In DDR-Kunstszene bekannt
Auch diesmal ist es Museumsleiter Dr. Peter Böthig gelungen, einen Künstler zu gewinnen, dessen Arbeiten den Weg in zahlreiche Museen und staatliche Kunstsammlungen gefunden haben. Es ist Hans Ticha, der sich mit Werken der Malerei, mit Zeichnungen, Grafiken sowie Plastiken und  Buchillustrationen bereits in der Kunstszene der DDR einen Namen gemacht hatte.
Wie auf der Einladungskarte zur Ausstellung vermerkt, zählt der 1940 geborene Ticha  zu den "eigenwilligsten und unverwechselbaren" Künstlern Deutschlands. Bereits vor dem Fall der Mauer war seine künstlerische Sprache weniger vom sozialistischen Realismus als von der Moderne geprägt. So wurde der Maler mit seinen ungewöhnlichen Motiven häufig als der Pop Art-Künstler der DDR bezeichnet. In einigen Vitrinen ausgestellt, waren auch seine Illustrationen zu bewundern.
Propaganda entlarvt
Geboren wurde Ticha in Bodenbach, dem heutigen an der Elbe liegenden Decin in der Tschechischen Republik. Nach der Vertreibung wuchs er in Schkeuditz bei Leipzig auf. Im Anschluss an die Schule absolvierte er ein Studium der Pädagogik mit den Fächern Kunsterziehung und Geschichte, dem eine dreijährige Tätigkeit als Lehrer folgte.
Doch der talentierte Ticha wollte mehr: Es folgte ein Studium für bildende und angewandt Kunst an der Hochschule Berlin-Weißensee. Von 1970  bis 1990 war Ticha als freischaffender Maler und Buchillustrator tätig. Während dieser Zeit in Berlin Prenzlauer Berg lebend, gehörte er dort zur kulturellen Szene. Mit seiner plakativen Formensprache entlarvte er mit bissigem Humor die zur Phrase erstarrte Propaganda in der DDR. 1990 folgte die Umsiedelung nach Mainz, wo er seit 1993 in der Nähe der Main-Metropole seinen Wohnsitz hat. Auch nach seinem Wohnortwechsel nach Hessen ist Ticha ein kritischer Beobachter der Zeit geblieben.
Geburtstagsbilder
Ausgestellt in Rheinsberg sind unter anderem 30 Bilder, die der Künstler, der im September seinen 80. Geburtstag feiern darf, seit 1993 jedes Jahr für seine Frau Monika Funk zum Geburtstag malte.
Die Vernissage am Sonnabend gestaltete sich schwierig. Wegen der Corona-Beschränkungen durften sich nicht mehr als 20 Menschen gleichzeitig in den Museumsräumen aufhalten. Die Besucher mussten Zeit und Geduld mitbringen. Außerdem durften sie die Galerie nur mit Mund- und Nasenschutz betreten. So fand auch die Eröffnung der Ausstellung im Rondell auf der Schlossinsel statt. Rüdiger Giebler, ein Malerkollege aus Halle, hielt die Laudatio. Treffend und humorvoll würdigte er das Schaffen von Hans Ticha, der nicht selten mit seiner farbenfrohen und schablonenhaften Malerei bei den Betrachtern für ein Aha-Erlebnis sorgt. Dabei hob er besonders die Formensprache hervor, bei der vor allem Kugeln, Zylinder und Kegel die Bilder prägen.
"Zu sehen sind 14 Damenporträts, sechs Löwen und vier männliche Gesichter", berichtete der Laudator. "Aber auch ein Bügelbrett, eine Tänzerin sowie eine Apfelsine und drei Zitronen." Auf die Geburtstagsbilder eingehend, bezeichnete Rüdiger Giebler diese als Protokolle einer Liebesgeschichte.

Öffnungszeiten

Die neue Ausstellung kann bis zum 3. Januar 2021 besichtigt werden. Geöffnet ist das Literaturmuseum im Nordflügel des Schlosses bis zum Oktober immer dienstags bis sonntags von 10 bis 17.30 Uhr und von November bis März von 10 bis 16 Uhr. Zur Ausstellung ist ein eigens vom Künstler gestalteter Katalog entstanden. jr