"Da fehlt doch eine Null!"
Es ist Mittwochabend auf dem Spargelhof Kremmen, das Restaurant "Landwirt" ist voll. Das Kaminfeuer lodert, Gänse- und Rotkohlduft liegen in der Luft, ein Scheck wird überreicht. Schlagersänger Frank Zander nimmt ihn entgegen: 1 500 Euro für das von seiner Familie ausgerichtete Weihnachtsessen für Obdachlose in Berlin. Seine Frau Evy kann sich ein kesses "Da fehlt doch eine Null!" nicht verkneifen. Kurz vorher sagt Marcus Zander über den Spargelhof: "Wir lieben das Familiäre hier, die Tiere, das Essen, Malte und Beate." Zweimal im Jahr sind Zanders offiziell zu Besuch. "Ansonsten wählen meine Eltern den Hof für private Familienausflüge", sagt Marcus Zander. Die offiziellen Termine haben mit dem Scheck zu tun.
Auf dem Tourismustag im Juni schnitten Frank Zander und Frank Schöbel eine riesige Erdbeertorte an. Den Erlös überreicht Spargelhof-Chef Malte Voigts auf dem zweiten Medien-Termin in Form des Schecks. Lange Zeit kam das Geld einem Kinderhospiz zugute, sagt er. Vor ein paar Jahren – auf der Suche nach neuen Ideen – sah er im Fernsehen einen Beitrag über Frank Zanders Weihnachtsessen. "Ich finde, das passt gut, allein wegen der Gänse", weist er auf die weihnachtlichen Tiere hin, die auf dem Spargelhof leben. Der Kontakt mit dem Erna- und Kurt-Sänger kam zufällig zustande. Mit Boxtrainerlegende Ulli Wegner feierte dieser in Kremmen Geburtstag. "Das war die Gelegenheit", sagt Malte Voigts. Er erzählte von seiner Idee, das Weihnachtsessen zu unterstützen. "Mittlerweile ist eine Freundschaft entstanden."
Wäre Frank Zander ein Mann der Selbstdarstellung, könnte er das in blumigsten Worten bestätigen. Am Mittwoch ist der 77-Jährige aber der unkomplizierte Pragmatiker, den seine Fans kennen. "Gesagt, getan. Er macht es einfach", sagt er Richtung Malte Voigts. "Das verbindet uns." Doch er ist nicht ohne Stolz. Sein Weihnachtsessen für 3 000 Menschen findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt. Woidke, Müller, Giffey, Buschkowsky, Gysi und zahlreiche Promis sind mit dabei. Marcus Zander hebt einen hervor: "Reinhard Mey tritt extra für uns noch einmal auf", sagt er. Bundeskanzlerin Angela Merkel übermittelt eine Grußbotschaft. "Die bekommt nicht jeder", sagt Frank Zander.
Beate Gebauer und Mike Carroll vom Spargelhof haben vor einigen Jahren selbst mitgekellnert. "Es ist beeindruckend, mit wie viel Enthusiasmus und Herzblut die Familie das macht", sagt Beate Gebauer. Ihr imponiere diese "herzerwärmende Geste" jedes Jahr aufs Neue.

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Gäste kamen zum ersten Essen für Obdachlose und Bedürftige im Jahr 1995, damals im Schloss Diedershof. Ins Estrel-Center Berlin kommen mittlerweile 3 000 Bedürftige. win