Einen voll gepackten Einkaufswagen mit Konserven, Fertiggerichten und Waschpulver schiebt Christine Funk aus Hangelsberg vor sich her. Die 70-Jährige ist im Auftrag ihres Sohnes unterwegs und soll lange haltbare Lebensmittel besorgen. 450 Euro hat die Seniorin dafür ausgegeben. "Meine Nichte hängt in Mailand fest. Dort ist alles abgesperrt und es gibt nichts mehr zu kaufen", begründet sie die Aktion.
Coronavirus stört Lieferketten
Bei Rewe in Fürstenwalde Nord sind etliche Regale wie leergefegt. Konserven, Nudeln, Tomatenmark, Mehl für Brotmischungen und haltbare Milch gibt es am Montag nicht mehr. Auch Toilettenpapier und andere Hygieneartikel sind Mangelware. "Seit Freitag kaufen die Leute uns leer", sagt eine Mitarbeiterin. Täglich komme neue Ware, Lieferschwierigkeiten gäbe es bis jetzt nicht.
"Bei uns ist es nicht so stark", erklärt Ralf Tydecks, Filialleiter des Nahkauf im Rathaus Center. "Hier ist es bislang entspannt." Leere Regale sucht man in der Filiale vergebens. Lediglich das Nudel- und das Konservenregal sind etwas dünner bestückt. Der Kundenstamm sei meist über 60 Jahre alt und Single, erklärt Tydecks. Die würden nur kaufen, was sie auch tragen können. "Wir werden versuchen, Desinfektionsmittel zu bestellen", sagt der Filialleiter. Die Nachfrage danach sei groß. Er beobachtet, wie sich die Lage entwickelt. Ihm wäre es wichtig, die Hysterie aus der Situation herauszunehmen. "Hoffen wir, dass es ruhig bleibt."
Auf Heinrich Hajen hat das Coronavirus ganz andere Auswirkungen. Der Geschäftsführer von Wohnweltmöbel berichtet von deutlich längeren Lieferzeiten. "Vor drei Wochen fingen unsere Lieferanten an, uns anzuschreiben", sagt er. Normalerweise liege die Lieferzeit bei sieben bis acht Wochen. Jetzt seien es elf. "Wir sind sehr verzahnt mit China", erklärt Hajen. Stoffe und Beschläge für die Möbel, die Hajen verkauft, stammen oftmals aus der Volksrepublik. Die Verzögerung in der Lieferkette ist für das Unternehmen, das 15 Angestellte in Fürstenwalde beschäftigt, ein Problem. "Wir brauchen die Auslieferung an die Kunden, um unsere Kosten zu decken", erklärt Hajen. Er schätzt, dass es bei 40 Prozent seiner Lieferanten Verzögerung geben werde.
Auch in der Rathaus Apotheke weiß man, von Lieferengpässen zu berichten. Die pharmazeutisch-technische Assistentin, Nicole Kühn, verweist auf den Ausdruck, der an mehreren Stellen der Apotheke hängt: Mundschutz und Desinfektionsmittel sind nicht mehr erhältlich. Doch auch bei Medikamenten gibt es Lieferschwierigkeiten. Ist ein Medikament nicht beziehbar, versuchen die Apotheken sich untereinander auszuhelfen. "Wir fragen bei anderen Apotheken nach, ob dort noch etwas auf Lager ist", sagt Kühn. Doch die hätten meist das selbe Problem. In Rücksprache mit den Arztpraxen wird versucht, andere Dosierungen zusammenzustellen, wenn diese noch verfügbar sind. "Die Kunden kennen inzwischen das Problem", sagt Kühn. Oft würden sie zuvor nachfragen, ob ein Medikament verfügbar sei, oder schon frühzeitig mit ihren Rezepten in die Apotheke kommen.
Bis zu 30 Prozent mehr Umsatz durch Coronavirus
Von einem bis zu 30 Prozent höheren Umsatz berichtete Rita Mann, Vorstand der Konsumgenossenschaft Königs Wusterhausen, Betreiberin der Edeka-Märkte in Bad Saarow und Woltersdorf. Vor allem lange haltbare Lebensmittel wie Konserven, Nudeln und Reis seien verstärkt verkauft worden. Seit Freitag sei das zu beobachten. "Für uns ist das natürlich erfreulich", sagt sie mit einem Schmunzeln.