Kampf um die Finanzierung
Katrin Graf hat 29 Maurer, Tischler, Gebäudereiniger, Zimmerer und Maler mit aus Bremen gebracht. "Sie machen das freiwillig, und zahlen sogar noch 120 Euro dafür", sagte Graf am Donnerstag. An Schülern, die mit nach Sachsenhausen wollen, bestehe kein Mangel, doch Kopfzerbrechen mache ihr "jedesmal die Finanzierung", so Graf. Insgesamt 4 000 Euro an Spenden seien notwendig pro Fahrt. Ergänzt wird das Bremer Team um Katrin Graf von fünf Metallbauern und fünf Fliesenlegern vom Eduard-Mauer-Oberstufenzentrum Hennigsdorf.
Brandanschläge als Auslöser
Auslöser für Hans-Joachim Gries, seinen Unterricht in eine Gedenkstätte zu verlegen, waren die rechtsextremen Brandanschläge 1992 in Mölln, in Rostock-Lichtenhagen und 1993 in Solingen. Dieses Jahr sind auch einige Geflüchtete unter den Teilnehmern aus Bremen dabei, so wie der 24-jährige Maler-Lehrling Jafar Husseini aus Afghanistan. Mit Blick auf die grauenvolle Geschichte der Nazizeit und die aktuelle Situation seiner Heimat sagte er; "Ich will, dass nie wieder ein Krieg passiert." Sein Maurer-Kollege Mattis Englisch will mit seiner Arbeit in Sachsenhausen auch "ein Zeichen setzen gegen den aufkommenden Rechtspopulismus in Europa". Außerdem sei es wichtig, die Erinnerung an das Geschehen von damals an Orten wie der Gedenkstätte lebendig zu halten und zu erhalten. "Es ist gut, dass wir helfen können, das ehemalige KZ-Gelände zu reparieren", sagte der 21-Jährige. Zudem sei es spannend, traditionelles Handwerk zum Beispiel an 80 Jahre alten Fenstern zu lernen, ergänzte Zimmerer-Lehrling Fynn Karellus aus Bremen. Der 21-jährige Tischerlin Merle Datho macht es nicht nur Spaß, alte Techniken kennenzulernen und auszuprobieren. "Es fühlt sich gut an, für einen guten Zweck zu arbeiten, ich fühle Dankbarkeit."
Neben ihrer Arbeit in der Gedenkstätte lernen die 39 Auszubildende viel über den Ort und dessen Vergangenheit. Am Mittwoch konnten sie sich zum Beispiel mit dem Zeitzeugen Leon Schwarzbaum unterhalten. Auch der ehemalige Gedenkstättenleiter, Günter Morsch, der voller Geschichten und Geschichte steckt, besuchte sie am abendlichen Lagerfeuer.
Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus
Das Projekt Lernen und Arbeiten in der Gedenkstätte wurde 1994 durch das Schulzentrum an der Alwin-Lonke-Straße in Bremen ins Leben gerufen.
Seit 1998 wird es in Kooperation mit dem Hennigsdorfer Eduard-Maurer-Oberstufenzentrum durchgeführt.
Ziel ist es, Berufsschüler an die Thematik Nationalsozialismus und Rechtsextremismus heranzuführen, sie zu sensibilisieren und mit eigener Handarbeit die Gedenkstätte zu erhalten.
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