Wie kam es zu dem Verkehrsunfall, der nie aufgeklärt wurde? Was steckt hinter der Haftstrafe des Großvaters? Noch immer kommt es vor, dass Decknamen von Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (Stasi) entschlüsselt werden, dass Akten von inoffiziellen Mitarbeitern zusammengesetzt werden, dass quälende Fragen Antworten bekommen. Und darum, sagt Sebastian Richter, könne es sinnvoll sein, erneut einen Antrag auf Akteneinsicht zu stellen, wenn der erste lange zurückliegt.
Richter leitet das Stasi-Unterlagen-Archiv in Frankfurt (Oder). Dort hat er 40 Mitarbeiter. Seit 1992 gibt es die Möglichkeit, Akten einzusehen. Dafür muss ein Antrag gestellt werden.
Hochbetagte und Enkel stellen Anträge
Wie funktioniert das? Wer hat das Recht auf Einsicht? Darüber können sich Interessierte am Dienstag (12. September), von 14 bis 18 Uhr, im Fürstenwalder Rathaus (Raum 106) informieren. Um direkt einen Antrag zu stellen, ist ein gültiges Personaldokument nötig.
„2016 waren wir das letzte Mal in Fürstenwalde“, sagt Richter. Seine Mitarbeiter sind regelmäßig unterwegs. „Die Menschen freuen sich, wenn wir vor Ort sind und niederschwellige Möglichkeiten bieten“, berichtet er. Die Gründe, warum mehr als 30 Jahre nach dem Ende der DDR und deren Spitzel-Apparat Akteneinsicht beantragt wird, sind vielfältig.
Für frühere Stasi-Mitarbeiter ist der Service kostenpflichtig
„Menschen, die jetzt hochbetagt sind und nicht entdecken wollten, was sie entdecken könnten, überlegen es sich anders“, sagt Richter. Kinder wollen nach dem Tod der Eltern mehr über die Dinge wissen, die nicht ausgesprochen wurden. „Zu verstorbenen Angehörigen können aber nur bestimmte Sachverhalte eingesehen werden“, sagt der Archivleiter. Diese müssten im Antrag schon benannt werden.
Ein Antrag muss immer gestellt werden. Nach sechs Wochen gibt es eine Eingangsbestätigung. Nach sechs Monaten eine Nachricht, ob es Unterlagen gibt. Gibt es welche, dauert es bis zu einem Jahr, bis diese in verschiedenen Archiven recherchiert und zusammengestellt sind. Sie können dann in Frankfurt (Oder) eingesehen, per Post zugeschickt oder per Mail versandt werden. „Das ist bis zu 99 Seiten kostenlos, danach kosten Kopien wenige Cent“, erklärt Richter. Für frühere Stasi-Mitarbeiter sei der Service kostenpflichtig.
Fragen zur Entschädigung werden beantwortet
Beim Termin in Fürstenwalde werden auch Mitarbeiter der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur (LAkD) dabei sein, um Fragen zur Rehabilitation und Entschädigung zu beantworten.
Termin: Dienstag, 12. September, 14 bis 18 Uhr, Rathaus Fürstenwalde, Raum 106.