Aufgeklärte Schicksale
Vielleicht ist er einer der 16 Toten, deren Überreste am Mittwochnachmittag auf der Kriegsgräberstätte in Wuhden ihre letzte Ruhe fanden. 16 kleine Sarkophage wurden in die Erde gelassen. Nur bei vier konnte nach 74 Jahren ermittelt werden, wer sie waren. Albrecht Laue, Vorsitzender des Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa (VBGO) verlas die Namen: Grenadier Heinrich Böff (geb. 1926 in Hessen), Volkssturmmann Ludwig Koch (geb. 1909 in Mittelhessen), Feldwebel Eberhard Arno Oettekind (geb. 1921 in Pirna) und Obergefreiter Werner Velten (geb. 1922 in Lübeck). Mitglieder des Vereins bargen die Überreste von zehn deutschen Soldaten aus zwei Massengräbern, auf die eine Familie bei Bauarbeiten an ihrem Haus nahe Podelzig stieß. Bei den anderen elf Gefallenen war keine Identifizierung mehr möglich, berichtete Albrecht Laue. Geborgen werden stets Tote aller Nationen. "Sie alle starben einen sinnlosen Tod," sagte Laue. Mit ihren Einsätzen wollen die Mitglieder des VBGO die Erinnerung an dieses sinnlose Sterben wach halten.
"Für uns ist es eine große Verpflichtung", erklärte Podelzigs Bürgermeister Thomas Mix. "Die Verpflichtung, für Frieden einzustehen." Mix dankte dem VBGO sowie dem Umbetter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Joachim Koslowski, ohne die diese Einbettung nicht möglich gewesen wäre. Sein Dank ging ebenso an den Heimatverein Wuhden, der dafür sorgte, dass der kleine Friedhof in Wuhden nicht geschlossen wurde, sondern heute Kriegsgräberstätte ist.
Pflicht und Verantwortung
2013 war sie hergerichtet worden. Im Mai 2015 wurde ein Obelisk mit den Worten "Uns Lebenden zur Mahnung und den Toten zum Gedächtnis" eingeweiht. Seit dem gab es wiederholt Einbettungsfeiern, alle nach Einsätzen der VBGO-Mitglieder, die seit 2005 im Areal rund um Klessin ehrenamtlich Sucharbeiten durchführen. Mit der neuerlichen Einbettung haben nun bereits 81 deutsche Soldaten in Wuhden ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Es sei eine traurige und doch wichtige Pflicht, 74 Jahre nach Kriegsende Toten einen letzten Dienst zu erweisen, sagte Pfarrer Martin Müller. Es würden Menschen beigesetzt, an die sich kaum noch jemand erinnere. Angehörige jedoch erhielten nun endlich Gewissheit über das Schicksal lange Verschollener. Er erinnerte daran, dass dieser Krieg von Deutschland ausgegangen ist. Er habe auf allen Seiten Grausamkeiten beschert. Die Toten würden deutlich machen, wohin Machtmissbrauch, Diktatur und Gewalt führen. Es sei Auftrag der Nachgeborenen, gegen das Vergessen anzugehen.