Freds Familie lebte damals in Sachsenhausen. Im Krieg waren die Berliner in Gesundbrunnen ausgebombt worden und im Oranienburger Ortsteil untergekommen, wo sie sich nach dem Krieg eine neue Existenz aufbauten. Fred besuche die Zentralschule in Sachsenhausen und trat danach eine Schuhmacherlehre an. Dann kam die Armee und dort blieb er beim Bereich Bekleidung und Ausrüstung, was für einen Schuhmacher schließlich gar nicht so abwegig ist.
Seinen Frau Erika ist dagegen Liebenwalder Urgestein. Dort wurde sie geboren, besuchte sie die Schule, ging in die Lehre und fand schließlich eine Anstellung bei der Firma Kabel-Recycling. Gut 36 Jahre bis zu ihrer Verabschiedung in die Rente war sie dort angestellt.
Ihren Fred hat sie bei einem Vergnügen im ehemaligen Liebenwalder Kulturhaus kennengelernt. Eigentlich hatte Erika der Aufforderung des "frechen Freds" zum Tanz gar nicht nachkommen wollen. Doch Fred blieb hartnäckig. Und als er dann sogar noch damit drohte, den Tisch umzukippen, wenn sie ihm einen Korb gibt, da stand sie schließlich auf. Bereut hat sie die Entscheidung nie. Fred konnte nicht nur tanzen, er war auch sonst ein guter Kerl, auch wenn er aus Sachsenhausen war, wie sie sagt und lacht.
Gute zwei Jahre danach wurde geheiratet, am 4. Juni 1960. Eben dafür sahen sich Erika und Fred gemeinsam nach einem Brautkleid um. Es sollte etwas Besonderes sein, und deshalb führte sie der Weg eben auch nach Westberlin, was schon damals bei den Oberen der DDR-Führung gar nicht gern gesehen wurde und schon erst recht nicht, wenn jemand bei der Armee war. Wie gesagt, sie fanden ein Kleid. Doch Fred verlor dadurch seinen Job.
Dafür war das Kleid etwas Besonderes. Rotes Perlon, damals sowohl in West wie auch in Ost ein begehrter Stoff. Ein Streifen Stoff hat Erika Ramlow bis heute aufbewahrt. Apropos: Ganz rot war der Stoff doch nicht, wie sie sich erinnert. Denn weiße Blüten befanden sich als Schmuck auf selbigem.
Den Jobverlust konnte Fred Ramlow verkraften, er fand ebenfalls bei der Firma Kabel-Recycling in Liebenwalde eine Anstellung, machte dort seinen Meister und blieb bis zur Rente.
Brachte ihm die Neugier auf das Brautkleid Pech, brachte die rote Farbe des Kleides, schließlich ist es die der Liebe, ihnen reichlich Glück und gipfelt nun in der Feier der diamantenen Hochzeit nach 60 gemeinsam und glücklich verbrachten Ehejahren. Dass durchaus nicht immer nur eitel Sonnenschein herrschte, das bestreitet das Paar gar nicht. Doch komme nach jedem Gewitter eben wieder der Sonnenschein. "Deshalb hat das Wort Scheidung für uns nie zum Wortschatz gehört", stellen sie gemeinsam klar. Was sie am jeweils anderen schätzen, hört sich fast banal an, kommt aber prompt. "Auf den anderen zugehen können und nicht nachtragend sein."
Zwei Töchter, Sylvia und Simone, vervollständigten das Eheglück. Inzwischen kommen noch, da die Töchter selbst schon lange verheiratet sind, fünf Enkel und sogar drei Urenkel dazu. "Das ist toll, so muss es sein", so Fred Ramlow nur kurz und knapp dazu.
Gern hätte das Paar das Ehejubiläum genauso groß wie damals in der Mühlenseeschänke gefeiert. "Die Einladungen hatten wir sogar schon verschickt. Doch wegen Corona haben wir die Gäste nun wieder ausgeladen", stellt Erika Ramlow durchaus wehmütig fest. Doch die Familie trotzt Corona und kommt deshalb wenigstens im kleinen Kreis zusammen. Außerdem wird im Garten der Tochter weitergefeiert. Mit den Freunden und Bekannten, ob vom Fußball-, Angler- oder Heimatverein wird später gefeiert. "Nein, keine Nachfeier", sagt Fred Ramlow und ergänzt: "Um gemütlich zusammen zu sein, da brauchen wir keinen bestimmten Festtag, da finden wir schon eine andere Gelegenheit." Deshalb blicken sie trotz Corona optimistisch in die Zukunft. "Hauptsache wir bleiben gesund, dann ist schon alles in Ordnung."