Der Fall beschäftigt die Behörden schon seit Mitte vergangenen Jahres.  Da war bekannt geworden, dass Herr K. während einer Schulveranstaltung am Bernsteinsee in Velten etwa zwei Stunden mit freiem Oberkörper zu sehen war. Fotos, die der Redaktion vorlagen, zeigen auf der Brust drei eindeutig zu identifizierende Nazi-Symbole und Schriftzüge. Auf dem Bauch steht das Tattoo "Meine Ehre heißt Treue". Das war der Wahlspruch der Schutzstaffel (SS). In Deutschland ist der Spruch das Kennzeichen einer verfassungswidrigen Organisation und damit strafbar.
In die Albert-Schweitzer-Oberschule war der Herr K. als Quereinsteiger gekommen. Seit dem 31. Juli 2019 ist er allerdings im staatlichen Schulamt tätig. Dort war er zunächst vorübergehend im Bereich "Migration" ohne Schülerkontakt eingesetzt. Ein Grund seien "personelle Engpässe" gewesen, teilt Conrad Gimpel mit. Im Bereich "Migration" war der entlassene Lehrer unter der telefonischen Durchwahlnummer "88" zu erreichen. Die Zahl 88 wird unter Neonazis als getarnter Hitlergruß verwendet: Der achte Buchstabe des Alphabets ist das H; die 88 steht somit für HH, eine Abkürzung von Heil Hitler. Zufall? Aus dem Staatlichen Schulamt hieß es dazu: "Herrn K. wurde vom Schulamt seinerzeit das letzte freie Büro zugeteilt, das auch vorher bereits die Durchwahl 88 hatte. Das Schulamt hat die Telefonnummer dann geändert." Mittlerweile arbeitet Herr K. im Bereich "Konzeptionsentwicklung für Fachdidaktik/Fortbildung".
Auf dem dieser Zeitung vorlegten Foto von Herrn K. ist nicht nur der verbotene und gut lesbare Spruch "Meine Ehre heißt Treue" auf dem Bauch zu sehen. Auf der rechten Brust prangt zudem das Symbol einer "Wolfsangel". Ein Zeichen, das teilweise von Rechtsextremisten und Neonazis in aller Welt benutzt wird. Links auf der Brust ist deutlich eine "Schwarze Sonne" zu erkennen. Ein weiteres Symbol, das aus zwölf in Ringform gefassten gespiegelten Siegrunen oder drei übereinander gelegten Hakenkreuzen besteht. Die Schwarze Sonne gilt heutzutage als ein wichtiges Erkennungssymbol der rechtsextremen Szene.
Schon Mitte des vergangenen Jahres machte der Fall in der Schule die Runde, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen. Er blieb aber lange unter dem Deckel. Ganz aktuell kursiert ein anonymer Brief von besorgten Eltern der Albert-Schweitzer-Schule, der den Fall jetzt an die Oberfläche spülte.
"Ich kenne keine Details", erklärt Frank Hering, der die Albert-Schweitzer-Schule seit dem 19. August in kommissarischer Leitung übernommen hat. Er ist eigentlich Schulleiter der Hennigsdorfer Diesterweg-Oberschule und versucht in Doppelfunktion beiden Einrichtungen gerecht zu werden. Als er an die Schule kam, war der Lehrer schon nicht mehr am Haus. Besonders brisant: Die Schule trägt seit einigen Jahren den Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage". Damit hat sie sich selbst verpflichtet, gegen Rassismus vorzugehen.
Die Stadt Hennigsdorf äußerte sich am Freitag nicht zu dem Rauswurf von Herrn K. Sie teilt mit, "dass die Stadt keine Kenntnis von dem Fall hat". Weiter heißt es noch erläuternd: "Die Schule liegt außerhalb unserer Trägerzuständigkeit."
Der betroffene Lehrer selbst will sich am Freitag an seinem Arbeitsplatz im Schulamt weder zu seinen Tattoos, noch zu seiner Entlassung aus der Albert-Schweitzer-Schule äußern. Er lacht zu Beginn des Telefonats und sagt schließlich: "Ich sage gar nichts. Ich gebe keine Stellungnahme ab. Wir sind in einem laufenden Verfahren."