„Musik liegt in der Luft“, sang einst Showgröße Caterina Valente und selbst wenn die Lieder der heute 92-Jährigen nur noch selten im Radio zu hören sind, gibt der Titel doch das wieder, was Gäste am Freitag (3.2.) zur Premiere der Bürgerbühne im Kleist Forum Frankfurt (Oder) erwartet. Insgesamt zehn Frankfurter stellen ihre ganz eigenen musikalischen Geschichten vor, die sie mit einzelnen Liedern verbinden. Ursprünglich hatten sich 30 Personen, die als Laien-Schauspieler auf der Bühne stehen wollten, gemeldet. Nach der ersten Informationsveranstaltung waren jedoch nur noch zehn übrig geblieben.
Das größte Problem für einige, die eigentlich mitmachen wollten, war die Zeit. Immerhin muss man einige Stunden für die Proben opfern. Seit August einmal wöchentlich und am letzten Wochenende von Donnerstag bis Samstag erzählt auch Joachim H. Böttcher-Domschat. Das war schon eine große Herausforderung, so der mit 74 Jahren älteste Teilnehmer. Eigentlich ist er Leiter verschiedener Chöre, die sakrale Musik intonieren. Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine hat er einen Kanon geschrieben, der in dem Theaterstück auch aufgeführt wird. Über dieses Stück wolle er sich von dem Krieg distanzieren, so seine Motivation, bei der Bürgerbühne mitzumachen.
Lieder, genauso wie Tattoos, tragen Erinnerungen und persönliche Geschichten mit sich
Eigentlich, sagt Regisseurin Gudrun Herrbold, war der Arbeitstitel des Stücks „Der Sound von Frankfurt (Oder)“, aber in den Gesprächen mit den zehn Laien-Schauspielern haben sich ganz eigene Geschichten rund um die Musik ergeben, die sie dann in einem Theaterstück zusammengefasst hat. Trotz des modern gehaltenen Titels des Bühnenstücks – „Songs are like tattoos“ – wird ganz unterschiedliche Musik von alt bis neu zu hören sein. Den Titel hat die Regisseurin Joni Mitchell entlehnt, die in ihrem Stück „Blue“ – dem Titeltrack des gleichnamigen Albums von 1971 – davon singt, dass Lieder wie Tätowierungen sind: Sie verbinden Erinnerungen, Sehnsüchte und ganz persönliche Geschichten.
Theaterstück ist auch für Publikum aus Polen verständlich – nicht nur wegen der Musik
Der elfjährige Laric-Ben Schubert sitzt am Schlagzeug und es ist Musik von Depeche Mode zu hören. „Diese Band liebt meine Mutter“ und habe auch ihn zum Schlagzeug gebracht, sagt er auf der Bühne. Detlef Konrad-Preuß darf mit Erinnerungen an sein Röhrenradio und den Rias das Stück eröffnen und spielt später noch auf der Fanfare als Erinnerung an seine Zeit bei der Strausberger Fanfarengarde. „Das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht“, so der Frankfurter.
Alicja Biernat aus Słubice hingegen singt ein polnisches Lied, das eher im Jazz verhaftet ist. Die 25-jährige Słubicerin erinnert sich mit dem Stück an ihre Kindheit und Jugend, in der sie mit ihrem Vater musiziert hat. Das Gleiche hat Naomi Hutomo erlebt, die gemeinsam mit Alicja Biernat auf der Bühne steht. Die junge Frau aus der Nachbarstadt hat auch für die polnische Übersetzung der gesprochenen Texte gesorgt, die eingeblendet werden. Auch deshalb, betont Regisseurin Gudrun Herrbold, sind zu den Vorstellungen natürlich Menschen beiderseits der Oder eingeladen.
Die Premierenvorstellung am 3. Februar ab 19 Uhr in der Studiobühne des Kleist Forums ist bereits ausverkauft. Weitere Vorstellungen gibt am 7. und 8., 10., 17., 19. und 21. Februar, jeweils um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Eine Platzreservierung per E-Mail an ticket@muv-ffo.de, an der Kasse im Kleist Forum oder in der Deutsch-Polnischen Tourist-Information im Bolfrashaus ist allerdings erforderlich.