Die Zeit drängt
Mario Hude tippt mit dem Zeigefinger mehrfach auf einen Entwurf. Es wirkt, als soll jeder Stups seines Fingers die unbekannten Kollegen mahnen, pünktlich ihre Arbeit zu liefern. "Es ist ganz wichtig, dass wir das Ding hierher bekommen", unterstreicht Hude seine Geste auch verbal.
Dieses Ding ist eine Bronzeplatte, die ab dem 14. Februar den Hennigsdorfer Torbogen nahe der Marwitzer Straße 50 schmücken wird. In einer westdeutschen Gießerei wird gerade der zweite Guss gefertigt. "Die Tafel wäre schon da. Aber unter den Schriftzügen hatten sich Bläschen gebildet. Also musste sie nochmal gemacht werden", erzählt Detlef Krebs. Seine Brötchen verdient Krebs als Betriebsrat im Riva-Stahlwerk statt mit der Kunst. Dieser Weg sei ihm in der DDR versperrt worden. Doch die Liebe, selbst Kunstwerke zu gestalten, hat er nie aufgegeben. Der Erinnerungsstein an den DDR-Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 an der Kreuzung Haupt-/Ruppiner Straße stammt ebenso von ihm wie die Tafel für Hans Beimler am Gymnasium und die zum Gedenken an die Zwangsarbeiter in Hennigsdorf. Als vor einem Jahr die Idee entstand, dem Schauspieler und Sänger Manfred Krug ein Denkmal in der Stadt seiner Kindheit zu setzen, kam schnell Detlef Krebs ins Spiel. Heute sagt er über den Auftrag: "Manfred Krug war nicht irgendwer. Er hat uns DDR-Bürger ein Stück geprägt. Er war ein Teil von uns. Deshalb ist es für mich eine Ehre, diese Tafel gestalten zu dürfen."
Wenn man seine Idee langsam wachsen und mit der Realität konfrontiert sieht, ist das ein wenig wie mit dem Großwerden des eigenen Kindes. Nicht alles verläuft dabei so, wie man es sich wünscht. "Ich wollte die Tafel ganz anders haben, mit mehr Schattierungen und einer unruhigen Struktur", bedauert Krebs ein wenig, dass die Konturen von Krugs Gesicht "plastischer und mit feineren Linien herauskristallisiert werden sollten". Dafür sei die Zeit zu knapp gewesen. Wenn die Tafel zu Ehren des oftmals als genial aber auch eigensinnig bezeichneten Künstlers am 14. Februar enthüllt wird, dürfte Detlef Krebs dennoch zufrieden sein. Vorerst äußert er sich in Hudes Werkstatt fast ein wenig unwirsch: "Ich bin zufrieden, wenn das Ding dran ist." Das wird auch der Steinmetz sein. "Am nächsten Mittwoch werde ich auf jeden Fall die Steintafel am Torbogen befestigen und die nötigen Löcher bohren", kündigt er an. Erst Stunden vor der Enthüllung werde er dann die Krug-Tafel befestigen.
"Der einzige Indianer von Hennigsdorf, das bin ich." Wer den sprachgewandten, oftmals schnoddrigen Manne Krug noch in Erinnerung hat, den wird dieser Spruch auf der Tafel nicht verwundern. Der Satz stammt aus "Mein schönes Leben", Krugs Kindheits- und Jugenderinnerungen. Weshalb genau dieser saloppe Spruch das Gedenken prägt, darüber dürfte Holger Schaffranke am 14. Februar einige Worte verlieren. War er es doch, der als Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft, der das Haus gehört, das Zitat mit ausgewählt und den Text gestaltet hat.
Vielleicht erfährt das Publikum an diesem Tag sogar aus berufenem Mund, wie Manne Krug als Kind indianernd durchs Revier an der Marwitzer Straße stromerte. In dem Block leben noch zwei Bewohnerinnen, die sich an den Kleinstadt-Indianer erinnern und die zur Ehrung eingeladen sind.
Apropos eingeladen: Großer Bahnhof für den 2016 gestorbenen Künstler! Neben Ehefrau Ottilie Krug werden die Kinder und auch einige Enkel kommen. "Ich freue mich darüber, dass Hennigsdorf diesen Schauspieler ehrt. Es ist so, als ob Manfred Krug (...) nochmals in die Stadt seiner Kindheit zurückkehrt", hat seine Witwe jüngst im Interview mit dieser Zeitung gesagt.
Steinmetz Mario Hude drückt das einfacher, aber ebenso herzlich aus: "Wer kennt Krug nicht? Der ist ein sehr sympathischer Schauspieler gewesen."
Morgens Ehrung,abends Konzert
Die Ehrung für Manfred Krug am Torbogen Marwitzer Straße 50 beginnt am Freitag, 14. Februar, um 11 Uhr mit der Begrüßung der Gäste. Unter anderen werden Krugs Frau Ottilie sowie die Kinder Daniel und Fanny Krug kommen. Auch Bürgermeister Thomas Günther (SPD) wird einige Sätze sprechen.
Um 11.30 Uhr wird die Gedenktafel enthüllt. Anschließend gibt es bei Getränken die Möglichkeit für Gespräche.
Das Konzert "Hommage an Manfred Krug" mit Uschi Brüning, Fanny Krug, Charles Brauer und anderen, das um 20 Uhr im Stadtklubhaus beginnt, ist restlos ausverkauft.