Bei einer Videokonferenz des Nordostdeutschen Fußballverbandes hat sich die Mehrheit der Vereine für einen Abbruch der Oberliga-Saison ausgesprochen. Es soll einen Aufsteiger, aber keine Absteiger geben. Die endgültige Entscheidung trifft der NOFV zwar erst demnächst auf einem Sonderverbandstag, die Richtung ist aber klar vorgegeben und eine abweichende Entscheidung wäre eine große Überraschung. Aller Voraussicht nach wird der FCS also erneut vor der Option stehen, das Abenteuer 5. Liga für eine weitere Spielzeit fortzusetzen.
Sowohl Trainer Oliver Richter als auch André Meyer sind eindeutig dafür, in der Oberliga zu verbleiben, auch wenn im Verein die Frotzelei von den "Unabsteigbaren" kursiert. Eine endgültige Entscheidung zur Ligazugehörigkeit machen die Verantwortlichen nicht zuletzt davon abhängig, wie der Kader für die kommende Saison aussehen wird und wie der Verband nun entscheidet, nachdem der Spielbetrieb in der 3. Liga bekanntlich fortgesetzt wird.
Analyse und Diskussion
Trotz der "fußballfreien Zeit" wurde beim Strausberger FC im Hintergrund in den vergangenen Wochen viel analysiert und diskutiert. Die gemeinsamen Gespräche zwischen Vorstand, der Männer- und der Nachwuchs-Abteilung zur künftigen Ausrichtung ergaben die einhellige Unterstützung eines liga-unabhängigen Weges. Mit emotionaler Bindung und Begeisterung – trotz finanzieller Abstriche – will der Verein seine Zukunft gestalten.
Auf Empfehlung von Fußballlehrer Meyer, der seinem Heimatverein aus dem Hintergrund geholfen hat und weiterhin hilft, Trainer Richter und Christian Peper, als Sportlicher Leiter für alle Großfeldmannschaften verantwortlich, erhält das Oberliga-Team als Aushängeschild ein neues Gesicht. Um den "neuen" alten Weg auch gehen zu können, wurden Spieler und Funktionäre in offenen Gesprächen über Chancen und Risiken informiert. Der FCS freut sich, dass neben sportlicher Qualität vor allem auch eine starke Identifikation für den Strausberger Weg erhalten bleibt. So haben etliche Kicker ihren Vertrag für die kommende Saison bereits verlängert.
Oliver Richter bedauert natürlich den Weggang einiger Stammspieler, weiß aber, dass es für Akteure wie Tino Istvanic und Christopher Skade in diesen Tagen ganz andere Schwerpunkte in ihrem Leben gibt. Beide arbeiten in den Betrieben der Eltern mit, die durch die Corona-Krise teilweise in Schwierigkeiten geraten sind. Für die Spieler ist zum Beispiel der weite Weg zum Training ein ziemlicher Aufwand. "Zudem kommt das aktuelle Hygienekonzept und dass auch niemand so richtig weiß, wie lange das alles noch anhalten wird."
Planungssicherheit angemahnt
Richter erklärt, warum der Oberligist derzeit noch pausiert: "Die Spieler, die vornehmlich aus Berlin kommen, müssen in Trainingssachen anreisen, um dann durchgeschwitzt wieder nach Hause fahren – bei den zum Teil langen Wegen sicher kein Vergnügen. Auch ist durch die Abstandsregelung ein vernünftiges Training gar nicht möglich und der Spaßfaktor derzeit einfach nicht gegeben." Der 36-Jährige erklärt auch seine Situation: "Was mich wirklich nervt ist die Tatsache, dass keiner weiß, wann es weitergehen kann. Es ist gar nicht einmal die Unsicherheit, in welcher Liga wir in der neuen Saison spielen. Wir sind Tabellenletzter der Oberliga und haben damit sowieso keine Ansprüche zu stellen, aber wir brauchen ein Stück Planungssicherheit."
Zwölf Spieler bleiben
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass André Meyer als externer Berater seinem ehemaligen Verein hilft und dabei in vielen Punkten mit Oliver Richter einer Meinung ist. Auch Meyer sagt, dass der Weggang einiger Spieler zum Saisonende ein ziemlich normaler Vorgang ist. "Die gegenwärtige Krise hat natürlich einen Einfluss genommen. Doch ich sage auch, dass man sich von einigen Spielern mit Absicht trenne wollte, zum Beispiel von denen, die am Ende ein Stück Bindung zum Verein haben vermissen lassen."
Der Eggersdorfer erinnert daran, dass der FC Strausberg den mit Abstand jüngsten Kader der Liga hatte. "Das ist im Prinzip auch der Weg, den wir fortsetzten wollen: Wir wollen in der Zukunft wieder jung und wild sein." Dabei sei es durchaus positiv, dass zwölf Spieler bleiben. "Einige sind schon drei oder gar fünf Jahre dabei, und das ist in dieser schnelllebigen Zeit schon bemerkenswert. Meyer will weiter in der Oberliga vertreten sein. "Das hätte den großen Vorteil, dass wir durch die sportliche Qualität eine gute Adresse bleiben und junge Talente zu uns locken können. Die wollen wir in der Zukunft aber am liebsten selber ausbilden. Der FC Strausberg soll ein Ausbildungsverein für die Region werden."
Neuverpflichtung vom BFC
Wie das aussehen könnte, beweist ein Spieler, der in den Kader der ersten Männermannschaft aufrücken wird: Aaron Weber, bisher Kapitän der A-Junioren, bekommt einen festen Kaderplatz im Oberliga-Team und soll von Richter behutsam aufgebaut werden. "Wir werden ihm viel Zeit in seiner Entwicklung geben." Zudem gibt es einen Neuzugang zu vermelden: Vom BFC Dynamo kommt der 22-jährige Deniz Citlak. Der offensive Mittelfeldspieler bringt die Erfahrung von immerhin 40 Regionalliga-Einsätzen mit.
Der aktuelle Kaderdes FC Strausberg
Einen Vertrag besitzen: Marvin Jäschke (22 Jahre, seit 2017 im Verein), Tim Falk (21/2018), Maximilian Hinz (24/2015), Luis Suter (22/2017), Khaled Akasha (21/2020), Anton Hohlfeld (22), Pierre Vogt (22), Kaan Bektas (23/alle 2017), Martin Kemter (28/2016 bis Juni 2019, seit Januar 2020), Alex Sobeck (22/2018), Paul Schulze (22/2019), Felix Angerhoefer (23/2003 bis 2013/2017), Deniz Citlak (kommt vom BFC Dynamo, AaronWeber (bisher A-Junioren des FCS)
Den Verein verlassen werden:Meric Bölükbasi, Eric Günther,Christopher Skade, Tino Istvanic,Mathias Reischert, Sergent Karsliund Nima Behnejad. red