Denn der Gast, der noch auf der Autobahn im Stau steckte, sollte Christian Arbeit sein, Geschäftsführer Kommunikation und Stadionsprecher des Fußball-Bundesligisten. "Mein erstes Spiel im Stadion habe ich 1974 gesehen. Ich bin Mitglied und habe eine Dauerkarte", erzählte Wolf. Seine Bedenken galten den anderen etwa 50 Gästen. Fan-Shirts waren kaum zu sehen, das Publikum überwiegend gesetzteren Alters, es hätte auch zu einem Chorkonzert gepasst.
Als Arbeit dann mit etwa 15-minütiger Verspätung eintrifft, kommt er gleich auf die erste Frage von Moderatorin Gerlinde Stobrawa ins Plaudern, und natürlich geht es um Fußball. Arbeit erzählt, dass der Sport für ihn als Kind eher ein Ärgernis gewesen ist. "Mein Vater wollte samstags immer die Sportschau anschauen. Dadurch habe ich die Sesamstraße verpasst." Sein erstes Spiel im Stadion an der Alten Försterei sah er 1986, mit zwölf Jahren – und die Begeisterung packte ihn. "Ich dachte, Donnerwetter, hier sind erwachsene Menschen, die brüllen und singen. Das hat mich fasziniert", so der heute 45-Jährige, der in Bad Saarow schnell unter Beweis stellt, dass er nicht nur als Stadionsprecher die Menge anheizen, sondern auch als Erzähler mit Anekdoten sein Publikum unterhalten kann. Den Kontakt zu ihm hat Peter Wachalski, Vorstandsvorsitzender der Scharwenka-Siftung und Ehrenmitglied im Wirtschaftsrat des 1. FC Union, geknüpft.
Einstieg im Ehrenamt
Informationen über das Innenleben bei Union gibt es im Scharwenka-Garten nicht im Stil von Pressemitteilungen, deren Veröffentlichung zu Arbeits Aufgaben bei den Köpenickern gehört, sondern betont locker. "Selbst, wenn wir eines Tages die Champions League gewinnen sollten: So eine Party wie nach dem Bundesliga-Aufstieg wird es nie mehr geben", sagt der Geschäftsführer Kommunikation, der als Stadionsprecher im Ehrenamt bei Union einstieg – im Jahr 2006, als der Verein in der Oberliga herumdümpelte und gegen Berliner Stadtteilclubs sowie in Brandenburg gegen den Ludwigsfelder FC und den SV Falkensee-Finkenkrug antreten musste.
Stobrawa fragt Arbeit auch, warum Union als "Kultclub" gilt. "Wir legen das nicht gezielt darauf an", antwortet Arbeit, nennt aber einige Beispiele, woher dieses Image rühren könnte. "Bei uns werden der Videobeweis und der Eckball nicht wie in Mainz von einem Sponsor präsentiert", sagt er. "Unser Stadion ist das Herz des Vereins. Dort bleiben wir und bauen es lieber aus, auch wenn das komplizierter ist, als ein neues an irgendeinem Autobahnkreuz zu bauen." Und natürlich kommt auch die Geschichte zur Sprache, als Fans halfen, das baufällige Stadion zu sanieren.
Am Ende des Nachmittags folgt die Fragerunde. Es geht um die Strategie bei Spielertransfers, um den Umgang mit sogenannten Ultras und darum, was in der Corona-Zeit mit den Dauerkarten passiert. So mancher im Publikum, dem man es nicht ansah, entpuppt sich als großer Union-Fan. Roman Wolf kann also zufrieden nach Hause gehen.
Die nächste Veranstaltung
Bereits am Sonnabend lädt der Scharwenka-Kulturforum-Verein erneut zu einer Veranstaltung in den Garten des Scharwenka-Hauses in der Moorstraße ein, diesmal gemeinsam mit dem Förderverein Kurort Bad Saarow. Ab 16 Uhr geben Simon und Tobias Tulenz ein Konzert.
Die Gitarre spielenden Brüder, bekannt von zahlreichen vorangegangenen Konzerten am Scharmützelsee, präsentieren ein Repertoire, das von Gipsy über Swing, Jazz und Latin bis zu klassischen Klängen reicht. Sie spielen eigene Kompositionen, aber auch Adaptionen bekannte Stücke von den Gipsy Kings, Eric Clapton, Sting und Django Reinhardt. Der Eintritt ist erneut frei. red