An einem Tag eine Pyramide besichtigen sowie einen Wasserturm und einen Rathaus gleichzeitig erkunden, in die Kirche gehen und in einem beliebten Ausflugsziel keinen Eintritt zahlen. Das ist am Sonntag, 12. September, beim „Tag des offenen Denkmals“ möglich. Auch die Türen mehrerer markanter Bauten im Speckgürtel werden dafür geöffnet. Hinter der bundesweiten Koordination steht seit 1993 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Als größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland setzt sie sich kreativ, fachlich und unabhängig für den Erhalt bedrohter Baudenkmale ein. Der Aktionstag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Sein und Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“.
Spuren der Geschichte
„Das ,Sein‘ steht dabei an erster Stelle, denn ohne Original und Materialität gibt es weder Täuschung, Retusche noch Rekonstruktion. Denkmale können nur dann Geschichten erzählen, wenn die Spuren der Historie zu erkennen sind“, erklärt die Stiftung im Vorfeld.
Im Speckgürtel können mehr als ein Dutzend spannender Bauten kennengelernt werden. Hier eine kleine Auswahl:
Rathaus mit Wasserturm in Neuenhagen: Das Gebäude ist im Osten Deutschlands eine einzigartige Kombination aus Verwaltungssitz und Wasserturm, inklusive Dienstwohnungen und Ratskeller. Errichtet wurde es 1925 bis 1926, der Wasserbehälter war bis 1992 noch in Betrieb. Die Komplettsanierung des Gebäudes erfolgte 1996 bis 2001 mit Wiederherstellung des Ratssaals im Bauhausstil mit farbigen handbemalten Fenstern. Das Objekt hat Aussichtsterrasse in 40 Metern Höhe mit weitem Blick ins Umland und bis nach Berlin. Geöffnet ist von 11 bis 17 Uhr.
Kirche Neuenhagen Nord: Im Jahr 1250 wurde eine frühgotische Kirche aus behauenen Feldsteinen erbaut. Vermutlich waren es Zisterzienser, die von Münchehofe (Mönchshof) ausgehend einen „Nyenhove“ als Filiale und Kirchdorf anlegten. Die im Landbuch von Kaiser Karl IV. erstmals 1375 urkundlich belegte Dorfkirche ist eines der ältesten Gebäude Neuenhagens. Der 22,5 Meter hohe Turm mit einer Wandstärke von 1,62 Meter wurde um 1500 mit Kalksteinen an den Ecken erneuert, später kamen die Konsolen hinzu. Geöffnet ist von 12 bis 17 Uhr. Um 15 Uhr findet ein Orgelkonzert statt.
Bahnhöfe sind auch dabei
Dorfkirche Neuenhagen Süd (Bollensdorf): Der Besitzer des Rittergutes Bollensdorf ließ die ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert stammende Dorfkirche Bollensdorf ab 1856 umbauen zu dem heutigen einschiffigen neugotischen Bau mit fünfeckiger Apsis. Auf dem Kirchhof errichtete sich die Familie Kelch eine Erbbegräbnisstätte als Mausoleum. Das rote Backsteingebäude birgt heute ein Geschichtskabinett, das in Plänen, Karten und Bildern die Geschichte des Ortes Bollensdorf zum Ansehen und Nachlesen präsentiert. Besucher können von 11 bis 17 Uhr vorbeischauen.
Hoppegarten: Vor genau 200 Jahren hat der Garten- und Landschaftskünstler Peter Joseph Lenné den Gutspark Dahlwitz-Hoppegarten im Auftrag des Grafen von Hacke gestaltet. Ab 14 Uhr übernimmt Jutta Sachtleber eine erste Führung, für die sich Interessierte entweder online unter [email protected] oder telefonisch unter 03342 301931 anmelden können. Sollten mehr als 15 Teilnehmer dabei sein wollen, wird es ab 15.30 Uhr noch einen weiteren Erlebnisspazierung durch zwei Jahrhunderte geben. Treffpunkt ist jeweils der Haupteingang des Lenné-Parks an der Rudolf-Breitscheid-Straße 39 im Hoppegartener Ortsteil Dahlwitz.
Fallada-Haus Neuenhagen: In der Erinnerungsstätte an Hans Fallada ist eine Ausstellung zu sehen. Um 14 Uhr findet eine Lesung für Kinder statt, um 16 Uhr liest Schauspieler Jan Damitz für Erwachsene. Geöffnet ist von 11 bis 17 Uhr.
Haus der Begegnung Bollensdorf: Das Gebäude an der Dorfstraße hat einen alten Gewölbekeller, den die Mitglieder des Geschichtskreises der evangelischen Verheißungskirchengemeinde vorstellen. Geöffnet ist von 12 bis 17 Uhr.
Heimatmuseum Schöneiche: Das Heimatmuseum, Dorfaue 8, ist das älteste Doppelstubenhaus im Ort. Es hat einen Ern, eine schwarze und weiße Küche sowie ein Wohn-und Schlafzimmer. Geöffnet ist von 12 bis 17 Uhr.
Ein Stück Autobahngeschichte
Autobahngeschichtliche Sammlung Erkner: Eines von sieben historischen Meistereigehöften im Land Brandenburg. Sie gingen alle Ende der 1930er- bis Anfang der 1940er-Jahre in Betrieb. Die autobahngeschichtliche Sammlung befindet sich in dem noch vorhandenen historischen Streugutsilo und auf den Freiflächen der Autobahnmeisterei, An der Autobahn 1. Geöffnet ist von 10 bis 15 Uhr.
