Bei der Abstimmung über den Bürgerhaushalt 2022 landete der Vorschlag, einen Wochenmarkt in der Stadt zu etablieren, mit klarem Vorsprung auf Platz 1. Jetzt gibt es ihn. Viele Hohen Neuendorfer schauten am 11. Mai am Rathausplatz vorbei. Sie waren neugierig auf die Händler und das Angebot.
Angekündigt waren die klassischen Angebote von frischem und regionalem Gemüse über Blumen und Backwaren. Vor Ort zeigten sich die meisten Besucher aber enttäuscht.

Nur drei Händler vorm Rathaus

„Sehr übersichtlich“, kommentierte Marion Zastrow das Marktgeschehen. Denn es waren lediglich drei Händler gekommen. „Wir hatten kurzfristig drei Absagen“, entschuldigt sich Marktleiter Dirk Dieter.
Auf dem Rathausplatz hatte Andrezej Wisniewski noch den größten Stand. Der Pole, der zwei Stunden Anfahrt hatte, bietet polnisches Obst und Gemüse, Süßigkeiten sowie Topfblumen an. Der Stand läuft gut. Die Kunden loben die Qualität. Viele decken sich mit frischen Erdbeeren oder Radieschen ein. Nebenan gibt es thüringische Wurstwaren, gegenüber französische Salami. Das war es. „Da hatte ich aber mehr erwartet“, fällt dann auch die Resonanz von Luise Skradde negativ aus. „Wenn da nicht mehr kommt, hat der Markt in Hohen Neuendorf keine Chance“, ist sie überzeugt. Hannelore Bergemann sieht sogar schon nach der Premiere schwarz für das Projekt. „Schade. Es hätte doch ein toller Treffpunkt werden können.“ Ihr fehlen vor allem Produkte aus der Region. Sie vermisst beispielsweise einen Imker, einen Imbiss und einen Bäcker. „Wir hatten und schon auf eine schöne Tasse Kaffee mit Kuchen oder eine Bratwurst gefreut“, sagt Karin Lejeune, die die Seniorengruppe anführt. Die Rentnerinnen, die sich regelmäßig zum Ortsspaziergang trifft, hatte extra die Route geändert, um den Markt zu testen.

Enttäuschung zur Premiere

Die Marktleiter Dirk Dieter und Michael Scheel sind trotz der Kritik zuversichtlich, den Wochenmarkt in Hohen Neuendorf etablieren zu können. „Der Anfang ist immer schwer“, weiß Dirk Dieter aus Erfahrung. Der Organisator von der Markt-Gilde, die deutschlandweit Wochenmärkte veranstaltet, verweist auf die aktuellen Probleme in der Branche. Zum einen sei wegen der Inflation die Kaufkraft geringer geworden. Zum anderen hätten sich viele Händler mit langjähriger Erfahrung aus Altersgründen zurückgezogen. Nachwuchs gibt es kaum. „Es ist ein schweres Geschäft“, sagt Dieter. Für viele Händler beginne der Tag morgens um 4 Uhr auf dem Großmarkt. Deshalb sei es auch schwer, in den Abendstunden einen Wochenmarkt zu betreiben.
Claudia Patz kauft für ihre Familie am Stand von Andrezej Wisniewski aus Polen frische Erbeere ein. Sie hatte allerdings mehr Stände erwartet.
Claudia Patz kauft für ihre Familie am Stand von Andrezej Wisniewski aus Polen frische Erbeere ein. Sie hatte allerdings mehr Stände erwartet.
© Foto: Jürgen Liebezeit
Das zum Beispiel würde Claudia Patz begrüßen. „Wenn die Menschen nach Feierabend hier einkaufen könnten, würden mehr Kunden kommen“, glaubt sie. Das Angebot ist aus ihrer Sicht ausbaufähig. Ihr fehlen ein Fleischer, ein Bäcker und Anbieter regionaler Waren. Freuen würde sie sich auch über mediterrane Spezialitäten.
Mit französischem Charme verkauft Marktfrau Christine Delikatessen aus Frankreich und aus der Bretagne. Ihr Stand heißt "Petit Coin de France".
Mit französischem Charme verkauft Marktfrau Christine Delikatessen aus Frankreich und aus der Bretagne. Ihr Stand heißt „Petit Coin de France".
© Foto: Jürgen Liebezeit
Die Marktleiter geloben Besserung und kündigt künftig ein vielfältigeres Angebot an. Darauf hoffen nicht nur die Frauen vom Seniorenclub, die trotz ihrer Kritik das nächste Mal wiederkommen wollen. Für Carmen Emig steht schon fest, dass sie Stammkundin wird. „Ich finde es toll, hier unverpackte Waren zu bekommen.“
Der nächste Markttag ist wegen Himmelfahrt erst am 25. Mai. Dann ist auch die offizielle Eröffnung mit einer Marktrallye geplant. Gegen 12 Uhr werden fünf gefüllte Einkaufstaschen mit frischen Produkten der Hohen Neuendorfer Marktstände verlost. Geöffnet ist von 8 bis 15 Uhr.
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