Im rund 200 Jahre alten Gutshofareal Herzershof entsteht das „Think Camp“ einer Genossenschaft, die Johannes Pfister mit Gleichgesinnten gegründet hat. Auf dem Gelände der 2006 geschlossenen Versuchsstation des Landesamtes für Landwirtschaft entstehen Wohn- und Arbeitsräume für ein zukunftsfähiges Lebenskonzept.
Johannes Pfister ist im Küstriner Vorland längst kein Unbekannter mehr. Er gehört zur Genossenschaft, die vor einigen Jahren das Gorgaster Herrenhaus erworben hat, und es nun zum Wohn- und Veranstaltungsgebäude aus- und umbauen will. Er ist einer derjenigen, die am häufigsten dort sind. Die meisten der anderen bleiben in Berlin beheimatet. „Wir haben in Gorgast kein Land am Gebäude, um auch unsere Vorstellung von zukunftsfähigem Leben und als Lernort umsetzen zu können“, erzählt er. Deshalb sei man auf der Suche nach einem geeigneten Objekt gewesen. Eine neue Genossenschaft „UnaVillage Oderbruch“ wurde dafür gegründet. Sie hatte zunächst versucht, die verkommenden Gebäude der denkmalgeschützten Küstriner Artilleriekasernen dafür zu reaktivieren. Doch das sei auf zu große Hürden gestoßen, trotz einiger Unterstützung durch Gemeindevertreter.
Nach zwischenzeitlicher Nutzung von stillgelegten Gewächshäusern der Gärtnerei am Küstrin-Kietzer Rosendamm sei man nun auf die ehemalige Versuchstation am Gutsareal Herzershof gestoßen. „Hier bieten sich viele Möglichkeiten“, freut sich Pfister. Auch die Vorarbeiten aus der Gärtnerei könne man hier weiternutzen. Permakultur und biologischer Gemüseanbau für die Versorgung der Umgebung soll dort entstehen.
Die Herzershofer „Versuchstation  des Landesamtes für Landwirtschaft und Verbraucherschutz“, wie sie zu ihrer Auflösung im Jahre 2006 offiziell hieß, war ein wichtiger Dienstleister für die Landwirte im Oderbruch. Denn dort wurden neue Sorten daraufhin untersucht, wie sie mit dem Oderbruchboden klar kommen. Davon profitierte der gesamte „Gemüsegarten Berlins“. Nach einer Zeit des Stillstands versuchte dann eine junge Gartenbau-Ingenieurin, aus dem 2,2 Hektar großen Areal, das immerhin 1200 Quadratmeter unter Glas hat, eine Produktionsstätte für Tomaten, Gurken und Erdbeeren zu machen. Die Existenzgründerin wurde von ihrer Familie unterstützt, die in Markendorf Obstplantagen hat. Doch die Träume platzten, als 2010/11 das Hochwasser kam und Herzershof zum Teil überschwemmt wurde. Insbesondere der Gutshofbereich mit den Produktionsflächen war nicht mehr nutzbar.
Auf die Aufgabe der Existenzgründung folgte wieder ein Stillstand, der nun endlich beendet werden soll. Ab Ende Juni will die Genossenschaft, die das Areal im vorigen Sommer gekauft hat, dort Workshops anbieten und in kleinem Maßstab auch Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung bieten. Neben den Gewächshäusern gibt es Nebengebäude mit Werkstätten. Das Hauptgebäude ermöglicht es, auch dort zu leben. Die Auftaktveranstaltungen werden vom 27. bis 30. Juni stattfinden. „Wir suchen noch Mitstreiter“, sagt Pfister.