Marinas und Bootsverleihe dürfen wenigstens teilweise wieder Leute aufs Grundstück lassen. Für Vereine gilt weiter die strenge Schließung. "Wir haben beim Landkreis eine Sondergenehmigung beantragt, damit unsere Kanus wieder aufs Wasser dürfen", sagt Kerstin Wählte, Vorstandsmitglied vom Kanuclub Erkner (KCE). Doch der Landkreis sei mit Sondergenehmigungen nicht freigiebig, wie sie gehört hat.

Bootshaus mit neuem Antlitz

Eigentlich war der Verein, der viele schnelle Kanuten in seinen Reihen weiß, gerade dabei, sich baulich für die neue Saison aufzustellen. Das stilvolle Fachwerk-Bootshaus "Zur Buhne" am alten Spreearm, das der Verein samt Gelände erst 2015 bezog, bekam gerade moderne Toiletten und einen neuen Waschraum. Der Gemeinschaftsraum hat ein neues Outfit und eine stattliche Gruppenküche bekommen. Eigentlich sollte nun die Einweihung stattfinden, stattdessen liegen die Boote verstaubt im Bootshaus, der Betrieb schlummert.
"Erkner hat Bootstouristen allerhand zu bieten", findet Kerstin Wählte. "Die Wasserwege sind sehr verzweigt, man kann auf urban geprägten Wegen paddeln und dann wieder wild romantisch, wenn man will bis in den Spreewald", schwärmt sie. Erkner liege auch an der 179 Kilometer langen "Großen märkischen Umfahrt". Wanderkarten und Reiseführer im Netz beschreiben die Strecke und bieten kulturelle Anlaufpunkte in den durchschifften Orten.   So locken die Burg Beeskow, das Fürstenwalder Schloss, die Museen Erkners, in Prieros der Naturpark Dahme-Heidesee und in Märkisch Buchholz die Kaskadenwehranlage.
Erkner eignet sich als Startpunkt für die Tour auch wegen des S-Bahnhofs mit guten Verbindungen nach Berlin. Wer mehrere Tage unterwegs ist, muss schlechtes Wetter nicht fürchten. Einfach den Kahn stehen lassen und zum Kulturprogramm Berlin besuchen, ist dann die Devise.

Mehr Bedarf an Rastplätzen

Als die Erkneraner Kanuten noch städtisch zentral in der Fröbelstraße residierten, direkt hinterm heutigen Kaufland am Bretterschen Graben, kamen Bootstouristen sogar mit dem Wohnwagen, erzählt Kerstin Wählte. Viele besuchten erst Erkner, genossen die Gastronomie der Stadt, um dann Berlin "unsicher" zu machen. "Wir verzeichneten in der Zeit am Bretterschen Graben manchmal 600 Übernachtungen in der Saison", erzählt sie. Die Kanuten lieben zwar ihr neues Spree-Domzil, für manche Touristen sei es aber zu weit draußen, um nach anstrengenden Paddeltagen noch die Stadt zu erkunden. Außerdem können beim KCE nur wenige Zelte stehen. Dass weitere Kapazitäten gebraucht werden, dachte sich auch Georg Hochhuth, Stadtverordneter der Linken-Fraktion: "Unser sanfter Antrag, die Anlage eines weiteren Wasserwanderrastplatzes für Erkner zu prüfen, wurde von den Stadtverordneten gut aufgenommen", sagt Hochhuth. Die Umsetzung sei nur wie so vieles im Moment durch Corona gebremst.
Dass Erkner für Wasserwanderer attraktiv ist, merken auch Campingplatzbetreiber Antje Lehmann und Volker Schmohl. Im zauberhaften Hafen ihres Campingplatzes in Jägerbude im südöstlichen Teil Erkners kommen jährlich mehr Kanuten an. Eben ließen sich die Unternehmer von den Stadtverordneten eine Platzerweiterung von rund einem Fußballfeld für etwa 30 Zelte genehmigen. Viele Camper in Jägerbude wissen den Standortvorteil Autobahn zu schätzen. Ein innerstädtischen Platz ersetzt die Vergrößerung des Standorts Jägerbude nicht.