Eine Katze ist niedlich. Doch was tun, wenn man plötzlich viele wilde Fellnasen auf dem Hof hat? Um die Vermehrung der Streuner zu verhindern, spricht sich der Tierschutzverein Seelow und Umgebung für Chip- und Kastrations-Pflicht aller Freigänger aus. Das kommt im Amt Seelow-Land nicht überall gut an. Diskussionen gab es dazu schon in verschiedenen Gremien. Aktuell gibt es eine Katzen-Plage in Falkenhagen. Was der Tierschutzverein tun will und wie die Gemeinde reagiert.
Dass es in Falkenhagen mehrere Katzen gibt, die keinem Besitzer zuzuordnen sind, ist im Dorf schon länger bekannt. Oben auf dem Schlossberg sollen viele wilde Tiere leben. Doch nun auch noch an einer andern Ecke des Dorfes. „An der Wilmersdorfer Straße sollen 25 Katzen sein“, berichtete Bürgermeisterin Bärbel Mede jüngst in der Sitzung der Gemeindevertretung.
Ein Anwohner würde die Streuner auf seinem Grundstück dulden, weil sie ihm das Getreide frei von Mäusen halten. Bislang habe auch ein Mann aus Fürstenwalde als Tierfreund regelmäßig die Tiere gefüttert. Doch der komme nicht mehr. Zuständig seien für die wilden Tiere das Veterinäramt des Landkreises Märkisch-Oderland und das Ordnungsamt von Seelow-Land, wozu Falkenhagen gehört. „Doch beide Behörden schieben sich die Zuständigkeiten zu, wir brauchen eine Lösung“, so Mede. Der Tierschutzverein könnte helfen, hat Fördermittel fürs Fangen und Kastrieren. „Danach würden sie sich wenigstens nicht mehr weiter vermehren“, so Mede vor der erstaunten Runde der Abgeordneten.
Tierschutzvereins-Vorsitzende kam extra nach Falkenhagen
Zur Sitzung erschien extra auch Giny Feldhahn, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Seelow und Umgebung. Sie wollte Aufklärungsarbeit leisten, sensibilisieren. Vorgesprochen hatte sie wegen der Chip- und Kastrationspflicht bereits in Gremien – wie im Amtsausschuss von Seelow-Land, auch im Gemeinderat von Vierlinden.
Doch zu einer Satzung – wie schon seit Jahren in Frankfurt (Oder) in Kraft – ist es noch nicht gekommen. Auch nicht in Seelow. Die wäre verpflichtend für die Einwohner in Seelow-Land und Handlungsgrundlage fürs Ordnungsamt, um Verstöße mit Geldbußen zu ahnen. Zu sehr abschreckend war für viele Abgeordnete bisher die Vorgabe, ihre Freigänger mit Ortungschip zur besseren Zuordnung zu versehen und gegen ungeplante Vermehrung in freier Wildbahn zu kastrieren.
„Das Problem der Katzen auf dem Schlossberg ist bereits bekannt. Die Katzen-Plage am Plattenweg nun ist neu“, erklärte Giny Feldhahn den Falkenhagener Gemeindevertretern. 48 wilde Katzen gab es dort sogar schon. Eine Vielzahl hatte man eingefangen und zum Tierheim Wesendahl gebracht. „Sechs Tiere sind von damals übrig geblieben und die haben sich wie nix vermehrt, auf aktuell 25 Tiere. Schade, dass wir erst so spät informiert wurden“, so Feldhahn.
Unterstützung an der Futterstelle
An der Hähnchen- und Broilermast-Anlage gebe es seit 13 Jahren eine Futterstelle für wildlebende Katzen. Ein Mann sei regelmäßig gekommen, zum Füttern. Der falle weg, dafür seien bereits zwei Frauen gefunden, die das ehrenamtlich übernehmen. Auch habe der Tierschutzverein – wie sich in der Diskussion herausstellte – durch die Gemeinde schonmal 300 Euro an Zuschuss vor Jahren bekommen. „Der Betreiber der Anlage duldet die Katzen dort, im Tierheim Wesendahl untergebracht würde sie eh keiner nehmen, weil es wilde Streuner sind, daher ist es besser, sie nach der Kastration wieder dort an ihrem Lebensumfeld auszusetzen.“
Kastration und Chippen der Tiere kostet 5000 Euro
Der Tierschutzverein könne die 5000 Euro für die Kastration der 25 Tiere durchaus übernehmen, so Feldhahn. „So viel Geld?“, raunte es aus dem Gremium. „Ja, wir finanzieren uns aus Spenden. 170 Euro kostet mittlerweile nach der Erhöhung der Tierarztpreise die Kastration für eine Katze und weitere 25 für das Chippen der Tiere“, berichtete die Tierschützerin.
Wer füttert, ist nicht automatisch Besitzer
Feldhahn räumte auch auf mit Mythen. „Wenn die Tiere auf meinem Grundstück rumrennen, muss ich doch was machen. Dann sind es doch meine“, grübelte Maria Plontasch, die klar für die Kastration war. „Falsch“, erwiderte Feldhahn. „Es sind wilde Tiere, wofür eigentlich das Veterinäramt zuständig ist. Sie werden auf dem Hof am Plattenweg nur geduldet. Der Chef dort ist nicht automatisch der Besitzer der Tiere. Ich gehe ja auch nicht zu Ihnen, nehme Ihr Auto, tanke es voll und sage dann, es ist meins.“
Wenn Katzen an einer Stelle gefüttert werden, dann gelte das Gewohnheitsrecht, fügte sie an. Würde man die Tiere nicht mit Fressen versorgen, wäre das sogar Tierquälerei, unterlassene Hilfeleistung, stellte Giny Feldhahn klar. „Ich habe auch selbst drei Katzen und eine weitere fremde Katze kommt regelmäßig vorbei. Die wird auch mit gefüttert. Da muss sich doch eine Lösung für die 25 dort oben finden lassen“, fand die Abgeordnete Iris Reetz.
Bitte um Futtergeld wurde erhört
Geregelt habe man das Füttern an der Wilmersdorfer Straße durch zwei Frauen, betonte Feldhahn. Sie bat die Gemeinde aber um Unterstützung. „100 Euro pro Monat an Futtergeld wäre gut.“ Kurzerhand entschied der Gemeinderat, dass die Kämmerei 100 Euro aus einem Topf der Gemeinde ziehen soll, die dann der Tierschutzverein erhält. Als einmalige Zahlung.
„Wer darüber hinaus mehr geben will, kann das als Abgeordneter gerne tun oder man richtet ein Spendenkonto im Amt ein“, erklärte Bürgermeisterin Bärbel Mede. Dauerhaftes Futtergeld zu geben, das ist der finanziell armen Gemeinde aber aktuell nicht möglich, wurde erklärt.