Die beiden Schildower haben aus ihrer Sicht einige Beispiele. So befürchten sie, dass Autofahrer, die vor den beschrankten Bahnübergängen warten müssen, sich Schleichwege durch die Wohnsiedlungen suchen, um schneller voranzukommen. Parkplätze für Pendler seien kaum vorhanden. „Dann werden die Siedlungen zugeparkt“, so Hentschel. Auch die Lärmbelästigung werde von den Befürwortern verschwiegen. Dabei gehe es nicht nur um den Betriebslärm der Züge. Bei unbeschrankten Bahnübergängen – davon gibt es laut BI acht – müsse der Lokführer andere Verkehrsteilnehmer mit einem dreisekündigen Pfeifton warnen, wenn er weniger als 100 Meter Sicht auf den Übergang habe. „Das ist so laut wie ein startendes Passagierflugzeug“, sagt Jan Oertner.
Ob es tatsächlich solche Pfeif-Übergänge gibt, steht aktuell noch nicht fest. „Wir schauen uns jetzt jeden Bahnübergang genau an und suchen eine regelkonformkonforme Lösung“, sagte NEB-Sprecherin Katja Tenkoul auf Nachfrage. In einer Präsentation der Niederbarnimer Eisenbahn Gesellschaft (NEB) zum Vorhaben wird allerdings von mindestens vier Querungen für Fußgänger und Radfahrer auf der Stammstrecke gesprochen, wo nur Umlaufsperren gebaut werden sollen. Dort ist dann das Pfeifen Pflicht.
Auch die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens stellen die Kritiker in Frage. „Die S-Bahn-Linie 8 kann viel mehr Personen befördern und ist schneller am Gesundbrunnen“, hat Henschel recherchiert. Mit der Heidekrautbahn sei der Fahrgast neun Minuten länger unterwegs, wenn er von Mühlenbeck nach Gesundbrunnen wolle. Er befürchtet sogar, dass die S 8 noch schlechter getaktet werde, wenn ein Teil der Nutzer trotzdem auf die Heidekrautbahn umsteigen würde. „Die realen Vorteile für Einwohner im Mühlenbecker Land erschließen sich uns nicht“, fasste Hentschel zusammen. Bei einem Informationsabend, zu der am Montagabend mehr als 50 Interessierte in den „Kastanienhof“ gekommen waren, kündigten die BI-Sprecher an, alle offenen Fragen an Vertreter des Betreibers NEB und den Bürgermeister vom Mühlenbecker Land, Filippo Smaldino-Stattaus, sowie an zuständige Landesbehörden und Politiker zu schicken. Die Antworten werden auf der Homepage der Initiative veröffentlicht.
So sei heute beispielsweise noch unklar, wie hoch der finanzielle Beitrage der Kommune für notwendige infrastrukturelle Maßnahmen sei. Angezweifelt wird die derzeitige Kostenschätzung von 22 Millionen Euro. „Es müssen alle Vor- und Nachteile auf den Tisch“, forderte Hentschel., der zu einem konstruktiven Dialog zwischen allen Beteiligten aufrief.
Künftig sind regelmäßige Infoabende geplant. Zudem wird derzeit ein Flyer der Initiative erarbeitet. Nachgedacht wird auch über eine Podiumsdiskussion.
Bürgermeister Smaldino-Stattaus will die Sorgen und Ängste der Bürger ernst nehmen. Allerdings weist er den Vorwurf, nicht ausreichend zu informieren, zurück. Erst jetzt werde von Experten mit der Detailplanung begonnen. „Wenn Ergebnisse da sind, werden wir sie auch kommunizieren“, kündigte er an. Derweil geht er weiter Klinken putzen:. Vor einigen Tagen traf er sich mit dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses Berlin, Ralf Wieland, und dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, Rahed Saleh, um fürs Mühlenbecker Land Lobbyarbeit für den Lärmschutz an den Bahnstrecken zu betreiben.
Nach der Unterzeichnung der Planungsvereinbarung zur Reaktivierung der Heidekrautbahn-Stammstrecke am 10. Januar hat die Detailplanung zum Ausbau der Infrastruktur begonnen. In März bietet die NEB Informationsveranstaltungen für Einwohner entlang der Stammstrecke an, um Fragen zu beantworten und auf die planungsrelevanten Gegebenheiten vor Ort in den Gemeinden einzugehen. (zeit)
In Schildow findet die Veranstaltung am 11. März (18 Uhr, Bürgersaal) und in Mühlenbeck am 25. März (18 Uhr, Mühlentreff) statt. In Schönwalde ist am 15. Mai (18 Uhr, Restaurant Korfu“) ein Info-Abend angesetzt.