Drei Straßen und rund 160 Einwohner, davon 17 Kinder, hat Braunsdorf, der kleine, saubere Ortsteil von Spreenhagen. "Wir Braunsdorfer waren sehr fleißig", schmunzelt der hier geborene Ralf Wobring ob des Kindersegens. Er ist seit sechs Jahren Ortsvorsteher. Die 1995 aus Berlin zugezogene Helga Kunze hat nachgezählt: "In den letzten fünf Jahren waren es neun Babys, vier davon 2019."
Braunsdorf liegt im Naturpark Müggelspree inmitten von Wiesen und Wald. "Hier gibt es Kraniche, und im Herbst röhren die Hirsche", ist der 78-jährige Werner Kootz begeistert, der 22 Jahre lang erst Bürgermeister, dann Ortsvorsteher war. Das Wehr "Große Tränke" grenzt an die Gemarkung, und in den 1960er-Jahren entstand durch die Begradigung des Oder-Spree-Kanals eine Halbinsel, die von weiteren einhundert Wochenendlern besiedelt ist.
Der ganze Stolz der Braunsdorfer ist ihr Dorfplatz, der zur 250-Jahr-Feier 2002 mit Fördermitteln so schön hergerichtet wurde. Der Brunnen mit dem bronzenen Badejungen "Kalle Barfuß", von der ansässigen Steinmetzfirma Ferch & Struck angefertigt und gesponsert, ist zu einem Wahrzeichen des Dorfes geworden. Hier steht auch das Kriegerdenkmal, das nach 1990 neu aufgebaut und um die Verstorbenen des Zweiten Weltkriegs erweitert wurde. Am Rande befindet sich eine Voliere. "In den 70er-Jahren hatten wir hier einen Exotenverein zum Beispiel mit Goldfasanen", erzählt Kootz. "Fast jeder hatte eine Voliere, und diese hier soll daran erinnern." Zurzeit leben allerdings nur vier Zierhühner darin.
Gerätehaus selbst gebaut
Nach 1990 wurde vom Geld für Grundstücksverkäufe auf der Halbinsel auch eine würdige Trauerhalle neu errichtet. "Das 1958 eingeweihtes Gerätehaus der nunmehr 90 Jahre alten Feuerwehr ", erzählt Kootz stolz, "haben die Kameraden unter Wehrführer Günter Kutzker selbst gebaut." Unter den aktuell 15 Mitgliedern, darunter drei Frauen, nimmt der 83-jährige Ehrenkamerad Werner Gladow als der Älteste einen besonderen Platz ein.
Bis 1990 gab es einen Konsum, den Wobrings Mutter Käthe 28 Jahre lang leitete. Danach rentierte sich selbst der Lebensmittelwagen nicht mehr. "Jetzt gibt es nur noch den fahrenden Fleischer und Bäcker, und beide werden vorwiegend von den Älteren genutzt", weiß André Schädlich. Der 64-Jährige fährt selbst zum Einkaufen ins zehn Kilometer entfernte Fürstenwalde. Auch das einst viel besuchte Gasthaus "Zur dicken Eiche" konnte sich nur bis kurz nach der Wende halten. "Ich sehe noch, wie Christel und Fritze im Saal Walzer getanzt haben", denkt Schädlich verschmitzt zurück. Er kam 1983 aus dem Erzgebirge nach Braunsdorf.
Die Begegnungsstätte der Dorfbewohner ist seit fünf Jahren das Bürgerhaus "Alte Schule", das bis 1958 als Einklassenschule genutzt wurde. Von 1962 bis zum Umbau war es Jugendherberge. In die Alte Schule lädt nun der Ortsvorsteher einmal im Monat zum Bürgerstammtisch ein, bei dem "über alles geredet wird, was den Leuten auf der Seele liegt", lächelt Wobring. Auch die 1997 gegründete und seit ein paar Jahren von Helga Kunze geleitete Seniorengruppe ist hier zu Hause. Seit drei Jahren ist diese Sportgruppe bei Schädlich, der zuletzt als Sport- und Bewegungstherapeut im Klinikum in Bad Saarow gearbeitet hat, in besten Händen. Ansonsten kann das Bürgerhaus für Familienfeiern mit Übernachtung gemietet werden.
Zu den großen Festen im Dorf stehen immer bis zu 20 freiwillige Helfer bereit. Wobring ist mit seinen Braunsdorfern voll zufrieden. In die Zukunft blickt er ohne Sorgen. "Tesla kann kommen." Baugrundstücke habe er nicht mehr frei, aber: "Wenn es wirklich etwas damit wird, könnte man überlegen, den Flächennutzungsplan zu ändern."