Zahnschmerzen sind eine unangenehme Angelegenheit. Erst recht, wenn sie außerhalb von Praxisöffnungszeiten auftreten. Schlechte Nachrichten gibt es nun für Notfallpatienten. Zum Jahreswechsel ist die zahnärztliche Notdienstversorgung für die Bezirksstelle Fürstenwalde/Beeskow zusammengefasst worden. Auf entsprechend längere Anfahrtswege haben sich Patienten einzustellen, die an Wochenenden, Feiertagen oder zu nächtlicher Stunde einen Zahnarzt benötigen.
Bereits im Frühjahr 2019 hatten Zahnärzte überlegt, Notdienstbereiche zusammenzulegen. Im Dezember fiel die Entscheidung: Die zur Bezirksstelle gehörenden Bereiche Erkner, Fürstenwalde sowie Beeskow und Lieberose werden zusammengefasst. Konsequenz: In dem gesamten Gebiet hat außerhalb der regulären Öffnungszeiten nur ein Zahnarzt Dienst.
Nur 20 Prozent Notfälle
Befürchtungen, dass damit die notärztliche Versorgung eine qualitative Verschlechterung erfahren könnte, teilt Jürgen Herbert, Präsident der Zahnärztekammer Brandenburg und Diplomstomatologe nicht. Der Trend zur Gebietskonzentration stehe im Land Brandenburg erst am Anfang. In Sachsen, wo gerade noch vier Notdienststellen eingerichtet seien, sei der Prozess schon viel weiter fortgeschritten. Im Vergleich dazu seien Fachärzte der Augenheilkunde sowie der Bereich Hals-Nasen-Ohren weitaus großräumiger organisiert.
Herbert gibt außerdem das hohe Alter vieler Ärzte bei nicht unerheblicher Belastung, die die Notdienste mit sich bringen, zu bedenken. Von einem Zahnärztemangel will er nicht sprechen, "wir werden aber nicht mehr", so der Kammerpräsident. Die Nachfrage nach dem Notfalldienst halte sich ohnehin in Grenzen. Dazu komme, dass lediglich 20 Prozent der Fälle als tatsächliche Notfälle zu betrachten seien. "Bei einfachen Zahnschmerzen kann man auch mal eine Tablette nehmen und am nächsten Tag den Arzt aufsuchen", betont Herbert.
Manja Gampe, Vorsitzende der Landeskammer-Bezirksstelle Fürstenwalde/Beeskow und praktizierende Zahnärztin in Lieberose, bestätigt: Noch liege die zahnmedizinische Versorgung in der Region bei 100 Prozent. "Das wird in den nächsten Jahren aber runter gehen." Angesichts der demografischen Entwicklung blickt sie sorgenvoll in die Zukunft. Auf dem Gebiet der Bezirksstelle Fürstenwalde/Beeskow (einschließlich Erkner) nehmen 99 Zahnärztinnen und Zahnärzte am Bereitschaftsdienst teil. Davon seien 33 Kolleginnen und Kollegen bereits 60 Jahre oder älter.
Engpässe zu erwarten
Bis in fünf Jahren seien, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, Versorgungsengpässe zu erwarten. Sie freue sich nicht gerade angesichts der Aussicht, als junge Zahnärztin mit Familie bis zu acht Wochen Notdienst im Jahr zu verrichten. An der Richtigkeit der Entscheidung hat Gampe keinen Zweifel. "Wir müssen die Region für junge Zahnärzte weiter attraktiv halten", sagt sie.
Die MOZveröffentlicht jeden Tag auf ihrer Service-Seite, welcher Zahnarzt Notdienst hat.

Wann sind Schmerzen ein Notfall?

Was ist ein medizinischer Notfall?Notfälle sind in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde definiert. Ernst zu nehmen sind Unfälle mit abgebrochenen Zähnen, eiternde Entzündungen, Nachblutungen nach  Zahnbehandlungen oder Entzündungen bei Kindern. Nicht als Notfall betrachtet werden gewöhnliche Zahnschmerzen.

Wie oft haben Ärzte Notdienst?99 Zahnärzte der Bezirksstelle Fürstenwalde/Breeskow sind bis zu fünfmal im Jahr zum Bereitschaftsdienst eingeteilt. Davon zweimal samstags, sonntags oder feiertags mit einer Anwesenheit in der Praxis von 10 bis 12 Uhr sowie einer 24-stündigen Rufbereitschaft. Dazu kommen bis zu drei Bereitschaften wochentags von 19 bis 7 Uhr.

Darf man bei Zahnschmerzen ein Krankenhaus aufsuchen?Eine zahnmedizinische Behandlung kann nicht überall gewährleistet werden. Eine Einweisung sollte durch den Notdienst erfolgen. mil