Bereits zum 18. Mal seit dem Jahr 2010 führte der Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa (VBGO) Grabungen am einstigen Kriegsschauplatz Klessin durch. 25 Ehrenamtliche – Mitglieder des Vereins sowie Unterstützer aus Italien, Russland, Österreich und der Schweiz – beteiligten sich. In zurückliegenden Einsätzen konnten bereits mehr als 220 während der Kämpfe in diesem Frontbereich im Frühjahr 1945 gefallene deutsche und sowjetische Soldaten geborgen werden.
Zeitzeugen gaben Hinweise
Und wieder stießen die Teilnehmer der ausschließlich durch Spenden finanzierten und ehrenamtlich durchgeführten Aktionen auf Kriegstote. So entdeckten sie nur wenige Meter neben einem Wohnhaus an der Dorfstraße ein neues, bisher unbekanntes Massengrab mit elf deutschen Soldaten. Der Fund erfolgte, wie der Vereinsvorsitzende Albrecht Laue berichtete, auf Grund eines Zeitzeugenhinweises. Die Familie des an den Kämpfen beteiligten Feldwebels Schrader wandte sich im April 1946 an den damaligen Lebuser Pfarrer E. Fürchtner mit der Bitte, in Klessin nach Hinweisen zu suchen. Der Pastor begab sich zwar in den Nachbarort, konnte die Personalien der dort immer noch frei zugänglichen Leichname aber nicht bestimmen. Das teilte er der Familie in einem Brief mit. Zugleich fertigte er eine Kartenzeichnung an, die Plätze enthielt, an denen tote Soldaten laut Hinweisen von Zeitzeugen vergraben worden sein sollen. Den Brief und die Lageskizze stellte Familie Schrader dem Verein zur Verfügung, der so wichtige Anhaltspunkte für seine Suche erhielt.
Ein weiteres Hilfsmittel bildeten historische Dokumente und Luftbildaufnahmen. Letztere zeigen neben Granat- und Bombentrichtern, wo sich Schützengräben und befestigte Stellungen befanden. Noch sind die aktuell gefundenen ehemaligen Soldaten nicht identifiziert. Das ist eine Aufgabe, die weitere tiefgründige Untersuchungen der Knochen und Ausrüstungsgegenstände erfordert. Nur selten befinden sich bei den Toten Erkennungsmarken. Mit archäologischen Methoden, unter Einsatz von Spatel und Pinsel,  arbeiteten vor allem Laura Tradii aus Italien mit Werner Schulz aus Berlin sowie Melanie Herz und Hartmut Zimmermann  aus Brandenburg  akribisch an der Bergung der sterblichen Überreste aus dem Massengrab. Wie an jedem Fundplatz erstellten die Grabungsteilnehmer auch diesmal umfangreiche Dokumentationen. Während sie vorsichtig die Bodenschichten abtrugen und die gefundenen Skelette freilegten, entdeckten Vereinsmitglieder in einem ehemaligen Graben am Dorfeingang weitere deutsche Tote. Zudem konnten sie an einem Straßenrand einen gefallenen sowjetischen Soldat bergen.
Einwohner versorgten Trupp
Direkt in Klessin übernahm die Schweizer Anthropologin Lara Indra erste Begutachtungen der Überreste. Erneut hätten die Bürger die Arbeiten unterstützt, berichtete Hans Peter Jung, stellvertretender VBGO-Vorsitzender. Sie versorgten das Grabungsteam unter anderem mit warmen Getränken und Kuchen. Im Herbst wollen die Vereinsmitglieder erneut nach Klessin kommen, um auf den dann abgeernteten Feldern ihre Suche fortzusetzen.
Albrecht Laue ist froh, dass weitere Kriegsopfer, die in den sinnlosen Kämpfen zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Oderbruch ihr Leben verloren, nun auf den Soldatenfriedhöfen ihre letzte, die Lebenden mahnende Ruhestätte finden können.

Verein zur Bergung Gefallener

Der Verein wurde vor 27 Jahren gegründet und hat inzwischen 200 Mitglieder. Er hat sich der Toten angenommen, die abseits der Wege, weitab von Friedhöfen, ein gewaltsames Ende gefunden haben und  seither verschollen sind. In 185 Sucheinsätzen haben die Mitglieder mehr als 7700 Vermisste verschiedener Nationalitäten auffinden und bergen können. Im Verein arbeiten Menschen verschiedener Nationalitäten ehrenamtlich mit. Seit zehn Jahren agiert der Verein auch im Oderland, vor allem rund um den einstigen Kriegsschauplatz Klessin. Informationen auf der Internetseite unter www.vbgo.de dos