Drei Stunden später schnaufen die Wallache der Rasse Altmärkisches Kaltblut am Donnerstag durch ein Waldstück im Revier Buchte zwischen Großer Tränke und Spreenhagen. Hinter sie hat Besitzer Heiko Bergau einen Pflug gespannt. Von Nahem fotografieren darf man den nicht – "Ich habe da Patent drauf angemeldet", sagt Bergau.
Dort wo sie gehen, hinterlassen die Tiere eine Furche im Waldboden; die Erde ist frisch und dunkel – ideal, um neue Pflanzen anzusäen. Genau das hat Stadtforstdirektor Thomas Weber auf dem zwei Hektar großen Areal vor: Zwischen Kiefer und Douglasie sollen Weiß- und Küstentanne wachsen. Weil dafür zunächst der Boden gepflügt werden muss, arbeiten sich Alex und Finn im Zickzack durch den Wald. "Vorwärts Großer", treibt Bergau das Gespann an.
Schonender als Maschinen
"Wo es darum geht, Wald schonend zu bearbeiten, sind Pferde nicht zu toppen", sagt Weber. Eleganter als jede Maschine bewegen sie sich beim Pflügen um vorhandene Bäume. "Selbst Weinbergraupen sind nicht so gut." Auch in dem Fall, dass einzelne gefällte Bäume aus einem Bestand an Laubholz herausgeholt werden müssen, erklärt der Stadtforstdirektor, seien Rückepferde schonender als Harvester oder Rückezüge. Beim Herausheben der Bäume samt Krone könnten die Maschinen andere Hölzer beschädigen.
Zuletzt vor drei Jahren waren die Kaltblüter von Heiko Bergau im Stadtforst unterwegs; damals haben sie Roteichen für einen Waldbrandriegel im Revier Buchte gesät. Ihr Einsatz, so Weber, erlebe gerade eine Renaissance. Das können auch Bergau und seine Frau bestätigen. Vor zehn Jahren haben sie sich mit Holzrückarbeiten selbstständig gemacht. Von Jahr zu Jahr, erzählt Bergau, nähmen die Aufträge zu. "Selbst aus Wolfsburg wurden wir schon angerufen."
Bis zu 2000 Kilo können die 1,80 Meter großen Kaltblüter Alex und Finn zusammen ziehen. Nach knapp drei Stunden Einsatz glänzt ihr Fell vom nassen Schweiß. Wenn Heiko Bergau Moos entfernt, der sich im Pflug verfangen hat, nutzen sie die Pause, um zarte Gräser vom Waldboden zu naschen.
Bis zur Wende hatte jede Oberförsterei ein Gespann, erinnert sich der Stadtforstdirektor. Heute leistet sich etwa noch die Oberförsterei Reiersdorf bei Templin Pferde. "Das Problem ist", sagt Weber, "junge Menschen zu gewinnen, die sie um die Tiere kümmern." Das sei ein Vollzeitjob – auch am Wochenende.
Pflanzen, um zu testen
Dort wo der Pflug Walderde sichtbar gemacht hat, sticht Forstwirt Olaf Drose einen Pflanzspaten in den Boden, setzt in das 20 Zentimeter tiefe Erdloch leuchtend grüne Pflanzen. Ein wenig sehen sie aus wie Weihnachtsbäume im Kleinformat. "Weiß- und Küstentannen säen wir hier an", sagt Thomas Weber. Es ist ein Versuch: Der Stadtforstdirektor will herausfinden, wie die Baumarten der mit dem Klimawandel verbundenen Trockenheit trotzen. "Die Weißtanne wurzelt tief", sagt Weber. Versuche in anderen Wäldern hätten gezeigt, dass sie kaum Probleme mit zunehmender Hitze und Trockenheit hat.
Im Abstand von einem Meter setzt Olaf Drose die Jungpflanzen in die Erde – 900 Weiß- und 2000 Küstentannen insgesamt. Er wird damit noch eine Weile beschäftigt sein. Alex und Finn jedoch treten demnächst die Heimreise an. "Noch eine Stunde", sagt Bergau, "dann ist es geschafft."