„Man steht fassungslos da. Ich kenne die Gegend eigentlich von Bekannten aus dem Motorsport. Aber jetzt sind da nur noch Trümmer. Schrecklich“, sagt Mike David Ortmann. Der 21-Jährige ist Fuhrparkmanager bei der Hoppegartener Firma BSU-Holding GmbH und darüber hinaus noch ein erfolgreicher Rennfahrer. Doch anstatt zum Rennen der ADAC GT Masters-Serie fuhr als Helfer für die Hochwasseropfer Ende Juli zum Nürburgring, der derzeit als zentrales Hilfslager dient. Dabei hatte er dringend benötigte Geräte, die von seiner Firma und den Mitarbeitern zusammengetragen wurden.
„Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir den Menschen in der Eifel helfen können“, berichtet Heiko Ludwig, einer der beiden BSU-Geschäftsführer. Verbindungen der Firma führen in die betroffene Region und über die Hilfsaktion „Handwerk hilft Handwerk“ wurden weitere Kontakte geknüpft. Aber auch ohne dies hätte man den Menschen dort geholfen, stellt Ludwig klar.
Nur Geld spenden ist zu wenig
Nur Geld zu spenden war den Hoppegartenern zu wenig. „Wir hatten hier im Lager ein Notstromaggregat und Trocknungsgeräte zu stehen. Sanierungen nach Brand- oder Wasserschäden gehören zu unserem beruflichen Alltag“, erklärt Ludwig. Wie der Zufall es wollte, hatte die Firma gerade ein neues 3,5-Tonnen-Fahrzeug angeschafft. „Das passte genau für solch eine Aktion. Da war klar, wir starten“, sagte Mike Ortmann, der andere BSU-Geschäftsführer. Beim obligatorischen Bekleben des Fahrzeugs mit Firmenlogo kam auch gleich der Schriftzug „Hilfe für die Eifel“ aufs Auto. Das sollte später noch eine Rolle spielen.
Mit Notstromaggregat und Trocknern ins Krisengebiet
Zusammen mit verschiedenen Geräten wie Kaffeemaschinen, Wasserkochern und Haarschneidern machten sich Mike David Ortmann und der technische Mitarbeiter Christian Otte-Hall am 26. Juli auf den Weg in das vom Hochwasser betroffene Gebiet. Viele Polizeikontrollen mussten sie im Krisengebiet passieren. Dabei half jedes Mal der Schriftzug auf dem Auto, der auf den Grund der Fahrt hinwies.
Achteinhalb Stunden hin, abladen am Nürburgring und kurze Pause, weiter zum Ahrtal und wieder zurück nach Hoppegarten – 1500 Kilometer in etwa 20 Stunden, das ist auch für den Rennfahrer nicht alltäglich. „Es ist einfach ein gutes Gefühl, zu helfen“, sagt der 21-Jährige fast beiläufig zu der Aktion. Aber die Fahrt hat bei ihm tiefen Eindruck hinterlassen, erklärt er. In erster Linie, wie die Menschen in der Not dort zusammenhalten und wie dankbar sie für die Hilfe sind.
Bis zur Normalität dauert es lange
Mit dieser Aktion war die Hilfe der BSU Holding für die Hochwasseropfer noch lange nicht beendet. „Man kennt es doch. Solange es frisch ist, kommt viel Hilfe, die mit der Zeit aber versiegt. Doch genau dann brauchen die Menschen dort Hilfe, wenn der Weg wieder Richtung Alltag gehen muss. Aus unserer Arbeit können wir sagen, dass es bis zu zwei Jahre dauern kann, wenn nach so einem Schaden wieder einigermaßen Normalität herrschen kann“, sagt Ludwig. Er zählt auf: Beseitigung von Schlamm und Müll, Warten auf Gutachten, politische Entscheidungen und dann Sanierungsarbeiten oder gar Neubau. Diese Zeit der Unwissenheit, die Fragen dazu, wie es weitergeht, seien zermürbend, weiß er aus Erfahrung.
Unterstützung für eine Familie
„Wir haben uns auf Geschäftsführerebene zusammengesetzt und beschlossen, dass wir jetzt einer Familie in dieser schweren Zeit zur Seite stehen wollen“, erklärt Ludwig. Auch die Mitarbeiter sind nach Gesprächen mit der Geschäftsleitung voll mit im Boot, berichtet er. Bis zu zwei Jahre lang will die Firma monatliche Kosten bis 3000 Euro für fremde Unterbringung oder Instandsetzung der eigenen vier Wände der Familie als Spende finanzieren. Dazu gibt es firmenintern eine App, in der jeder Mitarbeiter auch darüber hinaus einen finanziellen Beitrag leisten kann. „Wir haben da recht konkrete Vorstellungen, wer für unsere Unterstützung infrage kommt. Mit Helfern vor Ort wollen wir eine Familie ausfindig machen, denen wir so zurück in die Normalität helfen können“, sagt Ludwig. Dies sei kein Schnellschuss, sondern wohlüberlegt und finanziell untersetzt, fügt er hinzu.
Mut machen für andere Helfer
Mit dieser Aktion will man auch anderen Firmen Mut machen, sich dem Beispiel anzuschließen. Bei Fragen von Interessenten stehen die Hoppegartener gerne Rede und Antwort. „Wenn wir ehrlich sind, dem Handwerk geht es derzeit gut. Da kann man auch mit Menschen in echter Not teilen“, sagt Ludwig.
Selbst wenn fachliche Hilfe im Hochwassergebiet nötig ist, steht die BSU Holding bereit. „Wir unterstützen unsere Mitarbeiter, wenn sie dort mit anpacken wollen, mit Werkzeug, Material und freien Tagen“, sagt Mike Ortmann. Gleichzeitig macht er klar, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. „Wenn weitere Hilfe benötigt wird, sind wir die Letzten, die nein sagen…“
Für die Spenden aus Brandenburg wurde ein Konto eingerichtet: Landkreis Märkisch-Oderland, IBAN: DE39 1705 4040 0020 0662 95, Stichwort: Spenden Hochwasserhilfe 2021
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