Von der Oberhavel Verkehrsgesellschaft (OVG) ist zum Projekt nicht viel zu erfahren. "Wir führen den Auftrag nur aus", sagte Betriebsleiter René Buyna auf Nachfrage. Man wolle sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, solange das Vorhaben keine konkreten Züge angenommen habe. "Aber wenn die Finanzierung steht, fahren wir", sagt Buyna. Kremmen und die Gemeinde Oberkrämer haben die OVG ein Angebot erstellen lassen – für einen sechsmonatigen Probebetrieb der Tourismuslinie.
Oranienburgs Stadtsprecher Gilbert Collé spricht von einer erarbeiteten Lösung, auf die sich alle Beteiligten verständigen konnten. Schon in dieser Saison werde es die Tourismuslinie geben. Anfangs war von einer Finanzierung in Höhe von 100 000 Euro die Rede. Collé dazu: "Die Kosten belaufen sich auf knapp 40 000 Euro." Jeweils ein Viertel davon übernehmen die beteiligten Gemeinden Oranienburg, Oberkrämer und Kremmen. Das restliche Viertel soll von den beteiligten Unternehmern aufgebracht werden. "Sobald der am Montag von der Stadtverordnetenversammlung Oranienburg beschlossene Haushalt von der Kommunalaufsicht genehmigt und im Amtsblatt veröffentlicht worden ist, wird der Bürgermeister die entsprechende Vereinbarung unterschreiben", lässt Collé ausrichten.
Auftraggeber an die OVG und auch Schirmherr des Projektes ist Oberkrämers Bürgermeister Peter Leys (BfO). Er kann die Kritik aus Kremmen nicht verstehen, sie sei wenig durchdacht. "Es ist eine tolle Sache für alle Kommunen", sagt er. "Wir machen es nicht für die Gewerbetreibenden, sondern für den Tourismus.". Vor allem für Menschen ohne Auto sei das Angebot gedacht. "Den Tourismus, den wir als Kommunen seit Jahren entwickeln wollen, bringen wir so ein Stück weiter voran." Zumal der Bus nicht ausschließlich für Touristen gedacht sei. Jeder könne am Wochenende und feiertags, wo eh weniger Busse fahren, mit einsteigen. "Vom Bahnhof Oranienburg ist man in 28 Minuten in Kremmen. Besser geht es aus meiner Sicht nicht." Damit meint Leyer auch die Kooperation der Kommunen, die hier beispielgebend sei. "Abends wird es gegen 18 Uhr die letzte Fahrt geben, die mit dem Regionalverkehr in Oranienburg abgestimmt ist", argumentiert Leys weiter.
Am Dienstag wurde die Vereinbarung, die die drei Kommunen und die beteiligten Unternehmer unterzeichnen sollen, verschickt. "Auch die OVG bemüht sich, die Genehmigung für die neue Linie rechtzeitig zu bekommen", so Leys. Wenn jetzt alles glatt geht, kann der neue Tourismusbus in Oberhavel am 1. Mai erstmals starten.
Die Kritik aus Kremmen: Schon in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung äußerte sich die Finanzausschussvorsitzende Stefanie Gebauer skeptisch über die Belastung des Haushalts. Das Projekt sei laut UWG/LGU weder eine Pflichtaufgabe der Kommune noch ein Geschäft der laufenden Verwaltung. Zumal es keinen Beschluss gebe, der Bürgermeister Sebastian Busse (CDU) dazu ermächtige, finanzielle Mittel aus dem Haushalt bereitzustellen. "Wir lehnen einen Mitfinanzierung durch die Stadt Kremmen zum aktuellen Zeitpunkt ab", heißt es im vom Fraktionsvorsitzenden Arthur Förster unterzeichneten Antrag, der den Kremmener Stadtverordneten am 21. März vorliegt. Die Fraktion will den Bürgermeister auffordern, sich eher für eine tägliche Verbindung stark zu machen. Sollte der Tourismusbus am Wochenende und feiertags am Scheunenviertel enden, sieht die UWG/LGU darin eine "unzulässige Subvention einzelner Unternehmer". Zu den Akteuren der Buslinie gehören das Schloss Schwante, Bäckerei Plentz, das Forsthaus Sommerswalde und der Tierpark Germendorf. Spargelhof-Chef Malte Voigts, der sich aufgrund der schlechten Erfahrungen des einst eingesetzten "Spargelbusses" finanziell eigentlich nicht miteinbringen wollte, ist ebenfalls dabei.
Kremmens Rathaus-Chef kann den UWG/LGU-Antrag, der ihn quasi auffordert, seine Unterstützung zurückziehen, nicht nachvollziehen. "Es ist ein Geschäft der laufenden Verwaltung", stellt er klar. Das habe ihm sein Jurist bestätigt. Ferner brauche es keinen Beschluss seitens der Abgeordneten, da die Mitfinanzierung der Stadt weit unter den ihm frei verfügbaren 25 000 Euro liege. Der Fahrplan sei angepasst worden: Die Endstation in Kremmen sei nicht mehr das Scheunenviertel, sondern der Marktplatz. Busse macht sich für Linie, die von Ostern bis Oktober im Zwei-Stunden-Takt fahren soll, stark. "Die Kremmener kommen so am Wochenende und feiertags in einer halben Stunde zum Tierpark Germendorf oder nach Oranienburg", argumentiert er. "Das ist eine sehr gute Sache, warum sollen wir davon nicht profitieren?" Er will damit zudem den Tourismus vermehrt in die Stadt holen. "Das bringt wieder Leben rein am Wochenende."

Profiteur

■ Profiteur der Tourismuslinie dürfte der Tierpark Germendorf sein, der seit Jahren um einen richtigen Busanschluss kämpft. Bisher lehnte die Stadt Oranienburg Umverlegungen bestehender Buslinien immer ab, da Takt- und Anschlusszeiten sonst nicht gewährleistet wären.

■ 2018 zog es bis zu 10 000 Besucher in den Park – an nur einem Tag. Insgesamt zählte der Tier- und Freizeitpark im vorigen Jahr 450 000 Euro Gäste. (win/kd)