Bahnhof Hangelsberg: Der Bahnhof Hangelsberg ist einer der ältesten Bahnhöfe Deutschlands. Der „Stationsplatz Hangelsberg“ wurde zusammen mit der Strecke Berlin-Frankfurt (Oder) am 23. Oktober 1842 eröffnet. Er verfügte unter anderem über eine Wasserversorgungsanlage für Dampflokomotiven, mehrere Nebengleise und Güterschuppen. Das Gebäude an der Straße der Befreiung in Grünheide wurde mehrmals umgebaut und erweitert, zum Beispiel um einen Stellwerksraum im Obergeschoss. Geöffnet ist von 11 bis 17 Uhr und es gibt vor Ort ein Rahmenprogramm.
Alte Schule Kagel: Die Alte Schule wird hat ab 12 Uhr geöffnet. Um 14 Uhr wird eine Ausstellung mit Kunstwerken von Hanni Bohne eröffnet. Gegen 15 Uhr führen Schüler Puppentheaterstück „Das Geheimnis um den roten Hahn in Kagel“ auf.
Festsaal Strausberg: Der denkmalgeschützte Festsaal Strausberg an der Wriezener Straße wird an diesem Tag geöffnet sein. „Interessierte können an diesem Tag von 14 bis 17 Uhr mal reinschauen, wir geben Auskunft, zeigen die geschichtliche Entwicklung des Festsaales von 1920 bis heute“, lädt der Festsaal-Verein ein.
Pyramide Garzau: Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau (1743 bis 1806), Gelehrter, Kartograph und Offizier zur Zeit Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms II. und III. legte ab 1779 beim Dorf Garzau einen englischen Garten mit einer Pyramide und weiteren Staffagen an. Nach 1802 verfiel die Gartenanlage. Der Förderverein Pyramide und Schlosspark Garzau baute mit dem Architekturbüro Manfred Selle die Pyramide von 2000 bis 2010 wieder auf. Vereinsmitglieder zeigen von 10 bis 16 Uhr die Pyramide und geben Auskunft zum Bauwerk und zum ehemaligen Landschaftsgarten.
Heimatmuseum Erkner: Das Museum widmet sich unter dem Titel „Werksiedlungen in Erkner?“ der Baugeschichte der Stadt. Denn dort entstanden neben dem individuellen Wohnungsbau vom Einfamilien- bis zum Mietshaus eng an größere Unternehmen und deren Arbeitskräftebedarf gebundene Siedlungskomplexe, die man durchaus als Werksiedlungen bezeichnen kann. So hinterließen insbesondere die Eisenbahn, Chemieindustrie oder die Kugellagerfabrik deutliche Spuren. Geöffnet ist von 14 bis 16 Uhr.
Bahnhof Werneuchen: Der Bahnhof Werneuchen wurde 1898 gebaut. Er war einer der vielen Bahnhöfe, die entlang der neuen Bahnstrecke Berlin-Wriezen angelegt wurden. Die neue Strecke wurde vor allem von Pendlern genutzt und diente auch vielen Berlinern und Berlinerinnen für Fahrten ins Grüne. Nach dem Krieg gab es am Bahnhof auch einen regen Güterverkehr. 2006 wurde Werneuchen durch Streckenstilllegungen Endstation. Seit 2009 wird das Bahnhofsgebäude nicht mehr genutzt. An einer Wiederbelebung wird derzeit gearbeitet. Geöffnet ist von 10 bis 16 Uhr.
Gutsanlage Schloss Trebnitz: Wegen ihrer städtebaulichen sowie bau- und gartengeschichtlichen Bedeutung steht die Gutsanlage Schloss Trebnitz mit Herrenhaus, Ehrenhof, Schlosspark und den ehemaligen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden unter Denkmalschutz. Bestandteil der früheren Gutsanlage waren neben dem Herrenhaus das Inspektorenhaus, die Remise, Schmiede mit der anhängigen Meierei, Waschküche, Stellmacherei, Brennerei sowie verschiedene Stall- und Speichergebäude, die heute von unterschiedlichen Trägern genutzt werden. Eine Führung findet um 11 Uhr statt.
Stadtpfarrkirche St. Marien Müncheberg: Anfang des 13. Jahrhunderts errichteten Zisterziensermönche eine Kirche als erstes festes Gebäude der Stadt. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche mehrfach um- und ausgebaut. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhielt das Gotteshaus seine heutige Grundform. Der Glockenturm wurde 1829 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel neu aufgebaut. Im April 1945 brannte die Kirche aus und stand bis 1993 ohne Dach. Der Wiederaufbau und ein moderner Einbau ermöglichen seitdem eine kirchliche und weltliche Mehrfachnutzung. Geöffnet ist von 13 bis 17 Uhr.
Museumspark Rüdersdorf: Im Museumspark können Besucher hautnah die Geschichte des Kalksteinabbaus erleben, die Rüdersdorf geprägt hat. Seit 1990 setzten sich Denkmalschützer, Ehrenamtliche und Aktivisten für den Erhalt und die Sanierung der alten Industriedenkmäler und deren Begehbarmachung ein. Geöffnet ist von 10 bis 18 Uhr. Und zum „Tag des offenen Denkmals“ ist der Eintritt frei.
Weitere Infos gibt es online unter