Locker geht es nach der Sommerpause los. Moderatorin Claudia Seiring schwärmt vom Jakobsweg, Lilo Wanders plaudert über ihre operierten Tränensäcke und ihre Rolle im Komödien-Klassiker "Ein Käfig voller Narren".
In der Unterhaltungsbranche war und ist auch der erste Gast zu Hause. Als "Hüter des Amiga-Schatzes" wird Jörg Stempel aufs schwarze Ledersofa gebeten. Heute für Sonymusic tätig, war der letzte Chef des ältesten deutschen Plattenlabels Amiga in der DDR Herr über 35 000 Songs. Für "Mindestens 5000 davon waren richtig geile Lieder unserer Schwestern und Brüder" erntet Stempel spontanen Applaus. Weil aber die Mutterländer von Rock und Pop England und Amerika waren, hatten es Ost-Künstler im Westen zwar schwer. Aber "Amiga hat jeden Künstler, der Qualität hatte, im Osten veröffentlicht", erinnert sich der Musik-Experte.
Waren im Rundfunk West-Promis wie Udo Lindenberg verboten, so seien sie als Tonträger beim DDR-Label verkauft worden. "Katja Ebstein haben wir mit einem Klavier-Flügel bezahlt", so Stempel über Tauschgeschäfte im finanziell klammen Osten. Er selbst hört gerne die Beatles, aber auch den verstorbenen Manfred Krug, sowie Uschi Brüning – die noch in der ersten Publikumsreihe sitzt. Doch erstmal wird es ernster und diskursfreudiger.
Lösungen durch Provokation
Denn für seine spitzzüngigen Analysen und polemischen Attacken ist Claus Strunz bekannt. "Ich bin ein Lösungsmacher – und eher liberal-konservativ eingestellt", beschreibt er sich selbst. Der heutige Medienmanager und frühere Chefredakteur von Bild am Sonntag und vom Hamburger Abendblatt sieht Merkel’s "Wir schaffen das" als gescheitert an. "Deshalb müssen wir alle gemeinsam den Karren aus dem Dreck ziehen", fordert er. Gleichzeitig will er sich nicht Begriffe wie "Heimat" verbieten lassen und fordert die Abschiebung von Flüchtlingen, "wenn sie sich mit unseren Werten schwer tun". Dafür klatscht das Publikum.
Versucht ihn Claudia Seiring aus der Reserve zu locken, bleibt Strunz stets freundlich, aber beharrlich in seiner Meinung: Populisten sorgten mit ihren Vorstößen für sinnvolle Debatten und einen uneitlen Journalismus gebe es nicht.
Sportlich wird es mit den Handballerinnen Kathleen Müller und Monika Odrowska. Für die FHC-Frauen geht es in diesem Jahr um den Aufstieg die 2. Liga. Das erste Spiel sei der erwartete "nervöse Start" gewesen, so Müller. Trotzdem ist sich Trainer Wolfgang Pötzsch sicher, dass "der Aufstieg realistisch ist". Im Profi-Bereich liege beim deutschen Frauenhandball allerdings noch einiges im Argen: Trotz einem täglichen Training von anderthalb Stunden gehen alle Spielerinnen noch einem Beruf nach oder sind in Ausbildung. "Frauenhandball ist ein Zweitgeschäft" beklagt der Ex-Handballprofi. Aber: "Wir sind ehrgeizig und haben Lust aufs nächste Spiel", erläutern die beiden Frauen ihren Antrieb. Am Samstag wartet der nächste Gegner in Buxtehude.
Millionen von deutschen Fernsehzuschauern erkennen sie an ihrer einzigartigen Stimme. Passend zum Einlauf der Fernsehlegende Dagmar Berghoff spielt die MOZ-Showband die Tagesschau-Melodie. Denn am 6. Juni 1976 las sie als erste Frau die Nachrichten im Ersten Deutschen Fernsehen vor. Bis dahin sei der Weg nicht immer einfach gewesen. Nach dem Abitur zog Berghoff aus, meldete sich zwei Jahre nicht bei ihren Eltern. "Sie wollten, dass ich Chef-Sekretärin werde. Ich selbst Schauspielerin", erzählt sie. Es ging später hinter die Kamera, nur eben als Nachrichtensprecherin. "Frauen können keine Nachrichten lesen. Sie brechen in Tränen aus.", fand der damalige Chefsprecher, Karl-Heinz Köpcke. Doch das Publikum liebte sie, gerade auch für ihre menschlichen Regungen bei Katastrophen-Meldungen. "Schlucken dürfen, die Stimme senken – aber weiter machen", so lautete ihre Devise.
Menschelnd geht der Abend weiter. "Es war wie atmen. Ich musste einfach singen", begründet Uschi Brüning ihre musikalischen Anfänge. Ihre Mutter habe sie und ihre Schwester alleine erzogen und abends noch in der "Kalten Küche" Geld verdient. Nach ihrem Aufenthalt im Kinderheim wurde sie Gerichtssekretärin. Bis ein Anruf vom Musiker Klaus Lenz aus Berlin kam. Ab da bestimmte Musik ihr Leben, sie entwickelte sich von einer Schlager- zur Jazz-Sängerin weiter. Trat sie früher u.a. mit Manfred Krug auf, steht die über 70-Jährige am Montagabend mit Lukas Natschinski auf der Bühne. Mit dem jungen Mann berührt sie die Frankfurter mit ihrer kraftvollen Stimme. Mal energiegeladen und kräftig, mal leise und gefühlvoll. Bis zum letzten Ton genießt das Publikum warmen Jazz-Gesang, Gitarre und Keyboard. Bis 23 Uhr.