Gemeinsam mit Krakow am See (Mecklenburg-Vorpommern), Fulda (Hessen) und Gülpe (Havelland) ist der Stechliner Ortsteil Neuglobsow Schauplatz des Projektes „Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung“ (AuBe). Die Planungen begannen bereits vor zehn Jahren, Mitte 2018 wurden die Stechliner Gemeindevertreter über den Stand informiert. Nun sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden, wie das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jüngst bekanntgab.
Vorkommen und Verhalten der Insekten wird erforscht
Um was geht es genau? Mittels Insektenfallen wollen die Fachleute dem nächtlichen Insektensterben auf die Spur kommen. Weltweit nehme die nächtliche Himmelshelligkeit jährlich um zwei bis sechs Prozent zu, mit unabsehbaren Folgen für die Ökosysteme. Die Straßenbeleuchtung habe einen nicht unbedeutenden Anteil daran, aber auch die private Verwendung von leuchtenden Werbeschildern oder das Vorhandensein von Garten- und Balkonbeleuchtung nehme zu, heißt es vonseiten der Wissenschaft. Künstliches Licht könne nachtaktive Fluginsekten aber beeinträchtigen.
Welche Insekten besonders betroffen sind und welche Art von Beleuchtungsdesign welche Auswirkung hat, ist Untersuchungsgegenstand des AuBe-Projektes. Um Vorkommen und Verhalten der Insekten über vier Jahre zu untersuchen und die Ergebnisse vergleichen zu können, müsse die Beleuchtungssituation aber erst einmal verändert werden. Für manche Standorte werde das eine Verschlechterung bedeuten.
Während das IGB die ökologischen Auswirkungen des Beleuchtungsdesigns erforscht, übernimmt es die Technische Universität (TU) Berlin, konkret das Fachgebiet der Lichttechnik, die technischen Voraussetzungen zu schaffen.
Bürgerwissenschaftler als Unterstützer willkommen
Die wichtigste Rolle aber sollen Freiwillige übernehmen, die sich als „Bürgerwissenschaftler“ an dem Projekt beteiligen und Daten sammeln können, wie Nadja Neumann vom IGB mitteilte. Konkret geht es etwa um die Mithilfe während des monatlichen Insekten-Monitorings beim Aufstellen und Entleeren der Fallen und Workshops für die Bestimmung der gefangenen Insekten, in welchen erlernt wird, wie die Insekten in Ordnungen gruppiert werden und welche ökologischen Funktionen sie erfüllen.
Insekten- und Lichtfallen auf dem eigenen Grundstück
„Außerdem sucht das AuBe-Projekt Expertern, die einzelne Insektenordnungen, zum Beispiel Nachtfalter oder Eintagsfliegen, bis auf Artniveau bestimmen können“, so Neumann weiter. Anwohner werden ferner gebeten, durch Installation von Photometern auf ihren Grundstücken die nächtliche Himmelshelligkeit dauerhaft zu messen und diese Daten dem Netzwerk beizusteuern. Anwohner der Straßenabschnitte, in denen das Insektenmonitoring stattfindet, können das Projekt unterstützen, indem sie einmal pro Monat eine kleine Stellfläche für Lichtfallen auf ihren Grundstücken zur Verfügung stellen. Aus Neuglobsow waren Signale gekommen, die für das Projekt die Stechlinseestraße westlich des Parkplatzes dafür vorsehen.
Interviews werden geführt
Nicht zuletzt soll die Meinung der Anwohner und Besucher über das neue Straßenbeleuchtungsdesign in Form von Interviews erhoben werden.
Eine Informationsveranstaltung des AuBe-Projektes für Interessierte findet am Freitag, 30. Oktober, im Stechlinsee-Center Neuglobsow statt. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um Anmeldung bis Freitag, 25. Oktober, gebeten. Möglich ist das unter aube@igb-berlin.de. Anzugeben sind dabei der Name und die Anschrift.
Lichtverschmutzung
Der Begriff Lichtverschmutzung bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in die Erdatmosphäre gestreut wird, und die damit verbundene Überlagerung der natürlichen Dunkelheit.
Künstliches Licht in der Nacht nimmt weltweit jährlich um etwa zwei bis sechs Prozent zu. Da es an Orten, zu Zeiten und in Intensitäten eingeführt wurde, in den es natürlicherweise nicht vorkommt, ist künstliches Licht zu einer potenziellen Bedrohung für die biologische Vielfalt geworden.
Trotz der Allgegenwart von künstlichem Licht sind seine Auswirkungen auf Ökosysteme, insbesondere Binnengewässer, noch nicht umfassend untersucht worden.
Eine Barrierewirkung von Lampen auf nachtaktive Insekten wurde in einem ersten Versuch aber bereits nachgewiesen. Quelle: IGB