Es ist mitunter ein schmaler Grat zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Zu dieser bitteren Erkenntnis gelangten in der Seelower Sparkassenarena die Gäste von Trainer Daniel Kutrieb, während sich die Platzherren nach dem Schlusspfiff des umsichtigen Neustrelitzer Unparteiischen Sirko Müke freudetrunken in den Armen lagen.
Obwohl fast permanent und zumeist auch deutlich tonangebend, standen die Borussen zum Schluss mit leeren Händen da – eine logische Konsequenz einer katastrophalen Chancenverwertung der Hauptstädter. "Wir müssen zur Pause deutlich in Führung liegen und auch beim Abpfiff der 94 Minuten hätten wir der deutliche Sieger sein müssen" analysierte Tennis Borussias Cheftrainer Daniel Kutrieb zerknirscht und er lag mit seinem Fazit so schlecht nicht. Kutrieb hatte wahrlich allen Grund, sich die Haare zu raufen. Seinem schwungvoll beginnenden Ensemble boten sich bereits in der Anfangsphase etliche faustdicke Möglichkeiten, doch weder Vincent Rabiega noch Rifat Gelici oder Tino Schmuck brachten das runde Leder im von Pavels Dorosevs großartig gehüteten Victoria-Gehäuse unter. Auch in der Folgezeit gaben die Gäste weiterhin deutlich den Ton an, scheiterten aber immer wieder an Dorosevs oder aber am Aluminium.
1:0 fällt mit dem Pausenpfiff
Quasi mit dem Pausenpfiff dann die mehr als überraschende Führung der Gastgeber, als Seelows aufgerückter und von der Gäste-Defensive null beachteter Rick Drews per Kopf das 1:0 erzielte. Mariusz Wolbaum, der sich wenige Minuten zuvor eine unfreiwillige Auszeit genommen und sich im Sanitärtrakt allen überflüssigen Ballastes entledigt hatte, zirkelte das Spielgerät millimetergenau auf den sich in die Höhe schraubenden Drews.
Nach dem Seitenwechsel nahm die Offensivwucht der Berliner Gäste nochmals zu. Allerdings musste sich Coach Kutrieb, fraglos ein Sympathieträger der Hauptstädter, bis zur 63. Minute gedulden, ehe Rabiega eine sehenswerte Kombination zum 1:1 abschloss.
Fortan mühten sich die Gäste um die Führung, die jedoch Victorias Till Schubert mit einer feinen Einzelleistung erzielte und damit für Seelower Glückseligkeit sorgte. Zwar geriet der 2:1-Vorsprung in der Schlussphase noch in Gefahr, aber die Gäste schafften es trotz mehrerer hochkarätiger Einschussgelegenheiten nicht, den Ausgleich zu erzielen.
Verletzungen trüben den Sieg
Dementsprechend lag auf dem Gesicht von Seelows Coach Peter Flaig ein zufriedenes Lächeln beim Gang in die Kabine: "Wir haben mit Leidenschaft, Einsatz, Laufbereitschaft und natürlich auch mit einer Portion Dusel sowie einem überragenden Schlussmann Pavels Dorosevs etliche Schrecksekunden unbeschadet überstanden. Allerdings haben wir den Sieg mit den Verletzungen von Nabiel Nasser und Ian Beckermann teuer bezahlen müssen", sah Seelows hünenhafter Übungsleiter auch dunkle Schatten im strahlenden Erfolg.
Größe zeigte direkt nach dem Schlusspfiff Berlins Trainer Kutrieb, der über den gesamten Platz stiefelte, um jedem Seelower einzeln zum Erfolg zu gratulieren.
Victoria Seelow: Pavels Dorsevs – Nabiel Nasser, Rick Drews, Dawid Jankowski, Jevgenijs Kosmacovs – Mariusz Wolbaum, Tobi Labes, Piotr Rymar (56. Ian Beckmann, 71.Pawel Noga), Sebastian Jankowski – Marvin Marquardt (77. Till Schubert), Anastasios Alexandropoulos