboten. Die Entscheidung zuzusagen, fiel ihnen letztlich nicht schwer, wussten sie doch um die Defizite ihres mobilen und die Vorzüge eines stationären Angebots. "Operationen auf dem Küchentisch sind nicht jedermanns Sache." Jetzt also wollen sie beides verflechten – zu den Pferdehaltern und zu Notfällen werden sie weiterhin fahren.
Im Wartezimmer stehen die ersten Stühle bereit. Allerdings muss noch fertig gemalert werden, fehlen die Fußbodenleisten, die Desinfektionsspender und der Schmuck an den Wänden. In der Tür zum Behandlungsraum fallen zwei Löcher statt der Türklinke ins Auge. Die Regale sind schon gut mit Literatur gefüllt, bei Medikamenten gibt es noch Lücken. "Wir haben zwar noch Glück, rechtzeitig geordert zu haben", erzählt Kerstin Hansing. "Aber die Lieferzeiten sind jetzt in der Corona-Krise viel länger." Und keiner wisse, wie sich das Angebot entwickelt. "Was jetzt ankommt, ist noch die Produktion vor dem Stillstand", sind sich beide einig. Bei der bestellten Technik ist ebenfalls noch längst nicht alles geliefert worden. "Wir warten auf das digitale Röntgengerät." Das sei aber nicht so schlimm, da sie wegen der Corona-Krise ohnehin den Lehrgang noch nicht absolvieren konnten. Und da beide bereits mobil gearbeitet haben, ist die Ausstattung zu weiten Teilen vorhanden.
Neben einem Sanitärraum komplettieren ein Operations-Zimmer nebst Apotheke und ein Spielzimmer das neue Reich der beiden Ärztinnen. Letzteres war ihnen wichtig. Denn der Neustart ist abgepasst an die familiäre Situation der Frauen. Susanne Benter (30) hat eine dreijährige Tochter und vor zwei Monaten einen Sohn geboren. Kerstin Hansings Söhne sind zehn und 16 Jahre alt. Der 40-Jährigen ist es genau wie ihrer jüngeren Kollegin wichtig, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Das Domizil in Spreenhagen bietet ihnen dafür einen guten Rahmen.

Spätsprechstunde im Angebot

Auf Grund der Corona-Krise wird erst einmal nur nach vorheriger Terminvergabe behandelt. So lasse es sich steuern, dass die Hygieneregeln eingehalten werden. Zudem sei damit der Ablauf in der Praxis besser zu koordinieren. Beide Ärztinnen weisen darauf hin, dass jedes Tier derzeit nur von einer Person begleitet werden darf. Montags und freitags soll es jeweils eine Vormittags- und eine Nachmittagssprechstunde geben, mittwochs außer am Vormittag eine am späten Abend. "Mal sehen, wie die Nachfrage ist", sagt Susanne Benter. "Wir denken da ganz flexibel."
Fachlich ist den beiden die ganzheitliche Betrachtung der Tiere wichtig. Deshalb gehören nicht nur Methoden der Schulmedizin zu ihrem Instrumentarium, sondern auch alternative Techniken wie Akupunktur, Chiropraktik und physikalische Gefäßtherapie, gesunde Ernährung und Kräuterkunde. Zudem arbeiten sie mit einer Tierpsychologin und einer Tierphysiotherapeutin zusammen. "Und wir wollen etwas für uns Neues ausprobieren, Online-Vorträge anbieten", verrät Kerstin Benter. An Elan und Ideen mangelt es den Frauen nicht.