Helmut Hultischke wird am Sonntag – so wie viele Einrichtungen in der Region – zum Museumstag wieder die Türen zu seinem Reich öffnen.
Im zu DDR-Zeiten als Kulturhaus fungierenden und einst sogar mit dem Segen von Walter Ulbricht erbaute Gebäude sind nicht nur uralte Holzpflüge, Eggen und Wagenräder, Pferde- und Ochsengeschirre, hölzerne Kartoffelpressen und gusseiserne Antriebsrollen zu sehen. 1600 Exponate hat der 87-Jährige seit Anfang der 50er-Jahre zusammengetragen, darunter sein besonderer Stolz: Ein Holzpflug von anno 1734.
Zur 275-Jahr-Feier vor mehr als zwei Jahrzehnten war das Dorfmuseum eingeweiht worden. Das Kulturhaus stand leer, erhielt so eine neue Nutzung. Die Schau blickt bis aufs Jahr 1723 zurück, als König Friedrich Wilhelm I. das nach ihm benannte Vorwerk Friedrichsaue errichten ließ.  "Unter Friedrich II. entstand das Amt Friedrichsaue. Es wurde bis Kriegsende 1945 von Domänenpächtern verwaltet. Eine wichtige Rolle spielte im Ort die 1852 gegründete Zuckerfabrik. Sie arbeitete bis 1916", erklärt Helmut Hulitschke.
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Er ist durch und durch Fachmann, war Meister der Landwirtschaft bei der Maschinen- und Traktorenstation Golzow (MTS), Agraringenieur beim Bezirksfleischkombinat und Anbauberater bei der Voßberger Zuckerfabrik. Von seinem profunden Wissen profitiert haben nicht nur die Besucher seines "Reiches", sondern auch das Oderbruch-Museum Altranft und Studentinnen der Humboldt-Uni, die Golzows Alltagsgeschichte erforschten.
Doch wie geht’s weiter mit dem Dorfmuseum von Friedrichsaue? Als ob  Helmut Hulitschke die Frage erwartet hat, sprudelt es aus ihm hervor: "Ich bin nicht mehr der Jüngste. Meine Ursula und ich fühlen uns zwar noch fit. Aber wir wissen schon, dass wir für einen Nachfolger sorgen müssen – finden aber niemanden." Guntram Glatzer, in Golzow Leiter des Hauptamtes, ist dieses Problem hinreichend bekannt. Er bestätigte auf MOZ-Anfrage, dass darüber "mehrfach, auch gemeinsam mit Helmut Hulitschke, während der Gemeindevertretersitzungen gesprochen wurde". Friedrichsaue ist heute ein Ortsteil von Zechin. "Eine Lösung wurde jedoch bisher nicht konkreter verfolgt, da Herr Hulitschke betonte, noch mit genügend Schwung dabei zu sein. Unbestritten ist, dass eine Lösung notwendig ist", so Guntram Glatzer. Die Gemeinde Zechin habe der Ausstellung seit Eröffnung jedwede Unterstützung zukommen lassen, "sei es durch die finanzielle Bezuschussung von unterstützenden Kräften der Arbeitsinitiative Letschin als Maßnahmeträger, durch den gemeindeeigenen Kommunalarbeiter oder durch die Übernahme der Betriebskosten aus dem Gemeindehaushalt", so Glatzer.
Das Amt hätte Helmut Hulitschke auch bei der inhaltlichen Ausgestaltung, Präsentation, Werbung und bei der Vorbereitung der jährlichen Ausstellungen und bei der Teilnahme an Dorffesten und Umzügen unter die Arme gegriffen. Das Dorfmuseum sei über die Gemeinde Mitglied in der Touristinformation "Oderbruch und Lebuser Land" und werde auch durch das Oderbruch-Museum Altranft beworben, wurde als Kulturerbestätte ausgewiesen. "Das Dorfmuseum Friedrichsaue wurde mit den anderen Museen der Gemeinde Zechin im Tourismusflyer aufgenommen, und ist auf der Internetseite des Amtes Golzow darstellt." Zechins Bürgermeister Dieter Rauer, der mit den Hulitschkes "gute Kontakte" pflegt, will zum Thema "keine öffentliche Diskussion führen". Ja, man habe Gesprächsbedarf, bestätigt er lediglich. Der Meinung von Guntram Glatzer könne er sich voll und ganz anschließen.