Schon lange wollten sie ihren Tierbestand erhöhen, brauchten dafür mehr Platz. Fast vor einem Jahr, am 10. April, hatte das Ehepaar für den Neubau ihres großen Stalls im Internet eine Geld-Sammel-Aktion (Crowdfunding) gestartet. "Wir bringen unsere Schafe ins Trockene" nannten sie diesen Aufruf. Bis Ende Mai konnten Unterstützer sich einbringen. Und die Resonanz war groß. "212 Menschen haben gespendet", erzählen sie. Die Summe ging dabei von 10 bis 1000 Euro. Als Dankeschön gab es Produkte vom Hof wie Foto-Postkarten, Felle, Sitzkissen, Schafskäse, aber auch gepackte Picknicktaschen. Verschickt wurden die Präsente als Dankeschön für die Geldspenden bereits im Sommer. Und der Hauptpreis für die Finanzierung eines Tieres (385 Euro) – eine Übernachtung im umgebauten Bienenwagen nebst Käsefrühstück – wird ein Spender dieses Jahr noch einlösen.
Gesamtkosten von 120.000 Euro
Rund 21.400 Euro sind an Spenden zusammengekommen. Unterstützt wurden Wetzlars nicht nur von Akteuren aus der Umgebung und Familie. Viele Stammkunden streuten den Crowdfunding-Aufruf weiter – so erreichten die Quappendorfer sogar Spenden aus Island, Österreich und den Niederlanden.
Der Rest des insgesamt rund 120.000 Euro teuren Stalls fangen die Öko-Frauen über Eigenfinanzierung, Landes-Fördergeld und viele gewährte Privatkredite ab. "Die monatliche Belastung ist gut zahlbar", sagen sie. Im August zeigten sich auch Rainer Schinkel und Jan Paepke vom Landkreis sowie der damalige Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger bei einer Stippvisite vom Öko-Hof der Quappendorfer sehr angetan. Zumal sie ihre Produkte nicht nur vor Ort vertreiben, sondern auch Bio-Läden von Eberswalde bis Fürstenwalde und eine Käserei in Berlin damit beliefern.
Der Bau des neuen Stalls – Maße: 13,5 x 21 Meter – begann etwas verspätet. Statt im Herbst ging es im Dezember los. Firmen aus der Region wie aus Neuhardenberg und Trebnitz sorgten für Betonfundament, Wasser für die Tränken, auch Strom. Die Holz-Hülle der Halle nebst Dach kam per Bausatz geliefert, wurde vor Ort montiert. Gut gepasst habe, dass der Winter nicht streng war, man durcharbeiten konnte. Die Frauen packten auch mit an und fertigten die Triebgänge aus Holz und die Heuraufen im Stall.
Als jetzt im Februar die Lammzeit begann, wirbelten die Bauleute umso mehr. "Die ersten Lämmer wurden noch im alten Stall geboren, der Hauptteil dann schon im neuen Gebäude", erzählt Schäferin Amelie Wetzlar. Alles habe gut geklappt, sowohl den Spendern als auch den Firmen sind sie sehr dankbar. Das Ziel, den Milchschaf-Bestand von 48 auf 60 melkende Tiere zu erhöhen, werde 2021 erreicht. Die Mütter nebst Nachwuchs grasen jetzt an der Kanustation auf der Weide, die älteren längst wieder im Schlosspark Neuhardenberg. Abends kommen die Tiere in den Stall. Der schützt vor Nässe, auch Zugluft. "Die Tiere nehmen ihre neue Behausung gut an", erzählen die Frauen. Den alten zu engen Stein-Stall wollen sie zum Melkstand nebst Futterkammer umbauen. "Das wird unser nächstes Projekt für den Winter."
Jetzt aber freuen sie sich auf die neue Saison. Ausfallen muss wegen Corona aber das große Fest am 11. April. Dafür ist schon ab diesem Freitag der Hofladen wieder geöffnet und dann jede Woche bis in den Oktober – freitags von 16 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Erhältlich sind dann wieder alle Produkte, kreiert von Franziska Wetzlar aus der Milchschäferei und Schafskäserei wie Käse, Milch, aber auch Wurst, Fleisch und Wolle. Aufgestellt wird auch noch das große Spender-Schild. "Natürlich kann man sich am Freitag auch den Hof und den neuen Stall ansehen."