Von den Grünen bis zur AfD – das Bedauern bei Politikern aus Frankfurt (Oder) über den zerplatzten Traum vom Zukunftszentrum in der Slubicer Straße ist groß. Am Dienstag hatte eine Jury gegen die Bewerbung aus Brandenburg gestimmt und Halle den Vorzug gegeben. Trotzdem sind sich quer über alle Parteien hinweg alle einig, dass die Bewerbung der Stadt gelungen war.
Als „außergewöhnlich und überzeugend“ bezeichnen Anja Kreisel und Stefan Kunath, die beiden Kreisvorsitzenden der Linken, die Frankfurter Kampagne. Bürger seien zu Brückenbauern gemacht und landesweit Unterstützer für den Standort begeistert worden. „Diese positive Energie gilt es jetzt zu erhalten und für künftige Chancen zu nutzen“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Grüne wollen an Zukunftsszenarien für die Innenstadt anknüpfen

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Christian Görke, der in Frankfurt ein Büro hat, sprach von einer „für mich nicht nachvollziehbaren Entscheidung“. Es stimme ihn traurig, „denn was hier auf die Beine gestellt und geleistet wurde in der Bewerbungsphase ist beispielhaft.“ Auch ohne Zukunftszentrum sei die Doppelstadt eine Zukunftsstadt, so Görke.
Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen kommt zu einer ähnlichen Einschätzung: „Selten wurde in Frankfurt in eine Idee so viel Leidenschaft, Überzeugung und Arbeit gesteckt wie in die Bewerbung um das Zukunftszentrum“, hebt Carla Ruhrmann, eine der beiden Sprecherinnen hervor. OB René Wilke und die Viadrina hätten eine „sehr würdige Bewerbungskampagne auf die Beine gestellt“, die bleibenden Eindruck hinterlassen habe. Co-Sprecherin Alena Karaschinski zeigte sich „traurig und betroffen“. Es gelte nun, innezuhalten, und zu erkennen, „dass viele von den erarbeiteten Zukunftsszenarien trotzdem für die Stadtentwicklung nutzbar zu machen sind“, wie sie sagt. Als ein Thema nannte sie die verkehrsberuhigte Innenstadt.
Matthias Papendieck, der SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Oder-Spree/Frankfurt, bewertete die Jury-Entscheidung als „sehr schade, um es vorsichtig auszudrücken“. Er habe die Stadt eigentlich vorne gesehen. „Frankfurt (Oder) hat eine tolle Bewerbung hingelegt. Die positive Grundstimmung daraus gilt es jetzt aufzunehmen“. Die Stadt sei wieder am Wachsen, weshalb auch eine Reihe von Infrastrukturthemen aufkommen werden, bei denen der Ball beim Bund liege – ob es nun um eine zweite Brücke über die Oder gehe oder eine bessere Schienenanbindung.

Wilko Möller von der AfD fordert eine „Kompensation“

Michael Möckel, der Kreisvorsitzende der CDU, ärgert sich zwar über die Entscheidung. „Das Projekt wurde stark auf eine europäische Ebene gehoben. Deshalb hat aus meiner Sicht eigentlich alles für uns gesprochen“, so Möckel. Trotzdem dürfe die Stadt „jetzt nicht in Selbstmitleid versinken. Frankfurt (Oder) wird davon nicht untergehen. Wir haben in einer Liga gespielt, die nicht üblich ist für die Größe unserer Stadt. Daraus sollten wir ein gelassenes Selbstbewusstsein ableiten und die eingeübte Professionalität nutzen, um die Stadtentwicklung voranzubringen.“
Die AfD-Landtagsabgeordnete Wilko Möller aus Frankfurt (Oder) erklärte: „Ich bin davon ausgegangen, dass es klappt“. Er lobte die Kampagne. „Man muss neidlos anerkennen: Das hat die Stadtverwaltung richtig gut gemacht.“ In der Niederlage sehe er auch eine Chance. „Man kann unserer Stadt nicht ständig einen Korb geben. Ich sehe daher den Ministerpräsidenten in der Pflicht, sich etwas Sinnvolles für Frankfurt (Oder) als Kompensation einfallen zu lassen“, forderte er. Wilko Möller brachte unter anderem eine Unterstützung für den Bau eines neuen Schwimmbades oder die Ansiedlung eines Trainingszentrums für die Bundespolizei auf dem Messegelände ins Spiel.
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