Europa und die Europäische Union müssen den Bürgern näher kommen – das ist eine zentrale Erkenntnis eines Projekts, das die Gesellschaft für Arbeit und Soziales (Gefas) mit Partnern aus Italien, Tschechien und Griechenland am Sonnabend abgeschossen hat – fürs Erste.
Mit Beethovens „Ode an die Freude“ eröffnete ein Gefas-Musiktrio aus Heide Knaack, Carsten Rowald und Karl-Heinz Ziegler am Sonnabend im vollbesetzten Bürgersaal des Rathauses Erkner die Abschlussveranstaltung des Projekts „Europa tut gut!?“ Die beiden Satzzeichen in der Überschrift markiert die Ungewissheit, um die es ging. „Fragen und Antworten zum Euro-Skeptizismus“ lautete der Untertitel, der genauer angab, womit die Partner aus den vier Ländern der Europäischen Union sich beschäftigt hatten.
Alle vier hatten in ihren Ländern zweimal Bögen mit Fragen zur Europäischen Union verteilt, zunächst zwischen November 2017 und Februar 2018, dann noch einmal zwischen November 2018 und Januar 2019. Auf die Frage, ob die Europäische Union und ihre Aktivitäten für sie wichtig sind, lautete in der ersten Runde die Antwort bei 40,9 Prozent von 1860 gültigen Fragebögen „sehr wichtig“. In der zweiten Runde stieg dieser Wert auf 60,8 Prozent bei 2100 Fragebögen. Entsprechend ging die Zahl derjenigen, die die EU weniger wichtig finden, zurück. Ähnliche Bewegungen gab es bei anderen Fragen. Zwischen den beiden Aktionen lagen mehrere Veranstaltungen, in denen sich die Teilnehmer intensiv mit der Europäischen Union befassten.
Dabei wichen manche Ergebnisse in den vier Regionen deutlich voneinander ab. Besonders krass war eine Verschiebung in Italien im Zusammenhang mit der Flüchtlingsfrage. Stefan Hofer, deutschsprachiger Vertreter einer Partnerorganisation aus Südtirol, berichtete, dass seine Mitarbeiter in eigens geführten Interviews dem nachgegangen waren und zu einem klaren Ergebnis kamen. Eine drastisch erhöhte Zustimmung ist demnach dem Wirken des neuen italienischen Innnenministers Salvini und dessen fremdenfeindlicher Rhetorik zuzuschreiben. „Die Bevölkerung ist damit einverstanden“, so Hofers Schlussfolgerung, sein Kommentar dazu lautete: „Erschreckend, aber wahr.“ Hofer warnte deshalb: „Die Stimmung ist am Kippen.“
In perfektem Deutsch berichtete auch Michail Drakomakoulakis, Geschäftsführer eines sozialen Hilfsvereins in der kretischen Stadt Heraklion. Sein Land komme allmählich aus seiner schweren Krise heraus. In Workshop-Runden debattierten die etwa 50 Teilnehmer der Veranstaltung anschließend über die Schlussfolgerungen, die zu ziehen wären. Siegfried Unger, den Vorstand der Gefas, rückte das Thema Frieden in den Vordergrund und sprach die amerikanischen Panzer auf Brandenburgs Autobahnen an. Immer wieder und in vielen Varianten wurde der Ruf nach mehr Transparenz und verständlicher Information formuliert. Am Ende der Abschlussveranstaltung griff Unger bereitwillig auf, was Bürgermeister Henryk Pilz in einem Grußwort gesagt hatte: Der Abschluss müsste eigentlich ein Anfang sein, die von der EU geförderte Arbeit soll weitergehen.