Olympischer Modewettstreit mit Katarina Witt, Messestress in Leipzig oder Katastrophenalarm zum Ministerempfang – Mit heiterem Unterton schildert der Autor Wolf-D. Hartmann aus Bad Saarow in seinem Buch „Mode im Plankorsett“ nackte Tatsachen anziehender Modegeschäfte zu DDR-Zeiten. Der letzte Direktor des Modeinstituts der DDR hat am Donnerstag (18. August) im Gemeindehaus Briesen die Besucher des Lesecafés mit einem Querschnitt aus seinen 18 Insiderstories, in denen er aus dem Nähkästchen plaudert, gefesselt, zum Schmunzeln gebracht und in eine längst vergangene Zeit versetzt.
Um der Lesung einen passenden Rahmen zu geben, haben die Frauen vom Lesecafé eine Modenschau mit typischer Kleidung aus DDR-Zeiten auf die Beine gestellt. Dafür haben Freunde und Bekannte ihre Schränke durchforstet, auf der Suche nach den passenden Stücken. Schon Wochen vorher wurde ein Aufruf in Briesen und Umgebung gestartet und es ist erstaunliches zutage gekommen. „Wir waren selbst überrascht, wie viele Leute noch Sachen aus DDR-Zeiten aufgehoben haben“, sagt Ulla Alter, Leiterin des Lesecafés im Gemeinde- und Vereinshaus in der Karl-Marx-Straße.
Schwarzer Nerzmantel und Kittelschürze
Das rosa Kostüm aus den 1960er Jahren, bestehend aus Etuikleid und Jäckchen, ist derzeit wieder voll im Trend. „Das zeigt, wie zeitlos Mode sein kann. Frau ist mit dem Stück immer noch gut angezogen“, sagt Sigrid Schulz. Auch ein schwarzer Nerzmantel, den heutzutage natürlich niemand mehr kaufen oder tragen würde, gehört zum Fundus. Ein rotes Brokatkleid, ein Neglige aus Dederon, die typische Kittelschürze und eine FDJ-Bluse haben nicht gefehlt. Bärbel Haase hat ein Herrenjackett aus Präsent 20 – dem Textilstoff, der zum 20-jährigen Bestehen der DDR als Geburtstagsgeschenk für die Bürger erfunden wurde, beigesteuert. Absolutes Highlight aber ist das Brautkleid aus echter Plauener Spitze von Autorgattin Ingrid, die auch nach mehreren Jahrzehnten noch in das maßgeschneiderte Kleid passt und es gekonnt bei der Modenschau präsentiert. Wie die Hartmanns seinerzeit an den wertvollen Stoff, der hauptsächlich für den Export hergestellt wurde, gekommen sind, wollten sie nicht verraten.
Die Hobby-Models haben ihre Sache jedenfalls sehr gut gemacht. „Wir hatten viel Spaß“, sagt Sigrid Schulz, die im Hippy-Outfit der 1960er-Jahren ein echter Hingucker ist. Fragt man die Akteure nach ihrem Alter, kommt die Antwort wie aus einem Mund: „Gefühlte 30, glücklich und topfit“. „Die Sachen versetzen uns wieder in unsere Jugendzeit. Und die war super schön“, schmunzelt Ulla Alter. Buchautor Wolf-D. Hartmann ist begeistert von der Modenschau und dem Engagement der Briesener Frauen, die viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitungen investiert haben. „Das war es wert“, sagt Sigrid Schulz.