In den Genuss einer solchen Unternehmung kamen vor wenigen Tagen die Fürstenbergerin Marlis Ihden und der Granseer Axel Winkler. Sie sind begeistert – und vor allem außerordentlich dankbar. Mit ihnen konnten nämlich ihre Partner reisen. Das ist nicht selbstverständlich. Sowohl der Mann von Ihden als auch Winklers Frau sind schwer erkrankt. Demenz in bereits unterschiedlich starker Ausprägung lautet die Diagnose.
Spontane Touren, Exkursionen, Reisen sind alles andere als selbstverständlich. Ja, selbst tägliche Verrichtungen können eine schier unüberwindbare Hürde darstellen.
Das wissen die Expertinnen vom Märkischen Sozialverein (MSV) ganz genau. In Kooperation mit der Deutschen-Alzheimer-Gesellschaft haben sie sich daher etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Seit nunmehr acht Jahren bietet der MSV Urlaub an – gewissermaßen von der Krankheit und von der oft unsäglich belastenden Betreuung. Fahrten werden unternommen – nicht zu lang und nicht zu kurz und vorzugsweise in die Idylle von Burg/Spreewald.
Betreuter Urlaub entlastet
Demenz-Expertin Hildburg Pakusch vom MSV berichtet. Das Tückische an der Erkrankung sei, sie befalle die Menschen schleichend, "erst wenn es akut ist, suchen die betroffenen Angehörigen häufig Hilfe". Wichtig sei aber zu verstehen: "Es gibt noch Entlastungsmöglichkeiten, wenn man rechtzeitig etwas unternimmt." Der Betreute Urlaub sei eine davon. Für sieben Ehepaare stehen zwei Pflegefachkräfte und zwei ehrenamtliche Helfer zur Verfügung, die mitreisen, so dass alle Angehörigen tatsächlich Ferien machen könnten.
Der Fiedemannhof in Burg sei ein vorzügliches Hotel für Menschen mit Handicap. Und Kahnfahrten durch den Spreewald würden sogar mit Rollstuhl-Fahrern unternommen.
Axel Winkler merkt an, "man kommt sehr leicht ins Gespräch und erfährt viel von den Mitreisenden, denn die sind ja quasi Leidensgefährten". Für ihn sei die Gemeinsamkeit eine fantastische Erfahrung, dieses Solidargefühl, so dass man aus der Isolation gelangt. "Das ist wie eine große Familie". Man staune, wie viel Kommunikation möglich ist", merkt er an. Ebenso Marlis Iden: "Es war ein tolles Gefühl, dass sich jemand um uns ständig kümmerte", betont sie. Ihr erkrankter Mann habe inzwischen die Pflegestufe II und sich bei dem Urlaub gut erholt. Man könne sich die Probleme von der Seele reden. "Und er hatte Spaß, konnte Baden gehen und mit dem Ball spielen", berichtet Marlis Ihden. Eine Voranmeldung für 2020 ist möglich unter 03301 6896960.
Beratungen nicht nurfür Demenzkranke
Eine weitere Beratung für Demenzkranke und deren Angehörige plant Hildburg Pakusch vom MSV für 17. Juli. Sie findet zwischen 13.30 und 15.30 Uhr in der Klinik Gransee statt.
Eine Schulung pflegender Angehöriger bietet der Märkische Sozialverein ebenfalls an, ebenso sogenannte niedrigschwellige Entlastungsangebote sowie das komplette Beratungspaket: etwa zu Leistungen aus der Pflege- und Krankenversicherung. Informiert wird auch zu Krankheitsbildern der Demenz. pilz