Als Miriam Handke in der sechsten Klasse war, wusste sie schon: Sie wird nach der Schule einmal für eine gewisse Zeit ins Ausland gehen. Nun, etliche Jahre später, erfüllt sich dieser Wunsch: Die Schülerin des Neuruppiner Schinkel-Gymnasiums reist im September ins niederländische Gouda, um dort ein Jahr lang mit geistig Behinderten zusammenzuarbeiten. Die 18-Jährige leistet einen Freiwilligendienst bei der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF). Dafür sucht sie nun noch Paten, die sie unterstützen (siehe Infokasten).
Gleich vom Abi-Lernen ins Studium – das wollte Miriam Handke nicht. Der Wunsch des Auslandsjahres war sowieso da. Also begann sie, vor ein paar Monaten zu recherchieren, welche Möglichkeiten es für sie gibt. "Ich wollte etwas Sinnvolles machen", sagt die 18-Jährige. Ihr war es wichtig, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Das passt auch zu ihrem Berufswunsch: Die Neuruppinerin möchte Psychologin werden.
Vater gab den Tipp
Ihr Vater war es, der Miriam Handke schließlich auf die ASF aufmerksam gemacht hat. "Als ich mich im Internet darüber informiert habe, war ich wie verliebt", erinnert sie sich. Die Organisation traf einen Nerv bei der Abiturientin. Der Verein setzt sich mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen auseinander. Das bietet die Grundlage fürs Handeln in der Gegenwart – beispielsweise für die Friedensdienste, im Zuge derer junge Menschen in viele Länder der Welt geschickt werden, um sich dort sozial zu engagieren. So sollen sie aktuellen Formen von Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung entgegentreten und ein Zeichen setzen. Miriam Handke will ihren Teil dazu beitragen, unter anderem, weil ihr der geschichtliche Bezug gefällt: "Ich bin privat sehr daran interessiert, auch an den Folgen des Zweiten Weltkrieges, die es heute noch gibt", sagt sie.
Nachdem also die richtige Organisation gefunden war, schrieb die 18-Jährige eine Bewerbung an die ASF. Sie wurde erst zu Info-Seminaren, dann zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und bekam schließlich die Zusage. 180 Dienste bietet der Verein jährlich an. Die Bewerberzahl ist etwa doppelt so hoch.
Wunschland Niederlande
Miriam Handke durfte auf einem sogenannten "Gelben Zettel" beim Info-Seminar angeben, in welches Land sie gerne gehen würde und in welchem Bereich sie arbeiten möchte. Die Niederlande war ihr Wunschziel. Und auch mit ihrem Einsatzort, einer Lebenshilfegemeinschaft, ist die Neuruppinerin sehr zufrieden. Sie hätte sich aber auch vorstellen können, beispielsweise mit alten Menschen zu arbeiten. Den Ort Gouda will sie sich gemeinsam mit ihrem Freund nach dem Abi schon einmal anschauen. Das empfiehlt die ASF. Und auch eine Reise ins ehemalige Konzentrationslager Auschwitz wird von dem Verein ans Herz gelegt. Miriam Handke wird hinfahren.
Dazu kommen die Verabschiedung von Freunden und Familie sowie private Touren. Die 18-Jährige hat also jede Menge vor, bevor es am 1. September ernst wird. Die Vorstellung, so lange wie nie zuvor von ihrer Familie getrennt zu sein, sei schon etwas komisch, sagt sie. "Aber der Wunsch ist so groß." Schließlich hegt ihn die 18-Jährige auch schon seit ein paar Jahren.

Was die Patenschaftbedeutet

15 Paten benötigt Miriam Handke insgesamt, zehn hat sie schon. Diese zahlen 15 Euro je Monat für ein Jahr. So wird garantiert, dass jeder Freiwillige etwas zur Finanzierung seines Freiwilligendienstes beitragen kann.

Als Gegenleistung erhalten die Paten neben einer Spendenbescheinigung Berichte von der Reise und auf Wunsch eine Zeitschrift. Miriam Handke möchte auch ein Blog im Internet führen.

Wer helfen möchte, kann sich per E-Mail unter [email protected] melden. jvo