Grenzregion im Stillstand
Sie forderten, die Grenzen nicht erst wie angekündigt Mitte Juni zu öffnen, sondern bereits jetzt den kleinen Grenzverkehr wieder zuzulassen. Der gemeinsame öffentliche Auftritt sollte ein Signal an die Regierung in Warschau sein, dass die deutsch-polnische Nachbarregion auf die Öffnung dringend angewiesen und dafür bereit sei.
Die geteilte Pressekonferenz, der Marschall blieb auf der polnischen Seite, die deutschen Politiker diesseits der Grenzabsperrungen in zehn Meter Abstand von ihm, bot ein skurriles Bild. Alle drei hatten eine Maske vor Mund und Nase, während sie ihre Ansprachen hielten. Die meiste Zeit verschwanden sie wegen des einsetzenden Regens zusätzlich unter Regenschirmen.
Am Absperrzaun der Grenze, die Polen Mitte März zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen hatte, erklärte Marschall Olgierd Geblewicz, dass Polen und Deutsche seit der Grenzöffnung vor 30 Jahren gelernt haben, zusammen zu arbeiten, zu leben und Geschäfte zu machen. Mit der Pandemie und der Grenzschließung sei das Leben in der Grenzregion nahezu zum Stillstand gekommen.
In einem ersten Schritt habe man erreicht, so Geblewicz, dass die Berufspendler wieder ohne Einschränkungen die Grenze passieren können. „Ich hoffe, dass es jetzt als nächsten Schritt die Öffnung für den kleinen Grenzverkehr in der Region geben kann“, sagte der Marschall. Er gratulierte den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, dass sie die Pandemie bei sich so schnell unter Kontrolle gebracht hätten. Seine Wojewodschaft hätte ähnlich wenige Fälle. Brandenburgs Vertreterin, Staatssekretärin Jutta Jahns-Böhm aus der Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund, erklärte die Unterstützung der Forderung durch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Dieser setzte sich als Beauftragter der Bundesregierung für die Zusammenarbeit mit Polen massiv für die schnelle Grenzöffnung ein, versicherte Jahns-Böhm.
Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) von der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern begrüßte die Initiative des Marschalls und zeigte sich zuversichtlich, dass das gemeinsame Signal gehört werde. Für die Dringlichkeit der Öffnung nannte er Beispiele von Beschäftigten auf der Insel Usedom, die jetzt stundenlange Umwege in Kauf nehmen müssten, um zur Arbeit zu kommen.
Würdigung lokaler Initiative
Patrick Dahlemann bezeichnete die Initiatoren der Protestaktionen vor Ort und des gemeinsamen Auftritts der Ländervertreter in Rosow als wahre Alltagshelden. Martha Szuster aus Mescherin und Katarszyna Werth aus Löcknitz hätten ein großes Maß an Engagement bewiesen und sich beispielhaft für die Menschen auf beiden Seiten der Grenze und ihren Zusammenhalt eingesetzt, sagte Dahlemann und regte ein gemeinsames Grenzfest an, wenn die Öffnung erreicht sei.