Geschäftig läuft er um die Hochbeete, die er in der Corona-Zeit mit Brüdern und Eltern gebaut hat. Beim praktischen Tun fühlt sich der Sechstklässler sicher. Aber auf die Frage nach der Schule antwortet er spontan: "Dort bin ich gern. Da habe ich auch viele Freunde." Und er freue sich, seit Montag wieder dort lernen zu können.
Als Maurice vor sechs Jahren in die Grundschule "Kinder von Golzow" eingeschult wurde, war das etwas besonderes. Denn er war der erste Schüler dort, der im Rahmen des Inklusionsprogramms des Landes das Lesen, Schreiben und Rechnen nicht an einer Förderschule, in diesem Falle mit dem Schwerpunkt geistiger Entwicklung wie in Worin, erlernt hat, sondern an der Regelschule. Schulleiterin Gabriela Thomas ist richtig stolz auf Maurice, seine Eltern, die Lehrerschaft und die anderen Eltern, dass diese Inklusion gelungen ist. Und gern hätte sie das so auch beim Schuljahresabschlussfest kundgetan. Doch das wird ausfallen, bedauert sie.
"Wir hätten es uns nicht besser vorstellen können", lobt Maurice’ Mutter Antje Schinkel die Schulzeit ihres jüngsten Sohnes in Golzow. "Die Lehrer geben sich große Mühe. Unser Sohn fühlt sich sehr wohl in der Klasse", sagt die Zechinerin. Besonders stolz ist sie, dass Maurice, der auch in der Golzower Jugendfeuerwehr aktiv ist, die Abläufe am Computer beherrscht. Da kommt ihm seine Gabe entgegen, sich Situationen fast fotografisch einprägen zu können. Zu den Sternstunden zählt sie die Teilnahme von Maurice am Schwimmlager. "Er war begeistert, dass er dort dabei sein konnte", erzählt Antje Schinkel. Auch an den anderen gemeinsamen Veranstaltungen wie die Klassenfahrten erinnert sie gern.
"Die Mitschüler sind immer bemüht, Maurice zu helfen", erzählt Sonderpädagogin Kerstin Stamnitz. "Bei der Klassenfahrt zum Grenzwall nach Polen ging es in einen Bunker hinab. Und Maurice hat doch Höhenangst. Sofort wollten alle Maurice an die Hand nehmen", erzählt sie.
Vertrauter Personenkreis
Als die Eltern von Maurice den Wunsch äußerten, dass ihr Sohn, der eine Schwerpunktförderung für die geistige Entwicklung erhält, an der Regelschule in Golzow eingeschult werden sollte, war das für diese Schule noch Neuland, erinnert sich Schulleiterin Gabriela Thomas. Brandenburg hatte sich erst 2012/13 auf den Weg zu einer inklusiven Schullandschaft gemacht. "Es war allen klar, dass der Aufwand ein besonderer werden würde", sagt sie. Andererseits war der Wunsch der Eltern verständlich. Sie wollten, dass ihr Kind wohnortnah beschult wird und so die Nähe zu seinen beiden Brüdern hat, die bereits in Golzow unterrichtet wurden. Hinzu kam, dass Maurice viele Mitschüler bereits aus der Golzower Integrationskita "Schwalbennest" der Lebenshilfe kannte und somit einen vertrauten Personenkreis um sich hatte.
Leistung der Lehrer gewürdigt
Gabriela Thomas hebt insbesondere das pädagogische Geschick von Klassenleiter Kai-Uwe Gablenz und später auch Karin Babbatz hervor, die das gemeinsame Lernen, vor allem aber Toleranz und Hilfsbereitschaft gefördert haben. Befürchtungen, dass die anderen Kinder auf Kosten der Inklusion zurückstecken müssten, erfüllten sich nicht. Denn, während in Musik, Zeichnen, WAT und Sport gemeinsam gelernt wurde, bekam Maurice in Mathe und Deutsch Extrastunden von den Unterrichtshilfen wie Verona Lippold und jetzt Annette Neubüser sowie von Sonderpädagogin Kerstin Stamnitz und Hortleiterin Eugenia Moissenkov. Besonders wohl fühlt sich Maurice bei den Hausmeistern der Schule. Dort kann er praktisch arbeiten. Inzwischen wird die Inklusion mit weiteren Kindern fortgesetzt. "Aber jedes Kind ist anders, bringt uns neue Erfahrungen", sagt Gabriela Thomas.