Ein Gästefan war auf einen Zaun geklettert und von Polizisten hinunter gezerrt worden, wobei er sich den Oberschenkel aufschlitzte. ( MOZ berichtete.) "Der verletzte Fan liegt leider immer noch im Krankenhaus. Er hat bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) Strafanzeige wegen Körperverletzung im Amt und unterlassene Hilfeleistung gestellt", sagt die Pressesprecherin des Rechtshilfekollektivs Miriam Feldmann.
Mittlerweile sind Fotos und Videos im Netz, auf denen zu erkennen ist, "dass ausschließlich der Aktionismus der Beamten zu der schweren Verletzung führte. Der Fan hatte keine Chance, aus der Situation zu entkommen, ursprünglich in den Raum gestellte Widerstandshandlungen fanden nicht statt", so Feldmann.
Das Rechtshilfekollektiv, das Fußball-Fans in juritischen Fragen unterstützt, hat die Fürstenwalder Polizei außerdem dazu aufgerufen worden, ihre "belegbar falschen Aussagen" zu widerrufen. Ein Sprecher der Polizei hatte zunächst gesagt, dass "ein weniger sportlicher Fan" bei dem Versuch, über einen Zaun zu klettern, hängen geblieben sei und die Beamten ihn mehrfach dazu aufgefordert hätten, hinunter zu kommen. Er habe sich gewehrt und die Polizisten beschimpft, die ihn vom Zaun gehoben und seine Wunde versorgt hätten.
Die Polizei hatte gegen den Verletzten Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Beamtenbeleidigung aufgenommen. Anschließend entschuldigte sich die Polizei Brandenburg für "teilweise falsche Aussagen", nennt interne Kommunikationsfehler als Grund und zog die Anzeige zurück.
Genauso wenig habe die Polizei Erstversorgung geleistet, behauptet die Initiative: "Sie stellten zwar nach mehrmaliger Aufforderung Verbandsmaterial zur Verfügung– das Anlegen der Druckverbände erfolgte allerdings durch einen Chemiefan mit medizinischer Ausbildung."
Inzwischen beschäftigt sich auch der brandenburgische Landtag mit dem Fall. Der Linke-Abgeordnete Andreas Büttner stellte eine kleine Anfrage zur Beurteilung der Gefährungslage und zur unterlassenen Hilfeleistung.
Die Leipziger Fan-Hilfe kritisiert, dass die Kompetenzüberschreitungen der Polizei bewusst verschleiert und vertuscht worden seien. Die Behörden würden versuchen, sich "als öffentlicher und politischer Akteur zu gerieren. Die polizeiliche Pressearbeit zeugt von einem durchaus miserablen Rechtstaatsverständnis."