"Wie, wenn ein Rudel Hyänen gegen einen Löwen kämpft", beschreibt Gielisch die Szene, in der mehrere Kolkraben einen Bussard mit ihren Schnäbeln haken, ihn anfliegen – und letztendlich vom Reh-Kadaver, den der Jäger extra vor der Linse platziert hatte, vertreiben. "Frechheit und die Überzahl des Gegners siegt", kommentiert er. Kolkraben seien mit einer Flügelspannweite von bis zu 130 Zentimetern teilweise größer als ein Mäusebussard und in Europa der größte Rabenvogel.
Seit 30 Jahren geht Gielisch zur Jagd, ist aktuell im Vorstand des Frankfurter Kreisjagdverbandes für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.  "Ich zeige beispielsweise Schulklassen unseren Stadtwelt. Auch beobachte ich mit Wildkameras die Bewegungen und den Bestand der Wildtiere", erklärt er. So kann er am verendeten Fall-Wild Krankheiten erkennen oder ob sich Unfälle, zum Beispiel durch Wildwechsel, an einem Punkt häufen.  "Zwei Wölfe habe ich auch schon im Stadtwald geknipst", sagt der Jäger. Ob es ein Weibchen und ein Männchen sind, wisse er noch nicht – denn dann würde es bald Junge und somit ein Rudel geben. Sogar das Nest zweier Rotmilane aus Afrika hat der Frankfurter im städtischen Wald entdeckt.
Er ist zwar kein Ornithologe, aber die Vogelwelt hat es Gielisch trotzdem angetan. "Bereits die Germanen verehrten die Raben als heilige Göttervögel", erläutert er. Das habe sich sich mit dem Rückgang der Naturreligionen verändert. Im Mittelalter galten die schwarzen Vögel als Begleiter von Hexen und das Auftauchen großer Schwärme sei bald als Vorbote von Tod und Pest gedeutet worden. "Damals entstand das Negativimage vom ‚Unglücksraben’, ‚rabenschwarzer Tag’, ‚Galgenvögel’ und ‚Rabenaas’ bis hin zum Kinderlied ‚Hoppe, hoppe Reiter’", erklärt Gielisch. Das alles habe zu einer starken Verfolgung der Vögel geführt. Erst nach 1945 erholten sich die Raben-Bestände wieder langsam. In Berlin und Brandenburg werden flächendeckend über 3000 Brutpaare geschätzt, so der Frankfurter. Nach dem Auflösen der Familienverbände ziehen sie in lockeren Nichtbrüter-Schwärmen umher – im Gegensatz zu Bussarden, die meistens nur als Pärchen zusammen leben. "Der hiesige Bestand der Greifvögel ist größer, als der von Kolkraben", sagt Gielisch
Sozial und intelligent
Raben seien sozial und intelligent. "Von Tierkadavern legen sie gern vorübergehende Futterverstecke an", erklärt Gielisch. Wenn dies Artgenossen mitbekommen, klauen sie das Futter. Raben erkennen diese Absichten schnell und haben Strategien, um Plünderer zu täuschen – beispielsweise legen sie Scheinverstecke mit kleinen Steinen an. In freier Wildbahn können die schlauen Flugkünstler 20 Jahre alt werden.