Schon seit langer Zeit geht Schaffranke mit der Idee schwanger, Krug in Hennigsdorf zu ehren. Als Kind hatte Manfred von 1939 an bis kurz nach Kriegsende in der Stahlarbeitersiedlung gelebt. Doch bislang war unbekannt, welches Haus er an der Marwitzer Straße verließ, um zur katholischen Kita oder einfach zum Spielen zu gehen. Als in dieser Zeitung (Ausgabe 6./7. April 2019) über Krugs Kindheit berichtet wurde, rief das dessen Witwe Ottilie Krug, mit der er 53 Jahre verheiratet war, auf den Plan. Nachdem sie den Artikel gelesen hatte, krempelte sie die schriftlichen Hinterlassenschaften ihres Mannes um und stieß auf einen Briefumschlag. Das an dessen Vater gerichtete Schreiben trägt den Aufdruck: Herrn Rudolf Krug, Hennigsdorf b. Berlin, Marwitzer Strasse 33.
Das Schriftstück stiftete mehr Verwirrung als es Klarheit schuf. Erinnerte sich doch die noch in der Marwitzer Straße lebende Schwester eines Kindheitsfreundes von Manfred Krug daran, dass die Familie in der Nummer 46 oder 48 gewohnt habe. Und die 33 liegt auf der anderen Straßenseite. Für Aufklärung sorgt das nochmalige gründliche Studium der Autobiografie "Mein schönes Leben". Darin schildert Krug, wie er mit seinem Vater von Duisburg wiederum nach Hennigsdorf kommt. "Endlich stehen wir vor unserem Haus Nummer 50", heißt es darin.
Was aber hat es dann mit der Adresse auf dem Brief auf sich? Als der Vater an einem Weihnachtstag an der vor Jahren verlassenen Wohnung klingelte, erklärte ein fremder Mann: "Ihre Frau wohnt nicht mehr hier, sie wohnt schräg gegenüber im Parterre links." Dabei kann es sich nur um die Marwitzer Straße 33 handeln. An der Tür, so heißt es im Buch, stand tatsächlich "Ing. Rudolf Krug". Als endlich die Tür aufging und Rudolf Krug schon voll eines Verdachts die Zimmertüren aufriss und die letzte sogar eintrat, prügelte er Sekunden später einen Mann aus Bett und Wohnung. An dieser Liebesepisode ließ Rudolf Krug, der selbst im Buch nicht als Kostverächter auftaucht, die Ehe platzen, die Familie scheitern. Ein neues Zuhause fand er in Chemnitz. Es ist zu vermuten, dass der kurzzeitig wohnungslose Rudolf Krug die Adresse Marwitzer Straße 33 vorübergehend als Anschrift für amtliche Post angegeben hatte.
Familie kündigt Kommen an
Der HWB-Chef will die Tafel dennoch nicht am rückseitigen Hauseingang der Nummer 50 anbringen lassen. Er möchte, dass sie von der Straße aus zu sehen ist. Deshalb hat er den Tordurchgang zwischen den Nummern 44 und 46, und zwar am Zugang von der Marwitzer Straße gewählt. "Die Tafel soll ganz klassisch aus Messing, Kupfer oder Bronze sein. Etwas, das zum Gebäude und zur Stahlwerkssiedlung passt", überlegt Schaffranke. Dazu ganz sachlich ein paar Daten, die Krugs Bezug zu Hennigsdorf herstellen. Er kann sich auch vorstellen, dazu ein Zitat aus der Autobiographie zu stellen. Darin findet sich eines mit direktem Bezug zu dieser Durchfahrt. "Dann holt mein Vater zwei verschiedene Rollschuhe. Draußen ist es dunkel und es liegt Schnee. Aber im Torbogen kann ich ein bisschen umherfahren", schrieb Krug über einen Weihnachtsabend seiner Kindheit.
Jochen Hübenthal war schon zu DDR-Zeiten Krugs Manager. Die jetzigen Gedenkkonzerte sind ihm eine Herzensangelegenheit. Als er am Mittwoch davon hörte, dass für Manne eine Gedenktafel enthüllt werden soll, sagt er spontan: "Da werden wir mit der Familie dabei sein." Für Holger Schaffranke wäre es eine Freude, wenn Fanny Krug dort vielleicht ein Lied ihres Vaters anstimmte. Bruder Daniel und Mutter Ottilie könnten leise mitsummen. Sollte das ein Wunschtraum bleiben, würde der HWB-Chef selbst seinen Krugschen Lieblingssong anstimmen: "Es steht ein Haus in New Orleans". Das er den drauf hat, bewies er jüngst bei der Grundsteinlegung im Schweitzer-Quartier.
Der Vorverkauffür das Konzert "Manfred Krug – Seine Lieder" am 14. Februar 2020 hat begonnen. Karten zu 39,90 Euro, ermäßigt 33,90 Euro, gibt es in Hennigsdorfs Stadt-Info am Rathaus.
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Infokästen haben ab sofort keinen blauen Punkt vorne, sondern nur einen gefetteten Anlauf.
Infokästen haben ab sofort keinen blauen Punkt vorne, sondern nur einen gefetteten Anlauf. Und am Ende steht ein Kürzel. kürzel