Ein Stück weiter weist ein Schild mit der Eule auf gelbem Grund das Naturschutzgebiet Stobbertal aus, dies hier wiederum sind Flächen, die zum FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) Tornowsee–Pritzhagener Berge gehören. Der durch das regenreiche Wetter der vergangenen Tage bedingte Zustand der Wege, die die Harvester genommen haben, sind für Ursula und Gerhard Grützmacher das weitaus geringere Übel. Das eigentliche Problem sind Art und Umfang des hier vorgenommenen Holzeinschlags, dessen Resultate aufgestapelt am Rande liegen.
Etliche Höhlenbäume gefällt
Gerhard Grützmacher weist auf einen der Stapel, denn dort ist besonders klar ersichtlich, worum es dem Paar vom Nabu-Regionalverband geht: Viele der mittleren und dickeren Stämme haben in der Mitte ein durchlaufendes Loch. Es waren sogenannte Höhlenbäume, die mit Blick auf den Artenschutz besonders wichtig sind, wie Ursula Grützmacher später erklärt.
Gerade als ehrenamtliche Leiterin des ein Stück weiter in Julianenhof gelegenen Internationalen Fledermausmuseums weiß sie genau, wovon sie spricht. "Der Nachweis der besonders geschützten Mopsfledermaus war ja damals ein zentraler Punkt für die Einrichtung des Museums", blickt sie zurück. Und die "Möpse" brauchen als Lebensraum im Grunde genau das, was mit dem Holzeinschlag in den Pritzhagener Bergen nun auf größeren Flächen verloren gegangen ist: Altbäume mit Höhlen, Ritzen und Spalten, wo sie hinter abgeplatzter Rinde oder in Löchern Quartiere finden. Auch der von ihnen benötigte Kronenschluss im Baumbestand ist nicht mehr da.
"Wir haben große Zweifel, ob der Einschlag in dieser Weise mit den festgeschriebenen Erhaltungszielen des FFH-Gebietes in Einklang zu bringen ist", sagt die Nabu-Regionalchefin. Schließlich seien selbst im Bestand auf diesen Flächen etwa 75 Prozent Forst, nur etwa 20 Prozent naturnaher Wald. Gerhard Grützmacher sieht da auch die Politik in der Pflicht, das mindestens schon seit drei, vier Jahren angekündigte Wildniskonzept endlich vorzulegen, das es bis spätestens 2020 geben sollte. Der Nabu ist in dem Bereich selbst mit einigen Flächen, die der Regionalverband inzwischen an die Stiftung überschrieben hat, Eigentümer. "Wir haben hier all die Jahre noch kein Stück Holz rausgeholt", sagt Gerhard Grützmacher. Gleichwohl könne und wolle niemand den 71 Prozent privaten Eigentümern eine wirtschaftliche Nutzung verwehren, hebt seine Frau hervor. Wichtig sei nur, dies im Einklang mit Naturschutzzielen zu bewerkstelligen. Um das Bewusstsein und die nötige Sensibilität beim Ausgestalten konkreter Maßnahmen zu schärfen, wolle man gern möglichst schon bald alle Beteiligten an einen Tisch holen.