Zum 12. Mal ging es auf Bildungsfahrt nach Polen. Der Verein ist vom Land gerade für weitere drei Jahre als Partnerschaftsbeauftragter Brandenburgs für Großpolen ernannt worden. "Mit der Ermutigung, die Kontakte noch weiter ins Land auszubauen", so Einrichtungsleiter Darius Müller. Und so ging es über Großpolen hinaus in die drittgrößte Stadt des Landes (750 000 Einwohner).
Bildergalerie Bildungsfahrt ins polnische Lodz
Łódz hat eine bewegte Geschichte. Mit der zweiten Teilung Polens 1793 wurde die Stadt Teil Preußens. Nach dem Frieden von Tilsit 1807 wurde der Ort Teil des Herzogtums Warschau und 1815 in Kongresspolen integriert, sodass die Stadt dem russischen Zaren unterstand. 1823 siedelten die ersten deutschen Tuchmacher, die zumeist im Westen Deutschlands sowie in Sachsen, Böhmen und Schlesien angeworben wurden und später auch aus der preußischen Provinz Posen stammten. Es entstanden riesige Fabrikkomplexe. Die Stadt galt allgemein als Manchester Polens. Durch die Geschichte siedelten sich Menschen verschiedener Ethnien und Länder an. Łódz wurde zur Multi-Kulti-Stadt. Dort existierte auch die zweitgrößte jüdische Gemeinde Polens. 1848 wurde Juden erstmals erlaubt, sich in der neu errichteten Fabrikstadt niederzulassen. 1854 nahm Karl Wilhelm Scheibler seine erste Maschinenfabrik in Betrieb und ein Jahr später errichtete er eine moderne Spinnerei. Der Komplex umfasste auch unzählige Wohnhäuser sowie zwei Krankenhäuser, bildete eine Stadt in der Stadt. Fabrikteile sind heute saniert, beherbergen Wohnungen, Hotels und Büros.
Ein anderer ehemaliger Fabrik-Komplex ist heute unter dem Namen Manufaktur ein Mekka für Gäste aus ganz Polen und dem Ausland. In den einstigen riesigen aufwendig sanierten Klinkerbauten locken Einkaufstempel, Fitnessstudios, Gastronomie, Kultur, Vergnügungsangebote. 30 ha groß ist das Areal, das sich unweit der 1948 gegründeten Filmhochschule Łódz befindet. Absolventen wie Roman Polański und Andrzej Wajda genießen heute Weltruhm.
Zum Programm der Bildungsfahrt gehörten auch Abstecher nach Swibodzin, wo die größte Jesus-Statue der Welt steht sowie ins Schloss Nieborow mit seinem Barockgarten. Die Monogramme der Familie Radziwiłł, die dort residierte, finden sich überall. Das Schlossensemble ist Außenstelle des Nationalmuseums Warschau.