Tatsächlich waren im Letschiner "Haus Lichtblick" die Amtsdirektoren und Bürgermeister von Oderberg im Norden des gesamten Bruchs, von Podelzig im Süden, aber auch Bliesdorf und Neuhardenberg im Westen sowie Oderaue und Letschin im Osten anwesend. Der Landkreis Märkisch-Oderland ist ebenso im Boot wie Reitwein, wo die Gemeindevertreter zeitgleich den Beitritt zur AG beschlossen hatten.
Vor zehn Jahren war in Letschin die Idee geboren, das Oderbruch als einmaligen Landschaftsraum als Kulturerbe anerkennen zu lassen. Vor fünf Jahren wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, um die Beantragung des europäischen Kulturerbesiegels zu koordinieren und vorzubereiten, erinnert Horst Wilke. Der ehemalige Neulewiner Bürgermeister hatte gemeinsam mit Letschins Gemeindevorsteher Norbert Kaul und Gudrun Wendt von der Oderbruch-Stiftung die Arbeitsgruppe geleitet.
Kenneth Anders, Programmleiter des Oderbruchmuseums Altranft und Tobias Hartmann, Koordinator für die inzwischen rund 30 Kulturerbeorte, erinnerten mit einem kleinen Vorspiel an die Anfangszeit, als man sich deutlich machte, was es bedeutet, diese Erbe gemeinsam auch anzutreten. Die Szene, die bei einem Notar spielt, fand viel Beifall. Inzwischen ist das Erbe auf vielfältige Weise angetreten worden. Es wurden neue Initiativen entwickelt, wie der Wettbewerb um die "längste Kaffeetafel", der erste Oderbruchtag in Neutrebbin oder eben die Würdigung der Kulturerbeorte, zu denen auch Groß Neuendorf, das Filmmuseum Golzow oder die Bockwindmühle Wilhelmsaue gehören. Jeder Kulturerbeort wird im Schloss Altranft mit einem Schaukasten gewürdigt.
Bei der Vorstandswahl stimmten die Mitglieder für Michael Böttcher (Letschin) als Vorsitzenden und Frank Schütz (Golzow) sowie Tobias Seyfarth (Landkreis) als Stellvertreter. Zu Beisitzern wurden Norbert Kaul (Letschin) und Karsten Birkholz (Barnim-Oderbruch) gewählt. Für zwei weitere Beisitzer werden noch Vorschläge erwartet. Bestätigt wurde auch der Antrag, die Stiftung Oderbruch in die kommunale Arbeitsgemeinschaft aufzunehmen. Kenneth Anders informierte zum Stand der Bewerbung um das Kulturerbesiegel. Der Antrag sei eingereicht und die Kultusministerkonferenz der EU müsse nun darüber befinden.
Die Gemeindevertreter von Reitwein hatten zeitgleich einstimmig beschlossen, dass Reitwein der Arbeitsgemeinschaft beitritt. Als kleine Gemeinde muss Reitwein als Mitgliedsbeitrag nur den Mindestbeitrag von 200 Euro im Jahr zahlen. Dafür bekäme man eine gute Möglichkeit, die touristischen Attraktionen im Dorf, von der Stülerkirche über die schwarze Küche im Fischerhaus bis zur Trafo-Galerie zu bewerben, meinte Bürgermeister Detlef Schieberle. Vielleicht könne die schwarze Küche auch als Kulturerbeort ausgewiesen werden, sagte er. Heute steht der Beschluss über den Beitritt zur kommunalen Arbeitsgemeinschaft in der Lebuser Stadtverordnetenversammlung an.
Beim nächsten Landschaftstag, der am 21. März von 9.30 Uhr bis 12 Uhr im Schloss Altranft stattfindet, werden weitere Beiratsmitglieder gewählt und die Arbeitsgruppe Kulturerbeorte gebildet.